Buchgroßhändler KNV insolvent

18. Feb. 2019
KNV, einer der größten deutschen Buchgroßhändler, hat Insolvenz angemeldet. In Medienberichten wird vermutet, dass auch der Bau eines neuen Logistikzentrums in Erfurt 2014 damit zu tun hat.
Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Tobias Wahl von der Kanzlei Anchor mit Sitz in Mannheim hat das Unternehmen Koch, Neff und Volckmar (KNV) für sieben seiner Gesellschaften beim Amtsgericht Stuttgart einen Insolvenzantrag gestellt. Nach einer gescheiterten Investorenverhandlung soll die bereits laufende Restrukturierung jetzt im Rahmen der Insolvenz erfolgen. Ziel sei es, die Unternehmen langfristig und robust am Markt zu positionieren.
Der Buchlogistiker, der als Bindeglied zwischen den Verlagen und Buchhandlungen auftritt, hat seinen Hauptsitz in Stuttgart und beschäftigt aktuell rund 1.800 Mitarbeiter. In seinem Logistikzentrum Erfurt hat das Unternehmen ständig rund 590.000 Titel von 5.000 Verlagen auf Lager und beliefert in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehr als 5.600 Buchhandlungen.
Das neue Logistikzentrum in Erfurt hatte KNV 2014 gebaut und seine Logistik von den Standorten Stuttgart, Köln und Heiterbach dorthin umgezogen. Medienberichte gehen davon aus, dass sich KNV mit diesem Projekt verhoben hat. Der Bau kostete 150 Millionen Euro, zudem musste das Unternehmen am neuen Standort ein intensives Recruiting betreiben. Gleich zu Anfang gab es zudem massive Probleme bei der Lieferfähigkeit, und das im beginnenden Weihnachtsgeschäft: Die Ursachen dafür waren die aufwendige Technik in dem neuen Logistikstandort, die IT-Leistung, die durch Softwareupdates gerade zu Beginn geschmälert wurde, sowie die Einarbeitung von rund 450 neuen Mitarbeitern. Um die Zustellung im Nachtsprung zu sichern, musste nach Medienangaben bis 2016 ein Doppelbetrieb in Stuttgart aufrechterhalten werden. Auch die nachlassenden Umsätze im stationären Buchhandel insgesamt sowie der zunehmende Konzentrationsprozess stellen KNV vor große Herausforderungen.