Kombiverkehr: mehr Angebote in Skandinavien

28. Sept. 2020
Kombiverkehr plant aufgrund der steigenden Nachfrage eine neue Verbindung aus dem Ostseeraum nach Verona.
Pünktlichkeit ist ein Erfolgsfaktor im Güterverkehr. Dass sie auch im Kombinierten Verkehr (KV) gelingen kann, zeigt der Frankfurter Operateur Kombiverkehr, der mit seinen Skandinavien-Verkehren mehr Spediteure anspricht und die Zahl der Direktverkehre gesteigert hat.
Steigende Mengen im Skandinavien-Verkehr
Den Aufwärtstrend im Nordeuropa-Verkehr zeigen nicht nur die Zahlen von 2019, das Wachstumsniveau hält auch bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt an. Dieses Wachstum auf fast allen Relationen nach Skandinavien ist nach Angaben von Ulrich Bedacht, Leiter Nordeuropa-Verkehre und deutsche Ostseehäfen bei Kombiverkehr, durchaus auf die Qualität zurückzuführen. Die Kennzahl von 95 Prozent zeigt seiner Meinung nach, dass der KV ein verlässliches Produkt sei. Unter fünf Prozent Verspätungen, das nehmen auch die Kunden gut an, die zudem auf die weiteren Vorzüge des KV setzen: optimierter Fahrereinsatz, Mautkosten nur im kurzen Vor- und Nachlauf auf der Straße, vier Tonnen mehr Nutzlast und weniger CO2-Emissionen.
Gute Zusammenarbeit mit DB Cargo
Hinter der Qualitätskennzahl stecke eine gehörige Portion Arbeit über einen längeren Zeitraum, sagt Bedacht gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Die Pünktlichkeit sei aber auch das Ergebnis der sehr guten Zusammenarbeit von Kombiverkehr mit seinen Partnern, allen voran DB Cargo. „Die Qualität ist gleichbleibend gut, auch wenn viel gebaut wird. Stehen Baumaßnahmen bevor, wird das mit dem Kunden vorher abgesprochen“, lobt Bedacht das Vorgehen des Eisenbahnanbieters.
Ein Beispiel sei Dänemark, wo seit mehreren Jahren an einer neuen Strecke zwischen Malmö und Jütland gebaut werde und der Ausweichverkehr auf andere Leitungswege erfolge. Auch beim Zugunglück Anfang Januar 2019 auf der Storebælt-Brücke seien die Züge entsprechend schnell umgeleitet worden. „Die Produktion erfolgt durch DB Cargo Scandinavia, die auch die Personalplanung macht. Damit ist das Angebot aus einer Hand, was zu mehr Transparenz und Flexibilität beiträgt.“ Ein Beispiel dafür sei die Verbindung Herne–Malmö. Auf der gesamten Strecke wird durchgängig nur eine Mehrsystemlok eingesetzt.
Schnelle Absprache in den Terminals
Auch die Terminals tragen wesentlich zur Pünktlichkeit der Züge bei. Aus diesem Grund sei Kombiverkehr auch an diversen Hafenterminals im Norden Deutschlands beteiligt und könne so auch Einfluss auf die Prozesse nehmen, sagt Bedacht. „So sind schnellere Absprachen und optimierte Abläufe möglich, die Mitarbeiter haben zudem einen deutlicheren Fokus auf den Kombinierten Verkehr.“ Das komme letztlich „allen das Terminal nutzenden Operateuren und Spediteuren zugute.“
Innerschwedische Ganzzugangebot
2019 hat Kombiverkehr im Direktverkehr nach Dänemark 5.600 Sendungen und nach Schweden 58.000 Sendungen befördert, was ein Plus von 11,2 Prozent beziehungsweise 7,7 Prozent bedeutet. Als Folge hat das Frankfurter Unternehmen sein Angebot angepasst: Seit Ende 2019 gibt es ein erstes innerschwedisches Ganzzugangebot von Trelleborg nach Hallsberg. Das größte Wachstum verzeichnet Kombiverkehr auf der offenen Verbindung Duisburg–Lübeck. Folgerichtig gibt es seit Anfang des Jahres insgesamt drei Abfahrten pro Tag und Richtung plus eine am Samstag, also 16 Rundläufe je Woche. Sechsmal pro Woche und Richtung fährt Kombiverkehr zudem die Verbindung Ludwigshafen–Lübeck. Auch internationale Direktverkehre gibt es: Kiel–Verona steht mit vier Abfahrten ab Schwedenkai und Norwegenkai im Fahrplan. Für die Verbindung Rostock–Verona gibt es sechs offene Zugrundläufe und sechs Company-Train-Rundläufe pro Woche.
Geplant: Lübeck–Verona
Eine Lücke, die es noch im Ostseeverkehr zu schließen gelte, sei ein internationales Angebot nach Lübeck, sagt Bedacht. Geplant sei daher eine Direktverbindung nach Verona zu marktfähigen Konditionen. „Dabei rechnen wir zu Anfang mit bis zu vier Abfahrten in der Woche.“
Laut Peter Dannewitz, Leiter Vertrieb bei Kombiverkehr, sind auch Verkehre von Skandinavien nach Frankreich und Spanien denkbar, da ein erheblicher Bedarf festzustellen sei. Der Einsatz von Megatrailern stelle dabei noch eine Herausforderung dar, weil nicht durchgehend ein P400-Lichtraumprofil gegeben sei. Zudem seien ein möglicher Anwenderkreis auf diesen Verbindungen Spediteure mit Tiefkühlwaren, die ein Höchstmaß an Pünktlichkeit benötigten.
Lebensmittel legen zu
Aktuell kommt nach der Sommerpause und dem Corona-Shutdown im Frühjahr vieles aber erst wieder so richtig in Fahrt. Auf der Strecke Duisburg–Lübeck etwa war im Frühjahr phasenweise die dritte Tagesabfahrt ausgelegt worden, weil es vor allem von Kunden aus dem Bereich Automobil und Zulieferer in Schweden weniger Sendungen gab. Gleichzeitig stiegen aber die Sendungen mit Lebensmitteln, und vermehrt wurden auch Rohstoffe für Hygieneartikel transportiert. Als Beispiel nennt Kombiverkehr einen Direktzug mit Zellulose für medizinische Teststreifen.
„Man merkt, dass die Automobilproduktion wieder anläuft, teilweise gibt es sogar einen richtigen Nachholbedarf an Transporten“, sagt Ulrich Bedacht. Der KV-Experte erwartet daher für die kommenden Monate wieder ein besseres Aufkommen, auch wenn der Preisverfall auf der Straße weiter ein Problem für den KV darstelle.
Das Ziel sei natürlich auch für 2020 eine Volumensteigerung. Für die Skandinavien-Verkehre ist ihm da 2021 aber nicht allzu bange. „Hier sehe ich ausreichend Kundenbedarf sowie Ressourcen bei den Bahnen. Nicht nur bei Themen wie der Waggonverfügbarkeit und den Terminalabläufen, sondern auch, um neue Produkte für die Kunden einzuführen, wie wir es mit der Verbindung Verona–Lübeck planen.“