Kombiverkehr zieht Bilanz 2023
Kombiverkehr hat die Geschäftszahlen für das Jahr 2023 vorgelegt. Nach Angaben des Operateurs gingen die Verkehre gegenüber dem Vorjahr um 15,9 Prozent zurück. Insgesamt seien 815.467 Lkw-Sendungen beziehungsweise 1,63 Millionen TEU von der Straße auf die Schiene verlagert worden.
Trotz zurückgehender Mengen wurden jedoch keine Verkehre gestrichen. Über eine intelligente Netzwerksteuerung blieb das Zugprogramm von Kürzungen unbenommen und die Verkehre konnten flexibel gesteuert werden – künftig soll durch den Einsatz von KI die Verteilung freier Kapazitäten noch besser laufen.
Produktionsrückgänge der Industrie lassen Sendungszahlen schrumpfen
Als Gründe für den Rückgang nennen die beiden Geschäftsführer Armin Riedl und Heiko Krebs die schwächelnde Wirtschaft mit starken Produktionsrückgängen, etwa aufgrund des Themas Energie. Einen noch nie dagewesenen, branchenübergreifenden „Industrieschock“ habe er erlebt, sagte Riedl bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Kombiverkehr-Gesellschafterversammlung; eklatant sei die Lage insbesondere in der chemischen Industrie gewesen.
Was sich auf die Sendungsentwicklung aber auch ausgewirkt habe, sei die weiter schlechte Leistungsqualität der Bahnen, mehrheitlich verursacht durch Baumaßnahmen im deutschen Streckennetz. Damit sei fast jeder zweite Zug verspätet, was die Spediteure durch einen zusätzlichen Einsatz von Fahrzeugen und Personal zu kompensieren versuchen – und die Mehrkosten dafür übernehmen.
Verteuerung der Trassenpreise bei gleichzeitig reduzierter Förderung
War der Markt schon 2023 herausfordernd, so nehmen die großen Aufgaben mittelfristig nicht ab. Die angekündigte Verteuerung der Trassenpreise und die wegfallende Trassenpreisförderung sind laut Riedl ein wirtschaftliches Problem vor allem der Eisenbahnverkehrsunternehmen. Für den Kombinierten Verkehr belastend sei aber auch die „Begleitmusik drumherum“, die auch deutlich teurer werde - Abstellkosten, Stornierungskosten, mehr Umwegfahrten, die zu mehr Lokomotiv- und Personalkosten führen würden.
Umwege von 400 Kilometern wegen Korridorsanierung
Auch die Tatsache, dass sich der Bund im Rahmen der geplanten Korridorsanierungen, anders als für den Personenfernverkehr, im Güterverkehr gegen eine Kompensation der Mehrbelastungen ausgesprochen habe, bereitet den Beteiligten des KV demnach Kopfzerbrechen. „Die Sanierung der Hochleistungskorridore bringt Umwege von 200 bis zu 400 Kilometern mit sich – das können nicht allein die Nutzer zahlen, da muss der Bund aktiv werden“, sagte Riedl.
Die beiden Geschäftsführer verlangen auch im Hinblick auf das Erreichen der Klima- und der Verlagerungsziele von der Straße zum Intermodaltransport ein stärkeres Engagement des Bundes. „Keine Subventionen, sondern verlässliche Rahmenbedingungen“, sagte Riedl.
Beihilfeverfahren gegen Deutschland wegen DB Cargo
Ein großes Thema für Kombiverkehr und seine Kommandatisten ist auch das laufende Verfahren der EU-Kommission gegen Deutschland wegen unerlaubter Beihilfe für DB Cargo – der Ausgang ist noch offen. Aus den Konsequenzen aus dem Beihilfeverfahren gegen das französische Eisenbahnunternehmen Fret SNCF will Kombiverkehr Lehren ziehen und hat seine Zugproduktion für das 2025 deswegen vorsichtshalber anders aufgestellt. „Würde es zu einem Ausfall von Verkehren kommen, wären wir davon wirtschaftlich erheblich betroffen“, sagt Riedl.
Deswegen sollen die beiden Gesellschaften Lokomotion und KombirailEurope, die zum Kombiverkehr-Portfolio gehören, ein deutlich größeres Traktionsvolumen übernehmen. „Für 70 Prozent der Verkehre haben wir Stand heute eine Lösung, es gibt Fahrpläne, Einheiten und Personal“, sagt Heiko Krebs. Darin enthalten seien auch weiter Leistungen von DB Cargo, aber eben auch in stärkerem Maße von Lokomotion und KombirailEurope sowie auch von anderen Anbietern.
Für die weiteren 30 Prozent, die rund 200.000 bis 300.000 Sendungen ausmachen, werde noch nach Lösungen gesucht – es gebe zwar Anbieter, aber mit noch nicht marktfähigen Preisen. „Auch hier suchen wir noch das Gespräch für eine zeitlich begrenzte Risikoübernahme durch den Bund“.
Ausblick: steigende Zahlen erwartet
Der Ausblick 2024: Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass 2024 wieder schwarze Zahlen erreicht werden. Bereits im März und April habe sich eine Belebung des Marktes gezeigt, und auch wenn die Mengen aktuell noch eine Stagnation erfahren, wird eine Steigerung im Jahresverlauf erwartet. Auch die steigende Transportnachfrage auf der Straße könnte Kombiverkehr zupasskommen, da dort in den vergangenen Monaten erheblich an Kapazitäten abgebaut wurde, sagte Geschäftsführer Riedl.