Komplexe Zollvorschriften fordern Unternehmen
Die komplexen und sich immer wieder ändernden Zollvorschriften stellen den Handel vor Herausforderungen. Das geht aus der Strategic Radar Customer Survey hervor, die der Zollabfertigungsdienst Customs Support Group (CSG) mit Hauptsitz in Rotterdam veröffentlicht hat. Die Umfrage zeigt auf, wie Unternehmen sich angesichts von Personalmangel und fehlendem zollspezifischen Fachwissen auf das Jahr 2025 einstellen.
Schnell auf neue Zollvorschriften reagieren
Internationale Konflikte und gestörte Handelswege halten die Unternehmen dauerhaft in Atem: Ob die Blockade im Suezkanal oder der Krieg in der Ukraine – mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (51 Prozent) sagen, dass sie bereits von globalen Schocks betroffen waren. Und insgesamt 45 Prozent der Befragten sind auf externes spezialisiertes Fachwissen angewiesen, um lokale und internationale Zollvorschriften sowie strengere Umweltvorschriften einhalten und schnell auf neue Zollvorschriften reagieren zu können.
Unternehmen suchen Zoll-Experten
„Die Komplexität der Vorschriften und die damit verbundenen Risiken bringen Unternehmen zunehmend an ihre Grenzen“, sagt John Wegman, CEO der Customs Support Group. „Das wird durch die zunehmenden geo- und wirtschaftspolitischen Spannungen noch verstärkt, sodass sich viele Unternehmen externe Unterstützung suchen. Es ist ihre Antwort darauf, sich in der komplexen und schnell verändernden regulatorischen Landschaft zurechtzufinden.“
Wie die Wirtschaft auf neue Zölle reagiert
Mit dem zunehmenden Protektionismus im Welthandel nimmt auch die Kurzfristigkeit von Zollerhebungen zu. „Die EU-Kommission hat 2024 beispielsweise recht schnell Strafzölle auf E-Autos aus China verhängt“, erklärt John Wegman. „Die Regelung trat am 5. Juli in Kraft und galt zunächst bis November. Eine typische Reaktion der Wirtschaft: Kurz vorher wurden noch massenhaft chinesische E-Autos nach Deutschland und Europa importiert, um die Läger zu füllen.“
Sorge vor höheren Zöllen in die USA
Diese Strategie funktioniere aber nur vorübergehend. „Zölle entscheiden am Ende auch immer darüber, wie teuer ein Produkt ist – dabei werden höhere Preise in der Regel an die Verbraucher weitergeben“, erklärt John Wegman. Das erklärt auch die Sorge der deutschen Wirtschaft vor Zoll-Ankündigungen aus den USA. Ob Unternehmen angesichts höherer Zölle ihre Lieferketten tatsächlich umgestalten, entscheide sich in der Regel erst sehr viel später.
Trend zum Outsourcing von Zollaufgaben als Chance
In Zeiten des zunehmenden Protektionismus werden sich Unternehmen voraussichtlich aber auch im Jahr 2025 auf neue und komplexe Zölle einstellen müssen. „Angesichts von Personalnot und mangelnden Kapazitäten gehen wir davon aus, dass der Trend zum Outsourcing im Bereich der Zollberatung und Zollanmeldungen weiter zunehmen wird“, erläutert John Wegman. Fast 60 Prozent der Befragten entscheiden sich für die Auslagerung von Zollaufgaben, um einen Kapazitätsmangel zu beheben. Insgesamt 45 Prozent wollen Zugang zu zollspezifischem Fachwissen erhalten. Branchenspezifisches Wissen war für 48 Prozent der Befragten wichtig.
KI hilft nur in Verbindung mit menschlicher Expertise
Künstliche Intelligenz (KI) werde künftig bei der Zollabwicklung eine wichtige Rolle spielen. Die Angst vor dem Risiko der Nichteinhaltung von Vorschriften unterstreicht jedoch die entscheidende Rolle von Zollwissen und Fachkenntnissen – hier brauche es echte Intelligenz. Diese menschliche Expertise sei dann der Schlüssel zur Verbesserung der KI sowie zur Bewältigung der komplexen und sich verändernden regulatorischen Landschaft angesichts geopolitischer Störungen.