Krisenresilienz von Transportketten und Häfen

28. Juni 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Beim Parlamentarischen Abend der Binnenhäfen und der Binnenschifffahrt in Berlin stand die Resilienz der Wirtschaft und der logistischen Systeme im Fokus. Die Branche bekräftigte gegenüber Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing (FDP) ihre Bereitschaft, aktiv an den Lösungen für Zukunftsfragen wie Energiewende, Klimaneutralität, Digitalisierung und Modernisierung der Infrastruktur mitzuwirken. „Binnen- wie Seehäfen werden als Wasserstoffhubs und Knotenpunkte für klimaneutrale Energieträger enorm an Bedeutung gewinnen“, erklärt BÖB-Präsident Joachim Zimmermann.
„Der Krieg in der Ukraine hat den Druck auf die internationalen Logistikketten massiv verstärkt. Die Versorgungssicherheit von Industrieunternehmen, aber auch die des Handels und der Energieerzeuger kann zurzeit nur unter großen Kraftanstrengungen aller Beteiligten gewährleistet werden. Gleichzeitig offenbart das Arbeiten am Limit von Personal, Equipment und Infrastruktur die Schwächen im System. Oberstes Ziel der Politik muss es daher sein, Rahmenbedingungen zu setzen, die die Resilienz der Transportketten gegenüber Krisen steigern", erklärt der BÖB-Präsident.
Ein zentraler Punkt für mehr Krisenresilienz aus Sicht der Binnenhäfen sei die Schaffung eines Level-Playing-Fields zwischen Bahn und Binnenschiff. Rund ein Viertel des gesamten Schienengüterverkehrs in Deutschland wird via Binnenhäfen abgewickelt. Allerdings zeigen die aktuellen, gravierenden Störungen im System Schiene, dass „die Schiene die Sicherung der Versorgung von Industrie und Handel nicht allein gewährleisten kann“. Zimmermann: „Wir müssen Schiene und Wasserstraße als sich ergänzende Teile eines umweltfreundlichen Systems denken, das auf die individuellen Stärken und die Verknüpfung der beiden Verkehrsträger setzt. Verkehrsverlagerung darf sich nicht zwischen den beiden umweltfreundlichen Verkehrsträgern abspielen, sondern von Straße auf Schiene und Wasserstraße.“
Der Kombinierte Verkehr sei ein wichtiger Baustein für Verkehrsverlagerung. „Wir bedanken uns daher ausdrücklich beim Bundesverkehrsminister für die Novellierung der Förderrichtlinie für den Kombinierten Verkehr. Die neue Richtlinie wird voraussichtlich viele Forderungen der Branche aufgreifen. Besonders die Förderfähigkeit von Ersatzinvestitionen begrüßen wir Binnenhäfen sehr“, sagt Zimmermann. Neben der KV-Förderung brauche es auch Anreize und bessere Rahmenbedingungen für nicht-containerisierte Güter. „Hier stehen für die Binnenhäfen vor allem Erleichterungen bei Genehmigungen für Umschlag und Transport im Fokus. Neben der dringend benötigten Sanierung der vorgelagerten Infrastrukturen fordern wir daher eine Optimierung der bewährten Förderung für das Schienengüterfernverkehrsnetz (SGFFG) sowie die Schaffung eines analogen Programms von Bund und Ländern zur Ertüchtigung von Kai- und Uferanlagen in den Häfen“, betont Zimmermann.
Sein Fazit: „Die Binnenhäfen waren bereits in der Vergangenheit Wegbereiter von Fortschritt und Innovationen und sind dies auch heute. Wir stehen auch künftig zu unserer Verantwortung, einen aktiven Beitrag für den Wandel zu einer modernen Hafen- und Logistikwirtschaft, die die Industrie und die Regale in den Supermärkten sicher und klimaneutral mit Waren und Gütern versorgt, zu leisten. Der kürzlich durch das Bundesverkehrsministerium gestartete Prozess zur Erarbeitung einer Nationalen Hafenstrategie bietet einen geeigneten Rahmen, um unsere Zukunftsthemen zu adressieren, gemeinsam zu bearbeiten und entsprechende politische Rahmen zu setzen. Die Binnenhäfen werden diesen Prozess aktiv mitgestalten.“