Krone überprüft Generalüberholung von Trailern
Der Trailerhersteller Krone prüft, wie er gebrauchte Auflieger über Nacht generalüberholen kann. Hintergrund ist der Wegfall wichtiger Gebrauchtfahrzeugmärkte.
Kunden des Fahrzeugbauers Krone sollen ihre Trailer künftig noch länger bedenkenlos nutzen können. Die Verantwortlichen prüfen dazu den Einstieg ins Refurbished-Segment. Konkret können sie es sich vorstellen, bei zum Beispiel sechs Jahre alten Gebrauchten über Nacht eine Generalüberholung vorzunehmen, um damit ihre Nutzungsdauer noch einmal um weitere drei Jahre zu erhöhen. Erneuert werden könnten dann sicherheitsrelevante Teile wie Reifen und Bremsanlage, aber auch Plane und Aufbaukomponenten. „Das könnte innerhalb von acht Stunden funktionieren“, erklärte Ingo Geerdes, Geschäftsführer für die Bereiche Key Account, Flotte und Gebrauchtfahrzeug, am Donnerstag vor Journalisten in Papenburg. Einen konkreten Zeitplan für die neue Dienstleistung nannte er nicht, betonte aber: „Wir sind weit über den Status des Brainstorming hinaus.“
Verkauf von Trailern in Mittleren Osten lohnt sich nicht
Hauptgrund für die Überlegungen ist der Wegfall wichtiger Absatzmärkte für gebrauchte Trailer – allen voran Russland aufgrund der Zollrestriktionen. „Russland hat bislang jährlich 20.000 gebrauchte Trailer aufgenommen“, sagte Geerdes. „Kein Markt kann das ansatzweise ersetzen.“ Ein möglicher Verkauf nach Afrika oder in den Mittleren Osten sei dagegen mit zu hohen finanziellen Einbußen verbunden, wenn dort nur 2.000 bis 2.500 Euro pro Fahrzeug zu holen sind. Aktuell stehen nach Einschätzung von Geerdes 50.000 gebrauchte Trailer in Europa und warten auf neue Eigentümer.
Die Folge ist, dass Speditionen und Werkverkehre ihre Trailer länger halten, was erhebliche Auswirkungen auf den Absatz der Neufahrzeuge hat. Was das Segment der Planensattel angeht, hatten die Hersteller voriges Jahr allesamt mit Rückgängen um etwa 40 Prozent zu kämpfen, wie Dr. Frank Albers, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing der Krone-Nutzfahrzeuggruppe, skizzierte. Für das Werk Werlte hat das Unternehmen daher noch bis 30. Juni Kurzarbeit angemeldet. Albers zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass die Geschäfte wieder anziehen und sich die Delle nicht zu einer Krise auswächst. „Wir haben Signale, dass sich die Lage entspannt“, betonte er. Ein Selbstläufer ist das Ganze offenbar aber nicht. „Wir müssen vertriebsseitig Gas geben“, erklärte Albers.
Krone verdoppelt Kapazitäten in Herzlake
Im vergangenen Geschäftsjahr, das von August 2018 bis Juli 2019 ging, setzte die Trailersparte von Krone rund 57.000 Einheiten ab. Deutlich mehr als die Hälfe waren mit 34.000 Einheiten Anhänger und Auflieger, hinzu kommen etwa 13.000 Wechselsysteme und rund 10.000 Koffer. Der Umsatz lag mit 2,2 Milliarden Euro leicht über dem Vorjahreswert. Rund 71 Prozent davon entfielen auf die Nutzfahrzeug-, der Rest auf die Landtechniksparte. Die größte Einzelinvestition tätigte das Unternehmen in Herzlake, einem von sieben Produktionsstandorten der Nutzfahrzeugsparte, wo die Kapazitäten für den Bau von Trockenfrachtkoffern und Wechselsystemen verdoppelt wurden. In Lingen begannen die Arbeiten für ein „Future Lab“, wo Nutzfahrzeuge erprobt und weiterentwickelt werden sollen.
Weitere Mittel mobilisierte Krone für die Übernahme des niederländischen Spezialisten für Schubbodentrailer, der Knapen Gruppe aus Deurne. Es handele sich um einen Premiumhersteller, zugleich Marktführer in seinem Segment, der gut ins Portfolio von Krone passe, erläuterte Geschäftsführer Albers. Das Unternehmen soll unter dem Dach der Krone-Nutzfahrzeuggruppe eigenständig weitergeführt werden.
100 Celsineo-Einheiten laufen im Feldtest
Weitere Highlights für Krone im vergangenen Jahr waren unter anderem die Vorstellung eines eigenen Kühlgeräts in Kooperation mit Liebherr in Stuttgart und die Präsentation des Krone Safe Curtain, eines Planensattels mit integrierten Federstahlstreifen, der ohne Einstecklatten zur Ladungssicherung auskommt. Vom Kühlaggregat Celsineo sind nach Krone-Angaben bisher rund 100 Einheiten produziert und im Feldtest, an dem unter anderem die österreichischen Speditionen Müller Transporte und Transdanubia teilnehmen. „Der Feldtest geht nun in die nächste Stufe, zur IAA 2020 beginnt der offizielle Verkaufsstart“, kündigte Albers an.
Ebenfalls vielversprechend ist seiner Ansicht nach ein Krone-Kühlauflieger, der die Energie für sein Elektro-Kühlgerät über eine Rekuperationsachse in Verbindung mit einem Akku-Pack bezieht. Die Batterie ist an der Stelle des Palettenkastens verbaut. Zum Einsatz kommt ein solcher Elektro-Trailer bereits bei der Nagel-Group, die den Auflieger von einer rein elektrisch angetriebenen Zugmaschine aus dem Hause Futuricum ziehen lässt. „Wir haben mit vielen Großflotten gesprochen und sehen großes Interesse an dem Fahrzeug“, erklärte Albers. Die Anfangsinvestition sei relativ hoch. Bei einer Nutzungsdauer von acht bis zehn Jahren kann dieser Trailer aber wirtschaftlich betrieben werden, so die Krone-Einschätzung. Und natürlich solle der Trailer eines Tages dann mit einem Krone-Kühlgerät bestückt werden. Aktuell stammt das Aggregat von Carrier.