Kühne + Nagel: Wachstum dank E-Commerce

28. Feb. 2018
Der Internet-Handel sowie die Aktivitäten in der Pharma- und Frischelogistik waren im vergangenen Jahr die Wachstumstreiber des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel. „Wir wachsen im E-Commerce-Fulfillment jedes Jahr um 50 Prozent“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Detlef Trefzger bei der Bilanzvorlage des Unternehmens heute in Zürich. Kühne + Nagel betreibe inzwischen rund 80 E-Commerce-Standorte in fast 30 Ländern, berichtete er – ohne den Anteil der E-Commerce-Aktivitäten am Gesamtumsatz beziffern zu wollen. Er liege aber deutlich im zweistelligen Bereich. Einer der größten Kunden ist der chinesische Internet-Riese Alibaba, dessen Plattform zum Beispiel auch an die Kühne + Nagel-Buchungsplattform KN Freight Net angeschlossen ist.
Positiv wirkten sich daneben auch das Engagement im Pharma- und Frischebereich aus. Kühne + Nagel stärkte diese Aktivitäten 2017 durch den Erwerb von vier Unternehmen. Im Frischebereich rückten das US-Unternehmen CFI mit rund 700 Mitarbeitern sowie der kenianische Dienstleister Trillvane mit 130 Mitarbeitern unter das Konzerndach. Das Spektrum ihrer Aktivitäten reicht von Meeresfrüchten über Gemüse bis zu Schnittblumen. Mit 500.000 im Bereich Perishables beförderten Tonnen sei man in diesem Segment klar die Nummer eins, sagte Trefzger.
Von den Zuwächsen im Bereich E-Commerce, Pharma- und Frischelogistik profitierten alle Sparten im Unternehmen: Luft- und Seefracht, Kontraktlogistik und der Landverkehr. Im Landverkehr führt die hohe Nachfrage im Bereich Pharma auch zu einem weiteren Aufbau der eigenen Trailerflotte. So soll der einige hundert Auflieger starke Fuhrpark an Bi-Thermo-Trailern 2018 um weitere 100 Fahrzeuge wachsen.
Das Aufstocken des Fuhrparks für die Pharmabranche ändere aber nichts am generellen Asset-light-Ansatz des Unternehmens, betonte Trefzger. Als Reaktion auf den Mangel an Fahrern und Kapazitäten passt Kühne + Nagel aber die Beschaffungsstrategie an, indem man langfristiger einkaufe und sich Kapazitäten sichere, führte der Vorstandschef aus.
Insgesamt zeigte er sich glücklich darüber, wie sich die Geschäfte im Landverkehr 2017 entwickelt hätten. War die Sparte lange das Sorgenkind des Unternehmens, verdoppelte sie voriges Jahr ihr Ergebnis (Ebit) annähernd auf 49 Millionen Schweizer Franken (42 Millionen Euro). Die Umsätze stiegen um 7,2 Prozent auf 3,4 Milliarden Franken (2,9 Milliarden Euro). Die Zahl der Sendungen kletterte um rund sechs Prozent auf 18,4 Millionen. „Wir hatten im Landverkehr eine jahrelange Aufbauarbeit, nun leistet er einen signifikanten Beitrag zur Kühne + Nagel-Gruppe“, betonte Trefzger. Das Unternehmen profitiert in dieser Sparte auch von einer höheren Effizienz durch verbesserte Prozesse – etwa die Vereinheitlichung im Bereich Transport-Management-Systeme oder die für dieses Jahr geplante Anbindung aller Kunden auch im Landverkehr an die Plattform KN Freight Net.
Gemessen am Umsatz und Ergebnis ist der Landverkehr aber weiterhin die kleinste der vier Sparten. In der Seefracht, wo sich Kühne + Nagel als absolute Nummer eins sieht, wuchs der Umsatz um 10,3 auf 8,8 Milliarden Franken (7,6 Milliarden Euro). Der Volumenzuwachs um 302.000 20 Fuß-Container (TEU) entspreche in etwa dem, was eine mittelständische Spedition jährlich im Schnitt abwickle, machte Trefzger deutlich. Insgesamt schlug der Konzern 4,4 Millionen TEU in der Seefracht um.
Auch in der Luftfracht standen die Zeichen auf Wachstum. Die 2017 zusätzlich abgewickelte Menge entspreche pro Arbeitsalltag zwölf Flugzeugen zusätzlich, erläuterte der Firmenchef. 20,4 Prozent zusätzliches Volumen bedeutete zum Jahresende einen Wert von 1,6 Millionen Tonnen. Der Umsatz stieg ebenfalls um ein Fünftel auf 4,8 Milliarden Franken (4,2 Milliarden Euro).
Dynamisch entwickelte sich auch die Kontraktlogistik, wo Kühne + Nagel einen Zuwachs um 7,3 Prozent auf 5,3 Milliarden Franken verbuchte (4,6 Milliarden Euro). Die Logistikfläche wuchs um sechs Prozent auf 10,6 Millionen Quadratmeter. Erfreut zeigte sich Vorstandschef Detlef Trefzger darüber, dass einerseits die Leerstandsquote auf 2,7 Prozent weiter reduziert wurde und zum anderen an allen Standorten Mehrwertdienste angeboten würden. Vom einfachen Ein- und Auslagern habe sich Kühne + Nagel verabschiedet.
„Alle Geschäftsbereiche haben hervorragend performt“, bilanzierte Trefzger. Die vier Sparten zusammen bescherten dem Unternehmen mit Zentrale in Schindellegi Erlöse von 22,2 Milliarden Franken (19,2 Milliarden Euro, plus 11,2 Prozent) und ein Ergebnis von 937 Millionen Franken (812 Millionen Euro, plus 2,1 Prozent).