Kühne + Nagel: Umsatz sinkt 2023

04. März 2024 Newsletter
Der Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel hat 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang von 40 Prozent zu verzeichnen. Trotzdem ist Stefan Paul, CEO von Kühne + Nagel International, insgesamt mit der Bilanz 2023 zufrieden. „Wir müssen das in die richtige Perspektive setzen – die Sonderkonjunkturen 2021 und 2022 sind vorbei. Wenn wir das EBIT betrachten, sprechen wir von Normalisierung“, sagte Paul bei der Bilanzvorstellung im Schweizerischen Opfikon.
Rückstellungen für Personalabbau
Das Unternehmen habe entsprechend reagiert: „Wir haben mit verstärkten Restrukturierungsmaßnahmen im vierten Quartal unsere Kostenbasis den Marktverhältnissen angepasst“, sagte Paul. So seien etwa Rückstellungen in Höhe von 53 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet 55 Millionen Euro, für einen Personalabbau gemacht worden, die Zahl der betroffenen Mitarbeiter liegt demnach „unterhalb zwei Prozent der Gesamtbelegschaft“. Aber: „Der Tiefpunkt ist überschritten“, sagte Paul auch.
Kühne + Nagel mit erheblichen Umsatzeinbußen
Der Nettoumsatz der Gruppe belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 auf 23,8 Milliarden Schweizer Franken (CHF), also umgerechnet 24,88 Milliarden Euro, und lag damit um knapp 40 Prozent unter dem Umsatz des Vorjahres (39,5 Milliarden CHF oder 41 Milliarden Euro). Zugleich halbierte sich das EBIT von 3,8 Milliarden CHF in 2022 auf noch rund 1, 9 Milliarden Euro und der Reingewinn lag bei 1,5 Milliarden CHF (Vorjahr: 2,8 Milliarden CHF).
Besonders herausfordernd war laut Paul im vergangenen Jahr die extreme Volatilität: stark rückläufige Volumina in allen Bereichen in den ersten zwei Quartalen, was sich dann im vierten Quartal wieder stabilisiert habe, insbesondere bei der Seefracht, und vor allem dank der KMU-Kunden und im Bereich Asien.
Seefracht: erst Volumenverlust, jetzt Huthi-Angriffe
In diesem Geschäftsfeld waren die Verluste ganz offensichtlich: Hier lag der Nettoumsatz von Kühne + Nagel mit 8,6 Milliarden CHF um rund 54 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres (18,8 Milliarden Franken). Zugleich halbierte sich das Sparten-EBIT im Vergleich zum Vorjahr auf 1 Milliarde CHF. Das Containervolumen belief sich per Ende Dezember 2023 auf 4,3 Millionen TEU. Laut Paul werde sich im laufenden Jahr, vor allem ab der zweiten Jahreshälfte, die Situation im Roten Meer bemerkbar machen: Seit Dezember fahren alle großen Reeder – mit Ausnahme von Cosco – wegen der Huthi-Angriffe einen Umweg über das Kap der Guten Hoffnung. „Das bewirkt einen Anstieg der Raten, was gut ist für die Profitabilität.“ Eine „Sonderkonjunktur“ würde dies aber nicht hervorrufen.
Luftfracht: erste Anzeichen von Normalisierung
Im Luftfrachtgeschäft schrumpfte der Umsatz von 11,7 Milliarden CHF im Jahr 2022 um 41 Prozent auf nun 6,9 Milliarden Franken. Das EBIT lag bei 555 Millionen CHF (2022: 1,4 Milliarden CHF). Zwischen Januar und Dezember 2023 wurden von Kühne + Nagel fast zwei Millionen Tonnen Luftfracht umgeschlagen. In den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres sieht Paul erste Anzeichen von einer Normalisierung: „Bisher gibt es auch kein Run auf die Luftfracht wie zu Corona-Zeiten.“
Landverkehr: Marge unter Druck
Der Bereich Landverkehr schloss das vergangene Geschäftsjahr nach Konzernangaben vergleichsweise stabil mit einem Nettoumsatz von 3,5 Milliarden CHF und einem EBIT von 133 Millionen CHF ab (2022: 4 Milliarden Franken Umsatz und 146 Millionen EBIT). Nach einer soliden Geschäftsentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2023 ging die Nachfrage nach Sendungsvolumen in der zweiten Jahreshälfte zurück. Im ersten Quartal 2024, so Paul, habe sich das Volumen wieder etwas erholt, allerdings stehe die Marge extrem unter Druck.
Kontraktlogistik: Stabilität durch E-Commerce und Healthcare
Ebenfalls stabil blieb die Kontraktlogistik mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden CHF und einem EBIT von 200 Millionen Franken. Die Fokussierung auf die Bereiche E-Commerce und Healthcare/Pharma führte laut CEO Paul zu einem überdurchschnittlichen Wachstum und wirkte sich positiv auf den Geschäftsmix aus.
Übernahme in Asien
Bei der Bilanzvorstellung kündigte Kühne + Nagel auch die nächste Übernahme an: das Unternehmen City Zone Express aus Malaysia, eine Tochtergesellschaft der Chasen Holdings Ltd. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiter, hat eine Flotte von 260 Fahrzeugen und eine Lagerfläche von 80.000 Quadratmetern. City Zone Express ist grenzüberschreitend in Malaysia, Singapur, Vietnam, Thailand und China tätig. Mit der strategischen Übernahme erweitert Kühne + Nagel nach eigenen Angaben seinen Landverkehr in Asien.