Siemens: Lastenrad-Projekt in Stuttgart gestartet

06. Feb. 2018
Die Siemens-Division Building Technologies setzt ab sofort im Raum Stuttgart Lastenräder des E-Bike-Lieferdiensts Velo Carrier ein. Die Aktion ist Teil des Projekts "E-Mobility@BT LOG", das Siemens gemeinsam mit der FAU Erlangen-Nürnberg auf den Weg gebracht hat.
Lastenräder für Logistiker: Viele würden sie auf der letzten Meile gerne einsetzen, doch scheitert es oft am praktischen Nutzen. Die Produkte der Siemens-Division Building Technologies (BT), zu deutsch: Gebäudetechnik, bieten sich für die Belieferung per Lastenfahrrad jedoch an. Die Produkte für Brandschutz und Sicherheit sowie Gebäudeautomation und Energiemanagement sind meist klein und handlich.
Aus diesem Grund, und weil viele Städte mit zu hohen Feinstaubwerten kämpfen, setzt das Unternehmen mit Hauptsitz in Zug in der Schweiz zunächst in einem Pilotversuch in Stuttgart Lastenräder ein.
Die Aktion ist Teil des Projekts "E-Mobility@BT LOG", das Mitarbeiter von Siemens und der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg vor rund eineinhalb Jahren gemeinsam auf die Beine gestellt haben.
Dahinter verbirgt sich eine Studie zur Elektromobilität, der Austausch mit Fahrzeug-Herstellern und Spediteuren zu diesem Thema sowie der Einsatz von Lastenrädern. Seit Dezember 2017 beliefert Siemens über den Elektrobike-Lieferdienst Velo-Carrier aus Tübingen Kunden im Stuttgarter Raum per Fahrrad-Kurier. "Auf der Messe Transport Logistic sind wir auf Velo-Carrier aufmerksam geworden", erklärt Projektleiter Andreas Metko, der im Bereich Supply Chain Logistics bei Siemens tätig ist. Zuvor habe sich das sechsköpfige Projektteam vorrangig mit Elektro-Fahrzeugen beschäftigt, die Entdeckung der Lastenräder war demnach "rein zufällig".
Ausweitung auf weitere deutsche Städte möglich
Doch aus diesem Zufall scheint sich ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln. "Die Pilotphase dauert ein Jahr, aber schon jetzt deutet vieles auf eine Ausweitung auf weitere deutsche Städte hin", erklärt Sven Markert, Leiter des Bereichs Supply Chain Logistics bei Siemens im Gespräch mit trans aktuell.
Für Velo-Carrier wäre eine Ausweitung auf andere Städte kein Problem: Das Unternehmen übernimmt bereits unter anderem in Tübingen, Bochum und Mainz für Kunden verschiedenster Branchen den Transport auf der letzten Meile. "Durch standardisierte Prozesse können wir je nach Transportaufkommen und Kundenwunsch in jeder europäischen Stadt tätig werden", erklärt Velo-Carrier-Geschäftsführer Raimund Rassillier.
Velo Carrier beschäftigt derzeit rund 150 Kuriere
Derzeit sind die Fahrer laut Rassillier in zwei bis drei Schichten täglich vier bis fünf Stunden im Einsatz. Bei einem Großteil der rund 150 Kuriere handle es sich um Minijobber, einen Führerschein benötigen sie nicht. Der Fahrradkurier übernimmt die Ware vom Spediteur und stellt sie bei Bedarf noch am selben Tag zu. Eines der Stuttgarter Lastenräder ist im Siemens-Design unterwegs, der Schriftzug "Wir liefern energiefreundlich" und der Hashtag #CreatingPerfectPlaces prangen auf drei Seiten der Transportbox.
"Natürlich dient die Aktion auch zu Marketingzwecken", erklärt Markert. Das Angebot komme bei den zu beliefernden Händlern, Technikern und Industriekonzernen gut an, koste nur "unwesentlich mehr" als die herkömmliche Belieferung und sei vor allem umweltfreundlich. Letzteres zählt für Markert am meisten, denn ein Großunternehmen wie Siemens trage eine gesellschaftliche Mitverantwortung im Hinblick auf die Umwelt.
Das zeigt sich bereits beim Siemens eHighway, dem Projekt mit Oberleitungs-Lkw. Das Team um Metko und Markert nimmt sich nun auch den Elektro-Lkw ohne Geweih an. "Ab März ist im Nürnberger Verteilerverkehr ein Streetscooter des Modells Work L für uns im Einsatz", erklärt Metko. Das Fahrzeug verfüge über einen einzigartigen Kofferaufbau mit Spanngurten für den Einsatz bei Speditionen. Die Elektromobilität nimmt bei Siemens also Fahrt auf – nicht nur per Oberleitung.