Lieferketten-Kooperationen in der humanitären Logistik
Im Bereich der humanitären Logistik gibt es einige Partnerschaften zwischen Unternehmen und Organisationen.
Im November 2024 wurden nach Angaben der Logistics Hall of Fame humanitäre Organisationen, Unternehmensvertreter und internationale Geldgeber nach ihrer Haltung zu Public Private Partnerships befragt. Die Ergebnisse zeigen: Sowohl Firmen aus der Privatwirtschaft als auch humanitäre Organisationen sind mit den eingegangenen Partnerschaften weitgehend zufrieden.
Prof. Dr. Sander de Leeuw (Wageningen University & Research), Mitsuko Mizushima (Fritz Institute) und Prof. Dr. Stephan Wagner (ETH Zürich) analysierten die Umfrage in Kooperation mit der Logistics Hall of Fame. Im Rahmen der ConnectChains - Konferenz für humanitäre Versorgung 2024 der Logistics Hall of Fame in Berlin stellte Prof. Dr. Sander de Leeuw Anfang Dezember die Ergebnisse vor.
Zu den Hauptgründen für Lieferketten-Partnerschaften mit dem humanitären Sektor zählen für Unternehmen das bessere Kennenlernen des humanitären Bereichs und die Beteiligung an „guten Taten“, was wiederum die Moral der Mitarbeitenden stärke. Für die humanitären Organisationen dagegen sorgen Partnerschaften in der Lieferkette für Zugang zu Dienstleistungen, Personen und/oder Produkten, für Zugang zu Wissen und für Kosteneinsparungen.
Public Private Partnerships sind herausfordernd
Öffentlich-private Partnerschaften sind demnach auch herausfordernd: Qualifizierte Arbeitskräfte sind knapp, es mangelt an Daten und der Zugang zu moderner Technologie im humanitären Sektor ist begrenzt. Diese Gründe sind laut der Umfrage für die Unternehmen am kritischsten. Für die Organisationen sei eine Kooperation mit der Privatwirtschaft in puncto Supply Chain Management eine Herausforderung, weil es schwierig sei, die Ziele mit Firmen abzustimmen. Die Unternehmen wüssten oft nicht über die Besonderheiten des humanitären Bereichs Bescheid und seien in vielen Fällen vor allem an der Aufmerksamkeit der Medien interessiert.
Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass sich die Kooperationen von einem ereignisorientierten Schwerpunkt zu langfristigen, integrativen Partnerschaften entwickelt haben, die Geld, Produkte und Dienstleistungen umfassen, damit sie eine größere Wirkung erzielen. Humanitäre Organisationen haben der Umfrage zufolge einen wachsenden Anteil an nicht-finanzieller Unterstützung in ihrer Lieferkette festgestellt. Das spiegele sich in Vereinbarungen über unentgeltliche Unterstützungen wider. Firmen stellen dafür kostenlos Lagerraum, Transportkapazität und Personal zur Verfügung.
Für noch erfolgreichere Partnerschaften müssten die Ziele des privaten und des humanitären Sektors beim Management der humanitären Logistik besser aufeinander abgestimmt sein. Wichtig wäre auch eine Unterstützung im Bereich des Back Office und nicht Hilfe an vorderster Front. Zudem sollten die beteiligten Parteien regelmäßiger über Fortschritte sprechen.