Lieferketten: Reeder befürchten erneut Engpässe

16. Aug. 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Es droht der nächste Containerstau, denn China hat seine Corona-Maßnahmen wieder verschärft. So wurde ein wichtiges Terminal im Hafen Ningbo geschlossen. Die Reeder CMA CGM und Hapag-Lloyd haben bereits vor Verspätungen gewarnt. Zu den Einrichtungen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, gehören jetzt laut Nationaler Gesundheitskommission auch Piers und Häfen. Fahrer und Personal an Flughäfen gelten als besonders ansteckungsgefährdet, berichtet das Staatsorgan China Daily unter Berufung auf die offizielle Internetseite der Kommission. In Ningbo, dem drittgrößten Hafen der Welt, hatten die Behörden bereits am Mittwoch letzter Woche ein wichtiges Terminal geschlossen. Der Druck auf die immer noch angespannten Lieferketten verstärkt sich wieder rasant.
Großes Terminal hat den Betrieb eingestellt
Das Meidong Container Terminal hatte sofort nach dem positiven Test eines Hafenarbeiters seinen Betrieb eingestellt. Damit sei etwa ein Fünftel der Verladekapazitäten betroffen, schätzt der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Bereits am Montagabend letzter Woche wurden laut China Daily 11 von 16 Seeleuten eines Schiffes unter Panama-Flagge positiv auf das neuartige Coronavirus getestet und in ein Krankenhaus eingeliefert.
Angespannte Lieferketten noch mehr bedroht
Experten befürchten, dass die Auswirkungen durch die neuen Maßnahmen größer sein könnten als im Hafen Yantian, der im Mai und Juni zu großen Teilen lahmgelegt war. Die Folgen hiervon werden derzeit immer noch abgearbeitet. Der China-Beauftragte des BME ist sich sicher, dass die Entwicklung in Ningbo konstant beobachtet werden muss. „Eine anhaltende Schließung könnte eine Dynamik entwickeln, welche die ohnehin schon angespannten Lieferketten und Warenströme zusätzlich belasten würde.“
CMA CGM und Hapag-Lloyd warnen Kunden
Die Linienreeder CMA CGM und Hapag-Lloyd haben ihre Kunden bereits über bevorstehende Verspätungen informiert. „Aufgrund dieser plötzlichen Aussetzung erwarten wir eine Verzögerung bei den geplanten Abfahrten, die Ihre Frachtplanung beeinträchtigen könnte“, schreibt die Hamburger Reederei. Man bemühe sich um Alternativen und hoffe auf Verständnis für eine Angelegenheit, „die sich unserer Kontrolle entzieht“. Auch der amerikanische Spediteur C.H.Robinson warnte seine Kunden vor Staus und Verspätungen.
Reeder routen um
Das betroffene Terminal wird hauptsächlich von den Linienreedern Cosco, CMA CGM und Evergreen genutzt. Inzwischen werden Verkehre umgeroutet. Verspätungen können aber auch Reedereien treffen, die hier im Freihafen Lagerflächen nutzen. Dazu gehört unter anderem der weltgrößte Reeder Maersk. Die Entwicklung ist besonders problematisch, da „Black Friday“ und Weihnachtslieferungen bevorstehen.
Auch Nordamerika stark betroffen
In Folge der gestörten Fahrpläne stauen sich nicht nur vor dem Hafen von Ningbo Dutzende Schiffe. Auch vor Los Angeles liegen viele Riesenfrachter in der San Pedro Bay auf Reede. Der größte Stau seit mehreren Monaten in den nordamerikanischen Häfen ist eine Folge des Lockdowns in Yantian. Der Chef der Hafengruppe hat deshalb eine „Amazon-Mentalität“ mit Arbeitszeiten rund um die Uhr gefordert, berichtet The Loadstar. Die Raten sind durchgehend exorbitant gestiegen und haben ungeahnte Höhen erreicht.