Liqvis erweitert LNG-Netz

01. Juni 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Der Anbieter von Gastankstellen Liqvis baut sein Tankstellennetz weiter aus und arbeitet am Einsatz von Bio-LNG sowie an einer kombinierten LCNG-Tankstelle.
Das Tochterunternehmen des Energieanbieters Uniper hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr fünf weitere LNG-Tankstellen in Betrieb genommen und ist jetzt in Deutschland mit vier stationären und zwei mobilen Standorten, im Nebenmarkt Frankreich mit zwei stationären LNG-Tankstellen vertreten. Neu sind seit März eine Tankstelle in Langenhagen und seit Mai eine in Bönen beim Autobahnkreuz Kamen, unweit der A2. Sechs weitere Tankstellen befinden sich im Bau oder im Genehmigungsverfahren.
Das Krisenjahr 2020 hat Liqvis positiv abgeschlossen, wie Geschäftsführer Silvano Calcagno bei einer Online-Pressekonferenz sagte. Neben den neuen Standorten und einer Absatzzunahme um 75 Prozent in Deutschland habe das 2015 gegründete Unternehmen auch erstmals Kooperationsvereinbarungen mit diversen Tankkartenanbieter geschlossen, um das Tanken von LNG für die gewerblichen Flotten noch einfacher zu machen.
Eigene Tankkarte zusammen mit DKV geplant
Daraus geht auch eine Kooperation mit dem Anbieter DKV hervor, mit dem das Unternehmen jetzt eine eigene Liqvis-Tankkarte entwickeln will. Die erlaube den Kunden bereits heute das Tanken an europaweit 170 LNG-Standorten – „ein deutlicher Sprung nach vorne“, sagte Calcagno.
Ziel des Unternehmens ist nach Aussage von Sebastian Gröblinghoff, ebenfalls Liqvis-Geschäftsführer, den Schwerlastverkehr weiter zu dekarbonisieren. Dabei setzt der Anbieter vermehrt auf Bio-LNG, um eine weitere Senkung der CO2-Bilanz zu erreichen.
Erster Liefervertrag mit Biogas-Anbieter
Ein erster Liefervertrag mit dem Biogas-Anbieter EnviTec, der von der Methangasproduktion auf Bio-LNG aus Bio-Reststoffen umschwenkt und ab dem dritten Quartal 2022 liefern kann, ist laut dem Geschäftsführer ein erster notwendiger Schritt.
„Diese Mengen reichen aber allenfalls aus, um eine LNG-Tankstelle mit einem durchschnittlichen Verbrauch für ein Jahr zu beliefern“, sagte Gröblinghoff, „es gibt am Markt noch keinen Anbieter, der wirklich eine nennenswerte Menge liefern kann“. An seiner mobilen Station in Hamm betreibe Liqvis bereits als Demonstrationsobjekt den Verkauf von Bio-LNG, das aus Schweden stammt. Abnehmer ist das Logistikunternehmen L.I.T.
Kombinierte LNG- und CNG-Tankstelle ab 2022
Um die Senkung der CO2-Emissionen im Güterverkehr weiter zu senken, arbeitet Liqvis aktuell auch an einem Pilotprojekt für eine kombinierte LCNG-Tankstelle, an der künftig sowohl LNG als auch Bio-CNG aus Abfallreststoffen getankt werden kann. Die Tankstelle soll im zweiten Quartal 2022 an einem Transport-Knotenpunkt in Nordrhein-Westfalen entstehen, berichtete Johannes Parzonka, Innovation Manager bei Liqvis. Sie diene als Test für Bau und Genehmigung einer solchen Kombi-Tankstelle, zudem verspreche sich Liqvis gewisse „Cross-Selling-Effekte“.
Standorte im Süden in Gefahr
Bis 2023, so verkündeten es die beiden Geschäftsführer Sebastian Gröblinghoff und Silvano Calcagno, will Liqvis in Deutschland bis zu 25 LNG-Tankstellen betreiben, bis zu sechs sollen es in Frankreich sein. Danach ist eine weitere Verdichtung des Netzes vorgesehen. Wenig förderlich sei dabei aber die vom Bund eingeführte Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote) im Bundesimmissionsschutzgesetz, mit der Mineralölunternehmen verpflichtet werden, die Treibhausgasemissionen ihrer Kraftstoffe um aktuell sechs Prozent zu senken. „Für Standorte in Süddeutschland, die weit weg von den typischen LNG-Knotenpunkten sind, ist das schwierig. Eventuell werden auch wir unsere bereits jetzt geplanten Standorte im Süden überdenken müssen.“
Technologieoffenheit der Politik gefordert
Damit die Verkehrswende gelingt, sind laut Gröblinghoff weitere Schritte notwendig – etwa klare regulatorischen Rahmenbedingungen, eine Förderung der Produktion von Bio-LNG, standardisierte und beschleunigte Genehmigungsverfahren für den Bau von Tankstellen, sowie eine Technologieoffenheit der politischen Entscheidungsträger, trotz des derzeitigen Fokus auf E-Mobilität und Wasserstoff: „Wichtig ist, dass nicht die jetzt vorhandene Dynamik abgewürgt wird. Jede Diskussion, jeder Zweifel schlägt sich in der Investitionsentscheidung der Spediteure nieder.“