Lkw überholen in Autobahnbaustelle: Pilotprojekt wird fortgesetzt
Auf der A7 dürfen Lkw in einer Baustelle seit Ende Mai auch die linke Spur benutzen. Was als kurzes Pilotprojekt gedacht war, wird jetzt auf unbestimmte Zeit verlängert. Wie die Zeitung Die Welt in ihrer Online-Ausgabe berichtet, sind die Staus auf dem betroffenen Autobahnabschnitt zwischen dem Kreuz Hamburg-Nordwest und der Anschlussstelle Schnelsen-Nord erheblich zurückgegangen. Zwar komme es nach wie vor regelmäßig zu Behinderungen, doch mit einer komplett staufreien Baustelle habe ohnehin niemand gerechnet. Vor dem Pilotprojekt sei es zu teils extremen Rückstaus bis zum Elbtunnel und letztlich bis ins Hafengebiet gekommen. Dies zu verhindern, sei das Hauptziel des Pilotprojekts gewesen. „Ich freue mich, dass unser Versuch, die Verkehrsteilnehmer zu entlasten, gelungen ist“, zitiert das Blatt Verkehrssenator Frank Horch. „Weil sich die Situation deutlich verbessert hat, machen wir weiter.“
Forscher hatten demnach die Verkehrsströme auf beiden Fahrstreifen vor und während des Versuchs gemessen. Mit der Aufhebung des Rechtsfahrgebots fuhren laut Welt 60 Prozent weniger Lkw auf dem rechten Fahrstreifen. Zudem habe man per Video die Spurwechsel vor und nach der Baustelle analysiert – kritische Punkte für den Versuch. Autofahrer seien es nicht gewohnt, dass Lkw auf ihre Spur einscherten. Spontane Spurwechsel könnten vermehrt Bremsvorgänge nach sich ziehen, was den Verkehrsfluss wiederum behindere. Die Angst war jedoch unbegründet. So habe man eine „erfreulich hohe Rücksichtnahme“ zwischen Lkw- und Pkw-Fahrern beobachtet. Zwar sei es zu zwei kleineren Unfällen gekommen. Diese hätten jedoch keinen Zusammenhang mit der geänderten Verkehrsführung für Lkw.
Dabei ist beim Pilotprojekt nicht nur die Verkehrsführung anders als in anderen Baustellen. Wenn Lkw zwischen 6 und 20 Uhr die linke Spur nutzen, müssen sie sich nicht mit den üblichen 2,85 Metern Breite zufrieden geben. Die linke Spur der Versuchsbaustelle misst laut Welt stattdessen 3,25 Meter. Zudem habe man die Leitplanken zur Gegenfahrbahn verstärkt und die Geschwindigkeit auf 60 km/h begrenzt. Die Baustelle soll den Hamburgern noch bis Ende September erhalten bleiben. Solange laufe auch die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts. Zusätzlich denke man bereits darüber nach, den Verkehr weiter zu entlasten. Dabei könnten Zufahrampeln auf die Autobahn helfen. Die Uni Bochum untersuche dies anhand einer Mikrosimulation.