Logistik: Top-Entscheider gehen voran
So sehr das Virus Wirtschaft und Gesellschaft auch zu schaffen macht – niemand sollte sich von Corona einschüchtern lassen und seine Zuversicht verlieren. So lauten sinngemäß die Botschaften von mehreren Top-Entscheidern aus der Transport- und Logistikwirtschaft. Sie zeigen sich gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell dankbar darüber, dass die Öffentlichkeit die Relevanz der Logistik für die Versorgung der Wirtschaft und Bevölkerung wahrnimmt und treten dafür ein, dass die Lieferketten auch weiterhin stabil laufen.
„Logistik hält unsere Gesellschaft zusammen. Sie ist die Voraussetzung für unser zivilisiertes Leben, in Krisenzeiten mehr denn je. Denn es sind Logistiker, die die Menschen mit Lebensmitteln, Masken und Schutzkleidung versorgen – Grenzkontrollen, Einreisebeschränkungen und Lockdown zum Trotz“, betont Klemens Rethmann, der Vorstandsvorsitzende der Rhenus Gruppe.
Warum Logistikdienstleister die Krise meistern? „Weil meine Kollegen auch außerhalb von Krisen es gewohnt sind, mit Herausforderungen umzugehen und individuelle Lösungen zu finden“, sagt der Unternehmer. „Sie sind erfahren, reagieren besonnen und geben nicht auf, sondern entwickeln neue Wege.“ Die Anerkennung ihrer Leistungen müsse in der Gesellschaft aber auch ankommen, fordert Rethmann. „Respekt und Wertschätzung sind dabei das Mindeste. Wir dürfen stolz darauf sein, wie unsere Branche Risiken beherrschen und managen kann!“
Kunden und Öffentlichkeit registrieren dies aber zunehmend, so die Wahrnehmung von Dr. Detlef Trefzger, Vorstandsvorsitzender von Kühne + Nagel International. „Wir erhalten täglich viele positive Rückmeldungen von Kunden, die uns dafür danken, dass wir auch unter erschwerten Bedingungen ihre Lieferketten sicherstellen. Das motiviert uns – die Trucker, die Lagermitarbeiter, die See- und Luftfracht-Spezialisten, aber auch das Management – jeden Tag aufs Neue.“ Gerade die systemrelevanten Berufe im Gesundheitssektor, in der Ernährungswirtschaft und in der Logistik seien in dieser Zeit besonders gefragt.
Besonders hoch sind daher auch die Anforderungen an diese Branchen, wie Bernhard Simon, Vorstandsvorsitzender bei Dachser, erläutert. „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, durch umfassende Hygiene- und Präventionsmaßnahmen die Ausbreitung von Covid-19 in unseren Niederlassungen zu verhindern und das Netz – und damit die Warenversorgung von Bevölkerung und Wirtschaft – voll betriebsbereit zu halten“, sagt er. Das sei bisher gelungen.
Simon zeigt sich überzeugt, dass Dachser die nächsten Monate robust bewältigen wird – dank eines breit aufgestellten Geschäftsmodells, flexiblen Steuerungsmöglichkeiten in der Netzwerkorganisation und seiner Finanzkraft. „Wir werden unser eigenes Netzwerk stabil und die Lieferketten am Laufen halten, um unsere Kunden weiterhin mit Zuverlässigkeit und Qualität sowie zu fairen Preisen zu bedienen“, verspricht der Dachser-Chef – der explizit auch den Einsatz der Belegschaft hervorhebt. „Wir werden die Arbeitsplätze bei Dachser erhalten, denn unsere Mitarbeiter sind das Herz und Rückgrat unserer Dienstleistung.“ Dachser steht in der Krise auch zu seinen Unternehmern. „Wir bleiben ein stabiler und zuverlässiger Partner für die selbstständigen Transportunternehmer. Unser Prinzip einer fairen, angemessenen und schnellen Vergütung gilt auch in Krisenzeiten“, betont Simon und kündigt an, zusätzlich Maßnahmen ins Leben zu rufen, um die Transportunternehmer zu unterstützen und durch die Krise zu begleiten.
Die Fahrzeug- und Zulieferindustrie hat durch Produktionsstopps, Kurzarbeit und eines Nachfrageeinbruchs besonders unter Corona zu leiden. „Wir befinden uns in einem Zustand, mit dem wir keinerlei Erfahrungen haben. Und jeder hat mit seiner ganz persönlichen Ausnahmesituation zu kämpfen“, berichtet Martin Daum, Vorsitzender des Vorstands bei Daimler Truck. Dennoch will er „in dieser Zeit für Zuversicht und Motivation sorgen“ – auch wenn es dafür keine Patentrezepte gebe.
Auch Daum hebt die Relevanz der Transport- und Logistikbranche hervor. „Ihr kommt in dieser Ausnahmesituation eine ganz besondere, elementare Bedeutung zu.“ Gerade jetzt sei die Welt darauf angewiesen, dass die Versorgung mit Lebensmitteln nicht abreißt, dass benötigte Medikamente und im Zweifel auch Erkrankte transportiert werden könnten. „Dass das funktioniert, ist eine große Leistung der Logistikunternehmen und der Lkw-Fahrer. Diese Menschen verdienen unseren Dank und unsere Unterstützung.“
Daimler setze alles daran, seine Kunden in der aktuellen Situation bestmöglich zu begleiten. „Wir erhalten unser Servicenetz wo immer möglich aufrecht, stellen Ersatzteilversorgung und Instandhaltungs-Arbeiten sicher, und zwar rund um den Globus“, sagt Daum.
Auch bei Schmitz Cargobull gibt es keine Pause, wie der Vorstandsvorsitzende Andreas Schmitz berichtet. „Mich motiviert, dass wir trotz der Krise – unter Einhaltung der lokalen behördlichen Auflagen – noch an all unseren Standorten die für die Grundversorgung dringend benötigten Fahrzeuge für unsere Kunden ausliefern“, sagt er. „Unsere Corona Task-Force hat die Logistik im Griff und konnte bisher die Lieferketten für die Produktion sicherstellen.“ Über seinen Einkauf in China hat das Unternehmen alle Produktionswerke mit Masken für die Mitarbeiter ausgestattet. „Als Hilfsmaßnahme versorgen wir auch lokale Krankenhäuser damit.“
Vorstandschef Schmitz nimmt im erstarkenden Frühling die Sonnenstrahlen auch im übertragenen Sinne wahr. „Was mir in der Corona¬krise am meisten Mut und Hoffnung macht, ist das Umdenken in der Bevölkerung. Es wird anerkannt, dass Transport und Logistik einen Wert für die Gesellschaft haben“, sagt er. „Unsere Branche wird richtigerweise als systemrelevant gesehen, weil sie die Versorgung der Menschen und Unternehmen sichert.“