Branche: Termin- und Leistungsdruck belasten Mitarbeiter

25. Apr. 2019
Körperlich anstrengende Arbeit unter Termin- oder Leistungsdruck und geringer Handlungsspielraum prägen die Arbeit in Logistikberufen.
Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt das Faktenblatt „Schnell mal was bestellt – schnell mal was gebracht“, das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat. Es beruht auf Daten der Erwerbstätigenbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des BAuA.
Zudem zeigen sich geringe Zufriedenheitswerte in Bezug auf körperliche Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen bei den Beschäftigten. Fast ein Viertel gibt an, häufig an der Leistungsgrenze zu arbeiten. Dies zeigt sich auch in der Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands, den die Beschäftigten in den Logistikberufen häufiger als in anderen Berufen als weniger gut oder schlecht angeben.
Erwartungshaltung der Konsumenten
Die Erwartung der Konsumenten, dass Waren ständig verfügbar sind und zügig nach Bestellung ausgeliefert werden, beeinflusst die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in den Logistikberufen. Rund 1,2 Millionen Erwerbstätige, davon etwa 30 Prozent Frauen, arbeiten in den hier betrachteten Berufen der Lagerwirtschaft, der Post- und Zustelldienste und im Güter- sowie Warenumschlag. Zu ihren typischen Arbeitsbedingungen gehört häufiges schweres Heben und Tragen (56 Prozent im Vergleich zu 30 Prozent in anderen Berufen), Arbeit im Stehen (82 Prozent) und arbeiten in Kälte, Hitze, Nässe, Feuchtigkeit oder Zugluft (47 Prozent).
Geringer Handlungsspielraum
Zusätzlich kommt ein oft geringer Handlungsspielraum in Bezug auf Arbeitsablauf oder Arbeitsmenge hinzu. In Logistikberufen haben nur 46 Prozent der Erwerbstätigen die Möglichkeit, ihre Arbeit selber zu planen. Nur 14 Prozent können Einfluss auf die Arbeitsmenge nehmen. Die eigene Gesundheit schätzen die Beschäftigten entsprechend schlecht ein. 61 Prozent klagen über Schmerzen im unteren Rücken, 37 Prozent über Schmerzen in den Knien, Schmerzen in den Armen und Beinen werden von 35 Prozent, bzw. 36 Prozent der Logistikbeschäftigten beklagt. Passend zu den widrigen Arbeitsbedingungen fühlen sich 48 Prozent der Beschäftigten körperlich erschöpft.
Gefährdungsbeurteilung notwendig
In den Logistikberufen kommen laut Faktenblatt unterschiedliche ungünstige Anforderungen zusammen, insbesondere körperliche Anstrengung, schnelles Arbeiten und Termin- oder Leistungsdruck. Erwerbstätige in diesen Berufen verfügen außerdem seltener über Ressourcen, um ihre Situation besser zu bewältigen. Daher ist es besonders wichtig, dass Arbeitgeber den Arbeitsanforderungen in Logistikberufen mit einer gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeit begegnen. Hierfür ist eine Gefährdungsbeurteilung notwendig.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.