MAN TGX mit Wasserstoff-Verbrenner am Start

09. Apr. 2024 Newsletter
Die Münchner Fahrzeugschmiede MAN kündigt für das Jahr 2025 eine MAN TGX-Kleinserie mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor an. Bis zuletzt positionierte sich der Nutzfahrzeug-Konzern Traton in Opposition zu Daimler Truck oder der Volvo Group mit ihren intensiven Wasserstoff-Brennstoffzellen-Entwicklungen. Die Truck-Marken Scania und MAN sollten sich auf den batterieelektrischen Antrieb fokussieren. Hier und da gab es zwar Projekte zu Brennstoffzellen-Lkw und auch ein MAN-Prototyp mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor wurde erprobt. In der Kommunikation aber wurde das nur selten und dann beiläufig erwähnt. Das öffentliche Mantra lautete: Der batterieelektrische Antrieb wird für nahezu alle Einsätze das Mittel der Wahl. Mit ihm würden die Kunden dank seiner herausragenden Effizienz schlicht günstiger fahren.

200 MAN H2-Trucks für 2025

Vor diesem Hintergrund ist die neueste Ankündigung von MAN ein echter Paukenschlag: Der Münchner Traditionshersteller plant tatsächlich eine TGX-Kleinserie mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor. Als erster europäischer Lkw-Produzent, wie es heißt. Schon 2025 sollen rund 200 Trucks mit Wasserstoffmotoren an ausgewählte Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Island und einige außereuropäische Länder ausgeliefert werden.

520 PS aus 15,2 Litern Hubraum

Der auf den Namen "hTGX" getaufte Wasserstoff-MAN wird von einem modifizierten D38-Dieselmotor angetrieben. Der Reihensechszylinder mit 15,2 Litern Hubraum soll als Wasserstoffmotor H45 mit Direkteinspritzung im Werk in Nürnberg produziert werden. Er wird laut MAN 383 kW / 520 PS leisten und sein maximales Drehmoment von 2.500 Nm schon ab 900 bis 1.300 Umdrehungen pro Minute bereitstellen. In Sachen Wasserstoff-Reservoirs setzen die Münchner auf 700-bar-Hochdrucktanks mit einem Fassungsvermögen von 56 Kilogramm. Damit sollen Reichweiten bis 600 Kilometer möglich sein, was einem Verbrauch von rund 9,33 Kilo Wasserstoff pro 100 Kilometer entspricht. MAN will den hTGX zunächst als 6x2 und 6x4 fertigen und verspricht, dass der Truck mit weniger als 1g CO2/tkm die Kriterien als "Zero-Emission-Vehicle" der neuen geplanten EU CO2-Gesetzgebung erfüllen wird.

MAN: Fokus auf Spezialanwendungen

Als weitere Rückendeckung für batterieelektrische Lkw lässt MAN aber auch bei der Verkündung der Kleinserie verlauten, dass der hTGX vor allem für Spezialeinsätze geeignet sei. MAN bezeichnet den Wasserstoff-Verbrenner konkret als alternative Zero-Emission-Antriebsvariante für spezielle Anwendungen wie den Transport schwerer Güter – etwa im Baueinsatz, bei Tanktransporten oder beim Holztransport. Schon diese Beschreibung deutet allerdings daraufhin, dass die Nische für den Wasserstoffmotor gar nicht so klein sein könnte. Zumal MAN ergänzt, dass der hTGX auch in Gebieten ohne ausreichende Ladeinfrastruktur und in Märkten mit guter Wasserstoff-Versorgung eine Alternative sei. Gebiete ohne ausreichende Ladeinfrastruktur – diese Beschreibung dürfte zum Kleinserien-Start in 2025 auf Lkw bezogen mal eben auf die ganze Welt zutreffen.

Lange Historie mit Wasserstoff-Antrieben

Für MAN als Marke sind Wasserstoff-Antriebe wiederum wahrlich nicht nur ein Ding der Zukunft: Den ersten Bus mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor zeigte MAN bereits auf der Hannover Messe 1996. In der Zwischenzeit liefen dazu einige MAN Wasserstoff-Busse auf dem Flughafen München. Der Geschäftsbereich MAN Engines entwickelt und testet Wasserstoff-Motoren zudem auch heute noch für verschiedenste Anwendungen. Die Technologie ist laut MAN bei Sonderfahrzeugen wie Pistenraupen, für Züge auf nicht elektrifizierten Strecken und für Bagger und Kräne gut geeignet. Der Einsatz in Blockheizkraftwerken sei ebenfalls sinnvoll, insbesondere wenn neben dem Strom auch die anfallende Wärme genutzt werden könne.