Netzwerk für die Pharma-Branche startet
Vier Pharma-Logistiker haben sich zum neuen Netzwerk Medtrasol 4.0 zusammengeschlossen. Zu den Kernkompetenzen des neuen Netzwerks zählen temperaturgeführte, nach GDP (Good Distribution Practice) zertifizierte Landtransporte innerhalb Deutschlands und -Europas.Gründungsmitglieder des neuen Netzwerks sind die Unternehmen Kaiser & Schmoll (Kassel), Koch International Pharmalogistik (Osnabrück), Hans Löwe (Kassel) und Unitax-Pharmalogistik (Berlin). Sie haben einer gemeinsamen Mitteilung zufolge an bundesweit 15 Standorten täglich bis zu 130 Spezial-Lkw für Kunden aus der Pharma-Industrie im Einsatz.
Die Vorläuferin des Netzwerks, die Medtrasol, wurde 2013 von den Firmen Kaiser & Schmoll, Löwe sowie Krug Internationale Spedition (Alheim-Heinebach) ins Leben gerufen. Im Rahmen eines Großauftrags übernahmen die Mittelständler damals alle Transporte für den Pharma-Hersteller B. Braun von dessen Produktion in Melsungen zu den bundesweiten Umschlagpunkten. Die Zentrale und der Hauptumschlagpunkt der Medtrasol 4.0 befinden sich nach wie vor in Melsungen/Malsfeld südlich von Kassel.
Alle Unternehmen GDP-zertifiziert
Alle Unternehmen von Medtrasol 4.0 sind nach der Quali¬tätsmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2015, der Umweltmanagementnorm ISO 14001 und der Good Distribution Practice (GDP) zertifiziert. Dokumentiert wird die Qualität zusätzlich durch Lieferantenqualifizierungen und Auditierungen durch verschiedene Pharma-Unternehmen. Erst kürzlich konnte demnach ein Audit des Pharma-Unternehmens Teva erfolgreich abgeschlossen werden. Für Pharma- und Medizinprodukte bieten die vier Unternehmen temperaturgeführte Transporte in den Bereichen ambient (15 bis 25 Grad), kühl (2 bis 8 Grad) und bis zu minus 20 Grad an. Neben temperaturgeführten Transporten und der Distribution von Arzneimitteln, Rohstoffen und Packmitteln umfasst das Angebot Beschaffungslogistik für die Pharma-Produktion, Last-Mile-Auslieferungen, Kundenretouren sowie die Lagerung von Arzneimitteln, Gefahrgut, Gefahrstoffen und Betäubungsmitteln.
„In Medtrasol 4.0 bündeln wir nicht nur unsere Kompetenzen und jahrzehntelange Erfahrungen, sondern realisieren gemeinsam die Digitalisierung unserer Prozesse, nicht zuletzt in den Bereichen Lager und Herstellung“, sagt Unitax-Geschäftsführer André Reich, der bei Medtrasol 4.0 unter anderem den Vertrieb und das Marketing verantwortet. „So werden wir ab Februar 2019 auch die Auflagen für die Serialisierung und Aggregation verschreibungspflichtiger Arzneimittel umsetzen, die viel digitales Know-how erfordern.“
Neben den eigenen GDP- und GMP-(Good-Manufacturing-Practice-)zertifizierten Umschlagplätzen der Gesellschafter in Berlin, Brandenburg, Kassel, Nürnberg und Osnabrück fahren die Medtrasol-4.0-Unternehmen qualifizierte Pharma-Hubs der Med-SL Medical Service und Logistik im Rahmen einer strategischen Partnerschaft an. In Stuttgart und Ulm unterstützt Teva als Preferred-Logistics-Service-Provider das Netzwerk mit einer eigenen GDP-zertifizierten Pharma-Fahrzeugflotte. Zudem plant Teva nach Angaben des neuen Netzwerks, Pharma-Sendungen in das Netz einzuspeisen.
Dischinger in Gesprächen mit anderen Mittelständlern
Einer, der nicht plant, bei Medtrasol 4.0 einzusteigen, ist der mittelständische Logistikdienstleister Karl Dischinger aus dem badischen Ehrenkirchen, der stattdessen etwas anderes vorhat. „Die Kundenanforderungen in der pharmazeutischen Industrie steigen aktuell, getrieben durch steigende regulatorische Anforderungen, stark an“, sagte Firmenchef Karlkristian Dischinger auf Anfrage von trans aktuell. Es gebe einen spürbaren Anstieg der Nachfrage nach umfassenden Logistik- und insbesondere Distributionslösungen. „Selbstverständlich haben wir auf diese verstärkte Nachfrage reagiert und befinden uns aktuell in intensivem Austausch mit mehreren mittelständischen Pharma--Logistikprofis. Gemeinsam werden wir unseren Kunden in sehr naher Zukunft eine qualitativ hochwertige Lösung für die GDP-konforme Distribution in der Distribution von kleineren Sendungen anbieten können.“ Ein weiteres Netzwerk also für die Pharma-Logistik.
Die Logistiker antworteten damit auf die zunehmend geforderte ¬Optimierung der Distributionsnetzwerke, sagt Achim Sponheimer, Marktsegmentleiter Pharma & Life-Sciences der Unternehmensberatung Miebach Consulting aus Frankfurt am Main. „Die größten Herausforderungen für Pharma-Logistiker stellen steigende Kundenanforderungen, insbesondere in Bezug auf Schnelligkeit, dar, etwa Same-Day-Delivery – auch wenn diese für den jeweiligen Anwendungsfall gar nicht notwendig wären.“ Die Zusammenarbeit mittelständischer Unternehmen „hilft sicherlich, um den ‚ganz Großen‘ die Stirn bieten zu können und gemeinsam Synergien zu heben. Wie bei jedem Zusammenschluss müssen jedoch unterschiedliche Kulturen zusammengebracht werden, wobei nur ein ehrliches Changemanagement helfen kann“, sagt der Pharma-Experte.