Mercedes Benz Cars: Mit Logistik die Kosten senken
Die Daimler-Sparte Mercedes-Benz Cars will mithilfe der Logistik an der Kostenschraube drehen. „Unser Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu heute 20 Prozent an Logistikkosten zu sparen“, sagte Markus Schäfer, Bereichsvorstand Mercedes-Benz Cars Produktion und Supply Chain Management, bei der offiziellen Einweihung des Consolidation Centers in Speyer. Die strategische Neuausrichtung lässt sich der Autobauer etwas kosten: Ein dreistelliger Millionenbetrag soll in die weltweite Organisation der Logistik fließen, die Teil der Wachstumsstrategie „Mercedes-Benz 2020“ ist. Allein das Consolidation Center in Speyer schlägt mit rund 90 Millionen Euro zu Buche.
Weitere Consolidation Center sind durchaus wahrscheinlich, wenn auch noch nicht spruchreif. Diese könnten in den kommenden Jahren vor allem in Wachstumsregionen wie China oder dem NAFTA-Raum entstehen. Grund dafür seien vor allem die verstärkte lokale Beschaffung des Produktionsmaterials in diesen Regionen und die damit einhergehende stärkere strategische Nutzung von regionalen Lieferanten – auch zur globalen Belieferung.
Ab dem Start des Vollbetriebs 2016 in Speyer sollen wöchentlich mehrere hundert Seecontainer per Binnenschiff beziehungsweise Bahn zu den Seehäfen in Antwerpen und Bremerhaven transportiert und von dort auf die Reise nach Peking (China), Tuscaloosa (USA) und East London (Südafrika) gehen. Für den Transport sowie den Umschlag zeichnet der Logistikdienstleister Contargo verantwortlich.
Sparen will Daimler unter anderem durch umgestaltete Prozesse. Das allein reicht allerdings nicht, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen. In einem Unterpunkt der bereits erreichten Zwischenschritte heißt es „arbeitspolitische Rahmenbedingungen optimieren“. Dahinter verbirgt sich die vermutlich größte Stellschraube in dem Sparpaket. So hat Daimler „eigene Mitarbeiter von der Logistik in andere Bereiche wie den Fahrzeugbau umgeshiftet“, wie Schäfer berichtete. Von den rund 400 Mitarbeitern im neuen Consolidation Center in Speyer „kommt der weitaus größte Teil von Logistikdienstleistern“, erklärte Schäfer. Wobei die Supply-Chain-Management-Organisation von Mercedes-Benz Cars dennoch rund 7.500 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Intralogistik in Speyer übernimmt Syncreon. Für die Mitarbeiter des Dienstleisters stehen vor allem die Materialflüsse im Werk im Fokus. Ziel ist es dabei, den Materialbestand so gering wie möglich zu halten und dennoch immer lieferfähig zu sein. Wobei in Speyer keine Komplett-Teile wie ein Cockpit, Motor oder Getriebe eingelagert sind – wohl aber zum Teil die Teile, die dafür benötigt werden.
Noch spannenden ist allerdings die globale Sicht: Denn täglich verlassen mehrere tausend Lkw alle Daimler-Werke, wie auch mehrere hundert 40-TEU-Container. „Hinzu kommen nochmals rund 8.000 Fertigfahrzeuge, die wir an die Kunden ausliefern“, erläuterte Alexander Koesling, Leiter Supply Chain Management Mercedes-Benz Cars, die Warenströme. Für den Logistik-Chef setzt die Planung daher mittlerweile wesentlich früher an – nämlich bereits in Zusammenarbeit mit der Entwicklungsabteilung. „Wir sind bereits bei der Teilentwicklung involviert, weil die wiederum in die Ladungsträger-Planung hineinspielt“, erklärt Koesling. Je nachdem wie die Ladungsträger aussehen, passt mehr oder weniger auf einen Lkw oder in einen Überseecontainer. Das wiederum habe „erhebliche Auswirkungen auf die Frachtkosten“.
Letzte würden auch im Zusammenspiel mit den Nutzfahrzeug-Kollegen von Trucks optimiert, die zum Teil dieselben Lieferanten haben. Auf diese Weisen lassen sich bei der Vergabe von Transportaufträgen Skaleneffekte nutzen.
Wobei die Zahl der Transporte zukünftig zunehmen wird. Reicht das Jahresvolumen an Überseecontainern aneinandergereiht derzeit von Stuttgart bis zum Gardasee, soll es im Jahr 2020 schon bis nach Sizilien gehen.
Grund hierfür ist der steigende Absatz an Fahrzeugen, aber auch die angepeilte geringere Fertigungstiefe und damit die verstärkten Teilebewegungen.
Um hier überhaupt noch den Überblick behalten zu können, kommt die entsprechende IT zum Einsatz. Diese reicht von der funkbasierten Echtzeitüberwachung von Material und Leergut bis hin zu sogenannten Big-Data-Cockpits zur Überwachung und Steuerung der Prozesse. Im ungarischen Werk in Kecskemét läuft derzeit ein Pilotprojekt, bei dem in der Endmontage das Material nur noch von sogenannten FTS-Zügen (fahrerloses Transport-System) in vorkommissionierten Warenkörben ans Band gebracht wird. Damit entfallen nicht nur Laufwege für die Beschäftigten. Ein Blick in den Warenkorb zeigt am Ende, ob alle Teile verbaut wurden. Das wiederum spielt in einen anderen Bereich hinein, den die Verantwortlichen bei Daimler trotz der Kostensenkungen hoch halten wollen – die Qualität.
Das Consolidation Center in Speyer in Zahlen
- 251.000 Quadratmeter Grundstück
- 79.000 Quadratmeter Hallenfläche
- 21.000 Quadratmeter Containerhof
- Verwaltungsgebäude
- Rund 400 Mitarbeiter, vornehmlich vom Logistikdienstleister Syncreon für den Materialumschlag
- Investition: rund 90 Millionen Euro