Der neue Mercedes-Benz Sprinter mit weiteren Details
Der neue große Transporter im Daimler-Portfolio will sich vor allem als ganzheitliches Logistiksystem etablieren. Damit geht Daimler weg von seiner Eigenschaft als reiner Fahrzeughersteller, um sich gleichzeitig weiter in den Vorgärten der Daten- und IT-Spezialisten breit zu machen.
Nicht erst seit den jüngsten Berichten über die alarmierend gesunkene Qualität der Zustelldienste ist klar: eine immer stärkere Urbanisierung und gleichzeitig der verstärkte Onlinehandel stellen die Transportbranche vor immer größere Herausforderungen. Ehemals konsolidierte Warenströme werden so immer weiter fragmentiert. Statt mit einer großen Lieferung den stationären Händler zu beliefern, muss der Logistiker einzelne Pakete zu einzelnen Kunden transportieren – und das möglichst noch am selben Tag.
Lieferketten dank Vernetzung effizienter gestalten
Dabei will Daimler nicht nur zusehen. Bisher galt bei Transportern vor allem das Diktat von Zuladung, Ladevolumen und Wirtschaftlichkeit. Der neue Sprinter wolle zudem auch eine vollständige Anbindung ans Internet sowie eine nahtlose Integration in die digitale Infrastruktur der Unternehmen gewährleisten. Man habe zwar weiter den Anspruch, technologisch ganz weit vorne zu stehen. Das schließt aber mittlerweile eben auch die Vernetzung mit ein. Erstmals ist daher ein Modul fester Fahrzeugbestandteil, das den Wagen und vor allem auch den Laderaum mit der sogenannten MercedesPro Cloud vernetzt.
Dank der intelligenten Vernetzung sieht der Fuhrparkmanager alle relevanten Daten in einer Anwendung. Wie beispielsweise aus den Lkw-Baureihen bekannt, meldet das System wenn ein Kundendienst ansteht und löst gleichzeitig einen Werkstatttermin aus. Über die App kann der Fuhrparkleiter aber auch bei einer plötzlichen Panne ein verfügbares Ersatzfahrzeug buchen, damit die Standzeit möglichst minimal ausfällt. Basis für die Vernetzung ist ein Linux-basiertes Open-Source-Betriebssystem.
Spezialausbau für Same-Day-Lebensmittellieferungen
Ein Beispiel für die laut Prognosen gewinnbringende Verquickung aus Vernetzung und Hardware ist Daimlers Spezialausbau für sogenannte eGrocery-Transporte, also Lebensmittel, die per Internet bestellt werden. An Bord hat der Sprinter dann bis zu drei Temperaturzonen, von Raumtemperatur über Kühlgut bis zur Gefrierabteilung. In diesen Bereichen stehen Regale mit Förderband, die in der vorher festgelegten Lieferreihenfolge bestückt sind. Erreicht der Fahrer eine Lieferadresse, geht er im Fahrzeug nach hinten. Per Lichtsignal zeigt ihm das Auto, aus welchem Fach er die Ware entnehmen muss. Das Regal reicht ihm diese weiter. Danach geht er durch eine seitliche Tür, die per Sensor automatisch öffnet. Entfernt er sich mit der Lieferung ein paar Meter vom Fahrzeug, verriegelt die Tür automatisch. Dank der Vernetzung kann der Kunde wiederum verfolgen, wann ihn seine Sendung erreicht. Je näher der Zusteller kommt, desto enger wird auch das Zustellzeitfenster. Noch ist die Technologie allerdings in der Erprobung, wird also nicht zur Markteinführung verfügbar sein. Preise möchte Daimler auch für die Basisdienste unter der Marke MercedesPro noch nicht nennen.
Daimler enthüllt Armaturenträger
Was die Hardware, die all die vernetzten Bauteile später durch die Lande fährt betrifft, gibt sich Daimler ansonsten zu diesem frühen Stadium der Markteinführung betont zugeknöpft. Grundsätzlich habe man an den für Aufbauhersteller relevanten Faktoren nur wenig verändert. Daimler bietet den Sprinter in drei Dachhöhen, drei Radständen und mit Gesamtgewichten von 3,0 bis 5,5 Tonnen an. Der Armaturenträger, soviel verrät der Hersteller auf dem Innovation Campus immerhin, ist in vier Varianten zu haben: praktisch leer, mit DIN-Schacht für Nachrüstradios, mit kleinem und mit großem Display samt Chrom und Pkw-tauglicher elektrischer Sitzverstellung. Ein Fach vor dem Armaturenträger bietet USB-Steckdosen und eine Fläche, um Mobilgeräte drahtlos zu laden.
Neu ist neben dem Design, das nun endlich eine ganze Spur moderner wirkt und sich wie bei der Konkurrenz stärker am Pkw orientiert, vor allem das Kapitel Antrieb. Das neue Frontantriebslayout bringt dem Nutzer künftig ein um 80 Millimeter niedrigere Ladekante im Vergleich zum Hecktriebler. Dazu kommt ein Gewichtsvorteil – die Antriebswelle zur Hinterachse entfällt. Der frontgetriebenen Konfiguration folgt auch der neue eSprinter, den Daimler für 2019 ankündigt. Er baut auf demselben Antriebstrang auf wie der eVito, der bereits 2018 erscheint. Die Batterien sind ebenso unter dem Fahrzeugboden verbaut. Ein Hilfsrahmen trägt und schützt die Akkupakete gleichermaßen. So zusammengefasst lassen sie sich ohne Probleme zusammen mit den konventionell getriebenen Varianten am Fließband fertigen. Dabei hilft auch, dass der E-Motor am selben Platz sitzt wie der Verbrenner. Die Stückzahlen hängen also letztlich vor allem vom Besteller ab und nicht von längeren Rüstzeiten. eSprinter und eVito sollen sich jedenfalls ganz in die neue Digitalwelt einfügen. Schließlich, so Daimler-Vans-Chef Volker Mornhinweg, „wollen wir keine Batterie auf Rädern bauen.“ Dennoch investiert Daimler bis 2019 insgesamt 150 Millionen Euro in die E-Mobilität.
Neue Sitze für die Busse
Bei den Bus-Versionen hat Daimler zudem das Gestühl überarbeitet, ergonomischer gestaltet und besser gepolstert. Ausklappbare Cupholder an jedem Sitz sowie USB-Ladebuchsen für die Handys der Passagiere dienen weiter dem Komfort. Nicht nur der Bequemlichkeit dient indes eine neue luftgefederte Hinterachse, die allen Aufbauversionen zur Verfügung stehen werde.
Mehr zum neuen Sprinter wird es voraussichtlich erst im Februar 2018 geben.