Mercedes-Benz Vans forciert Digitalisierung

21. Okt. 2019
Bei Mercedes-Benz Vans tut sich was in Sachen Digitalisierung. Was genau, zeigte der schwäbische Autobauer in seinem Innovation Lab in Stuttgart-Wangen. Wobei es in diesem Fall um die Fortschreibung bereits bestehender oder angekündigter Innovationen ging. Bei Mercedes Pro connect etwa handelt es sich um eine digitale Plattform für vernetzte Flotten. Bislang konnten allerdings lediglich Flotten mit der dritten Sprinter-Generation auf dieses Angebot zurückgreifen. Mittels eines Adapters für die OBD-2-Schnittstelle lassen sich nunmehr auch für viele Vito- und Sprinter-Bestandsfahrzeuge in die Flottenlösung integrieren.
Fahrstil bewerten und verbessern
Zu den dort angebotenen Services gehört eine Fahrstil-Analyse sowie Mercedes-Benz Van Uptime. Diese präventive Ausfallanalyse ist bereits aus dem Lkw bekannt und wurde für die leichten Nutzfahrzeuge entsprechend adaptiert – allerdings zunächst nur für den Sprinter. Mit Uptime lässt sich hier etwa ein verstopfter Kraftstoff-Filter oder eine Unwucht der Vorderräder erkennen. Das System und gibt proaktiv konkrete Empfehlungen, um Ausfälle zu vermeiden. Ausstehende Wartungen wiederum lassen sich in die Tourenplanung integrieren.
Neu hinzugekommen ist auch ein Fahrstil-Monitor, der sich im Paket „Effiziente Fahrstilanalyse“ wiederfindet. Mit dieser Analyse nebst Handlungsempfehlungen verspricht Daimler weniger Fahrzeugausfällen, reduzierten Reparaturkosten, geringerem Fahrzeugverschleiß und gegebenenfalls sogar günstigeren Versicherungstarife.
Logistik im Blick
Um das Vereinfachen logistischer Abläufe – etwa bei Servicetechnikern – geht es bei der Lösung In-Van Delivery & Return (IDR). Von einem entsprechenden Pilotprojekt mit dem Maschinenhersteller Liebherr berichtet Benjamin Mäße, Vertriebsverantwortlicher für die Region Ost und stellvertretender Betriebsleiter beim Nachtexpress-Dienstleister Night Star Express. Im Normalfall sei es nicht immer einfach die Techniker im Nachtsprung bis spätestens 8 Uhr morgens mit den benötigten Ersatzteilen zu versorgen. Mit IDR könne der Kurier nun die benötigte Lieferung direkt in den Laderaum zustellen – und das ganz ohne physischen Schlüssel. Zum Einsatz kommt dabei eine laut Daimler „hochgradig verschlüsselte Bluetooth-Verbindung“, die einen Zugang per App auf dem Android-Scanner ermöglicht. Zugleich zeigt die Applikation mittels GPS-Ortung auch gleich an, wo das Fahrzeug parkt, sodass ein langwieriges Suchen entfällt. „Unser Fahrer kann die Fahrt übrigens erst fortsetzen, wenn er das Techniker-Fahrzeug wieder verriegelt hat“, berichtet Mäße. Auch öffne sich nur der Laderaum – der Zugang zur Fahrerkabine bleibt verschlossen. „Des Weiteren funktioniert der Zugang per App natürlich nur in einem bestimmten Zeitfenster“, erläutert Mäße. Auf jeden Fall ermögliche IDR einen wesentlich einfacheren Ablauf bei Lieferungen oder Retouren.
Teilen als Lösung
Mit der Lösung Van2Share richtet sich Daimler wiederum an Flottenbetreiber, bei denen die Fahrzeuge nicht einem bestimmten Fahrer zugeordnet sind. Ein Beispiel aus dem Logistik-Bereich ist die Berliner Tafel. Bis zu sechs Tonnen frischer Nahrungsmittel befördert die Hilfsorganisation täglich mit 18 Kühlfahrzeugen innerhalb der Stadtgrenzen Berlins. Am Steuer sitzen zumeist ehrenamtliche Helfer.
Der gemeinnützige Verein unterstützt rund 125.000 bedürftige Menschen im Monat und beliefert hierfür rund 300 verschiedene soziale Einrichtungen. Keine leichte Aufgabe, da sich die Mengen und Abholorte täglich ändern, berichtet die Geschäftsführerin der Berliner Tafel Antje Trölsch. „Zumal die Tourenplanung auch die eingeschränkten Abholzeiten an den Supermärkten sowie die ebenfalls engen Zeitfenster bei den Ausgabestellen berücksichtigen muss, wo nur Ehrenamtliche arbeiten und daher nicht immer jemand vor Ort ist.“ Für die Berliner Tafel sei die Digitalisierung beziehungsweise die damit verbundenen Services auf jeden Fall eine enorme Erleichterung.
Die Hardware
• Onboard Logic Unit, kurz OLU, bezeichnet Mercedes-Benz Vans das eigenentwickelte Steuergerät für den Transportsektor.
• Dieses besteht aus Boxen – der Connect Unit und der Compute Unit.
• Zusammen bieten sie eine Vielfalt an Anschlüssen und unter anderem auch den Zugang zur Cloud und damit zu Over-the-Air-Update-Funktionen.
• So lassen sich beispielsweise Fahrzeugsensoren, Kameras oder Temperaturfühler miteinander vernetzen
• Dort können auch Drittanbieter wie etwa Aufbauten-Hersteller ihre Lösungen einstellen, die dann entsprechend zertifiziert werden und dann zum Herunterladen bereitstehen.