Merck: erster Oberleitungs-Lkw im Werk

01. Juli 2020
Die Merck Group nimmt als erster Werkverkehr an den Feldversuchen mit Oberleitungs-Lkw teil. Der Pharma- und Chemiekonzern Merck aus Darmstadt hat vom Fahrzeugbauer Scania einen Hybrid-Lkw der Baureihe R450 entgegengenommen, mit dem er voraussichtlich ab dem 3. Juli auf einem elektrifizierten Teilabschnitt der A5 unterwegs sein wird. Merck ist das vierte Unternehmen, das sich mit einem Oberleitungs-Lkw an dem hessischen Feldversuch im Rahmen des Projekts Elisa („Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen“) beteiligt.
Ein weiterer Oberleitungs-Lkw geht an Knauf Gips
Bereits von Beginn an dabei ist die Spedition Schanz aus Ober-Ramstadt, später folgte der Lebensmittellogistiker Meyer aus Friedrichsdorf. Dritter im Bunde ist der Container- und Hinterlandspezialist Contargo, der vor zwei Wochen seinen Oberleitungs-Lkw übernahm. Nun steht mit Merck also das vierte Unternehmen in den Startlöchern. Fast zeitgleich mit Merck ins Rennen geht als fünfter Praxispartner mit Knauf Gips ein weiterer Werkverkehr. Das Fahrzeug des Baustoffherstellers sollte gestern ausgeliefert werden, wie Hessen Mobil gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell mitteilt.
Was den Einsatz im Werkverkehr der Merck Group angeht, planen die Logistikverantwortlichen nach Angaben einer Sprecherin drei Fahrten täglich zwischen Darmstadt und Frankfurt. „Das heißt, es wird zukünftig sechs Mal pro Tag die Oberleitung genutzt“, erläutert sie. An Bord sind zum Beispiel Luftfrachtsendungen. Der Lkw mit dem Geweih auf dem Dach ist der erste mit alternativem Antrieb im Werkverkehr bei Merck. Die Flotte umfasst 13 Fahrzeuge.
Mit Blick auf die Motivation von Merck zur Teilnahme am Feldversuch erklärt die Sprecherin: „Zum einen hat Merck als führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen ein besonderes Interesse an Fragen des Umweltschutzes und an innovativen Lösungen zur Ressourcenschonung.“ Zum anderen seien die Verkehre von Merck auf dieser Strecke geradezu für diesen Einsatz prädestiniert. „Wir möchten zum Erfolg dieses Feldversuches beitragen“, sagt sie.
Erfolgreich fällt nach Angaben von Hessen Mobil auch die Jahresbilanz des Feldversuchs auf den beiden, jeweils fünf Kilometer langen Teilstücken auf der A5 aus. „Mit den Erfahrungen des ersten Jahres sind wir sehr zufrieden“, bilanziert Prof. Gerd Riegelhuth, Präsident von Hessen Mobil. „Alle Ereignisse werden detailliert analysiert und fließen in die wissenschaftliche Bewertung der Technologie ein“, erklärte er Anfang Mai – genau ein Jahr nach dem offiziellen Start des Regelbetriebs auf dem eHighway. Seit dem Start hätten die beiden Oberleitungs-Lkw von Schanz und Meyer täglich mehrere Fahrten auf der Strecke zurückgelegt.
Doch hat Corona auch hier den Zeitplan etwas durcheinandergebracht. Riegelhuth erklärte, dass die Projektpartner eigentlich schon weiter sein wollten. „Aber hier haben uns die Corona-Beschränkungen voll erwischt.“ Er ist jedoch zuversichtlich, vor dem Ende des Feldversuchs in den nächsten zweieinhalb Jahren noch alle für die wissenschaftlichen Untersuchungen erforderlichen Datenerhebungen und Bewertungen durchführen zu können. „Die Technologie könnte der Schlüssel sein, auch den Güterverkehr stärker in die Verkehrswende einzubeziehen“, sagt er.
Ein weiterer Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw läuft auf der A1 in Schleswig-Holstein mit Lkw der Spedition Bode. Der dritte Feldversuch ist im Murgtal in Baden-Württemberg geplant.