microSNAP: Mini-Transporter für die letzte Meile
Auf der Messe CES im Januar 2019 zeigt die Schweizer Ideenschmiede Rinspeed seine neue Studie microSNAP. Das Grundkonzept entspricht dem SNAP, den Rinspeed bereits in diesem Jahr auf der Messe in Las Vegas vorgestellt hat. Ein mit Sensoren, 5G-Technik und Antrieb ausgestattetes Chassis namens Skateboard fährt autonom. Dabei schultert es je nach Bedarf verschiedene Container, sogenannte Pods. Die Pods nehmen entweder Fracht oder Fahrgäste auf. Die Idee ist, alle verschleiß- und alterungsanfälligen Komponenten im Skateboard unterzubringen. Dazu gehört laut Rinspeed auch die Technik fürs autonome Fahren. Skateboard und Pod seien nur Kurzzeitpartner, da die Pods ja einfach irgendein verfügbares Skateboard nutzen. Nach ein paar Jahren will Rinspeed die Chassis dann nach Ende ihrer Betriebsdauer recyclen und so kostenintensive Hardware-Updates umgehen. Auch der Hersteller Daimler hat im Vorfeld der IAA eine entsprechende Studie im Sprinter-Format vorgestellt.
microSNAP schrumpft auf Twizy-Format
Diesmal haben die Schweizer den SNAP aber einer Schrumpfkur unterzogen. Die Außenmaße entsprechen weniger einem Transporter als vielmehr einem Renault Twizy. Gleichzeitig löst Rinspeed die Frage, wie denn die Module den Weg auf das Skateboard finden. Das übernimmt beim microSNAP eine vollautomatisierte Roboterstation. Das neue Format begründet Rinspeed-Lenker Frank Rinderknecht damit, dass Onlinehandel und Fresh-Food-Lieferungen boomen. Darum sei für ihn die „Zeit der großen Lieferwagen, die Kunden wie Perlen auf einer Schnur nacheinander über den Tag bedienen, vorbei“. Darum sollen lieber kleine autonome Fahrzeuge aus den Depots ausschwärmen und ihre Ladung ohne Umwege liefern. Ähnliches gilt für kleine Passagierkabinen für zwei Personen. „Kunden wollen mehr und mehr zeitnah beliefert werden und viele Passagiere keine Sammeltaxis, die systembedingt zeitintensive Umwege fahren müssen“, fährt Rinderknecht fort und nimmt damit direkt die in letzter Zeit erst in den Pilotversuch überführten Ridesharing-Konzepte verschiedener Hersteller aufs Korn.
Bei der Studie soll es nicht bleiben
Um auf Studien Taten folgen zu lassen, sei bereits ein Start-up geplant. Gespräche mit Investoren laufen mit dem klaren Ziel, den SNAP auf die Straße zu bringen. Schließlich sei die Resonanz aus der Fachwelt gewaltig. Und selbst „einer der renommiertesten Autohersteller“ habe das Konzept ja bereits adaptiert.
Beim kleinen SNAP sorgt eine 48-Volt-Antriebseinheit von Mahle für Vortrieb. Eine wichtige Komponente in der Interaktion mit Menschen in und um das Fahrzeug ist die Lichttechnik. Die Außenbeleuchtung kommuniziere so mit anderen Verkehrsteilnehmern. Im Innenraum passe sich die Beleuchtung an die persönliche Stimmung des Fahrgastes an. Bevor dieser aber an Bord gelangt, muss er sich in einem mehrstufigen Prozess identifizieren.
Neue Studie für urbane Mobilität
Dann soll er sich aber dank Instant Personalization sofort wie zu Hause fühlen, nutzt also auch zur Steuerung des SNAP den Sprachassistenten seiner Wahl, ob Siri, Cortana oder Alexa. Zu steuern gibt es nämlich auch bei autonomer Fahrt im SNAP mehr als genug. Ein gekrümmtes 49-Zoll-Display erstreckt sich über die gesamte Fahrzeugbreite. Dazu kommen zwei separate Soundzonen. Harman-Technik sorgt dafür, dass jeder der beiden Passagiere komplett unterschiedliche Musik hören können soll, ohne den anderen zu stören.
Wer dann doch einmal selbst steuern will, kann dies per Joystick erledigen. Für die nötige Sicherheit hat Rinspeed die Lenkungs- und Bremssysteme redundant ausgelegt. Damit bei der Daten- und Informationsübertragung nichts schiefgeht, hat Rinspeed den SNAP von der Expertenorganisation DEKRA testen lassen.
Technische Daten
Länge: 2.626 mm
Breite: 1.335 mm
Höhe: 1.708 mm
Radstand: 1.686 mm
Leergewicht: ca. 730 kgAntrieb: Mahle Drehstrom-Asynchron-Elektromotor
Leistung/Drehmoment: 13 kW/57 Nm
Kraftübertragung: Heckantrieb
Batterie: 6,1 kW Lithium-Ionen
Höchstgeschwindigkeit: ca. 75 km/h
Reichweite: ca. 95 km