Mit frischen Ideen gegen den Fahrermangel

16. Nov. 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Kurz vor dem Ende seiner Laufbahn als Bundesverkehrsminister unternimmt Andreas Scheuer (CSU) noch einen Versuch, den Fahrerberuf potenziellen Interessenten schmackhaft zu machen. So sollen Schulen den Fahrerberuf stärker als Berufsperspektive bewerben und die Arbeitsagentur stärker den Erwerb von Lkw-Führerscheinen finanzieren. Scheuer reichen die bisher mit den Verbänden erarbeiteten Maßnahmen im sogenannten Fünf-Punkte-Plan gegen Logistikengpässe und Fahrermangel im Straßengüterverkehr nicht aus, sodass er weitere Anstrengungen anmahnt.
In einem Brief an seinen Amtskollegen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) regt Scheuer drei weitere Maßnahmen im Kampf gegen den Fahrermangel an und bittet Heil, diese mit Nachdruck zu bearbeiten beziehungsweise hier gemeinsam vorzugehen.
Bildungsgutscheine von den Arbeitsagenturen
Scheuer wirbt erstens dafür, das Berufsbild des Berufskraftfahrers – im Rahmen der gebotenen Neutralität – stärker bei der Berufsorientierung in Schulen und der Berufsberatung der Arbeitsagentur für Arbeit zu bewerben. Zweitens regt Scheuer – bis zur Bildung einer neuen Bundesregierung als geschäftsführender Bundesverkehrsminister im Amt – an, dass die Arbeitsagentur in noch stärkerem Maß Bildungsgutscheine ausgibt, um damit den Führerscheinerwerb zu finanzieren und den Berufseinstieg zu erleichtern.
An dritter Stelle schließlich steht für den CSU-Politiker das Rekrutieren von Fahrern aus dem EU-Ausland und aus Drittländern. Er kann sich vorstellen, dafür ein entsprechendes Förderprogramm zu entwickeln. Das Anwerben von Fahrern aus Drittländern ist in der Branche nicht unumstritten, weshalb sich auch die verkehrspolitischen Sprecher der Parteien dabei für klare Regeln aussprechen.
BGL warnt vor Versorgungskollaps wie in England
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) warnt vor einer Verschärfung des Fahrermangels und einem Versorgungskollaps wie in England. Er hatte Anfang Oktober in einem Aktionsplan fünf Vorschläge gemacht, wie Politik und Wirtschaft für Abhilfe sorgen können. Laut BGL fehlen in Deutschland 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer. Jedes Jahr gehen demnach 30.000 Fahrer in Rente, aber nur 17.000 rücken nach.