Möbelspediteure fürchten um Existenz
Durch den Fachkräftemangel sieht jedes zehnte Unternehmen des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ) seine Existenz bedroht.
Eine Entspannung sei nicht in Sicht, obwohl die Löhne in den vergangenen zwei Jahren bereits um durchschnittlich zehn Prozent gestiegen sind, betonte Präsident Frank Schäfer bei der Jahrestagung des Bundesverbands Möbelspedition und Logistik (AMÖ). Um zusätzliches Personal zu finden, setzt die Branche auf weitere Anreize wie höhere Spesensätze oder außertarifliche Leistungen. Neueinstellungen kommen oft nur unter diesen Konditionen zustande.
Dennoch stuft etwa ein Viertel der Mitgliedsunternehmen bei einer Befragung des AMÖ die Personalsituation als „bedrohlich“ ein. Knapp mehr als die Hälfte empfindet sie als „schwierig“ und knapp jedes fünfte Unternehmen bewertet sie mit „befriedigend“.
Ablehnung von Neuaufträgen
Fast jedes zehnte Unternehmen sieht durch den Personalmangel seine Existenz bedroht. Mehr als die Hälfte überlegt deshalb, den Betrieb zu verkleinern. Zwei von drei Unternehmen geben an, aufgrund des Personalmangels Investitionen zurückzustellen, zum Beispiel die Anschaffung neuer Fahrzeuge, ebenso von Immobilien und Lagerhallen sowie deren Erweiterung. Im Bereich Möbelspedition mussten Unternehmen geplante Aufträge aufgrund Personalmangels anderweitig vergeben oder konnten Neuaufträge erst gar nicht annehmen.
Der Bereich E-Commerce wächst enorm, gab Schäfer bekannt. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 10,9 Prozent, in der Summe auf rund 58 Milliarden Euro. Für die Warengruppe „Einrichtung“ war ein besonders hohes Wachstum von 7,1 auf 8,6 Milliarden Euro zu verzeichnen, was einem Plus von 20,3 Prozent entspricht. Dies führt naturgemäß zu einem höheren Sendungsaufkommen.
Kapazitäten stoßen an Grenzen
Bestrebungen der Verteilspediteure, die Umschlaglagerkapazitäten durch den Neu- oder Ausbau von Logistikflächen zu erhöhen, stoßen jedoch oft an Grenzen. Verkehrsgünstig gelegene Immobilien lassen sich meistens nicht erweitern, da angrenzende Grundstücke nicht verfügbar sind. „Insofern ist das eigentlich erfreuliche Mengenwachstum, das auch immer Zukunftssicherheit für die Betriebe bedeutet, auch ein Problem“, erklärt Schäfer.
Neun von zehn Möbelspeditionen suchen dringend Berufskraftfahrer (C/CE), gefolgt von sonstigen Kraftfahrern (41 Prozent), Möbelfachkräften (73 Prozent) und Auszubildenden (33 Prozent).
Mehr Kooperation
Um der prekären Personalsituation entgegenzuwirken, möchte der AMÖ die Kooperation von Möbelhandel, -industrie und -logistik verbessern, beispielsweise mit der Zukunftsinitiative Möbellogistik (ZIMLog). Ziel ist es, Optimierungspotenziale über die gesamte Wertschöpfungskette zu nutzen. Im Fokus sind dabei etwa die Zustände an Laderampe, die laut AMÖ für weite Teile der Berufskraftfahrer inakzeptabel sind. Eine Lösung hierbei soll das im Rahmen der ZIMLog entwickelte „Pilotprojekt Entladehelfer“ aufzeigen. Es startet am 10. September 2018 und dauert bis zum 19. Oktober 2018. Hierbei stellt ein Personaldienstleister beim Unternehmen Porta Möbel in Vennebeck (NRW) zwei ausgebildete Entladehelfer bereit.
Ziel ist es zu analysieren, inwieweit zukünftig auf einen Beifahrer bei der Anlieferung von Möbeln verzichtet werden kann, sofern dieser nur als Unterstützung für die Entladung benötigt und nicht als zweiter Fahrer eingesetzt wird. Bei dem Einsatztest werden auch der Umgang mit Verspätungen und Wartezeiten an der Rampe beleuchtet.
Ausnahmen bei der Maut
Als wesentlichen Kostentreiber macht der AMÖ die Lkw-Maut und deren Ausweitung aus. Vizepräsident Dr. Martin Ahnefeld sagte, der AMÖ lehnt geplante Ausnahmen bei der Maut ab, etwa bei Fahrzeugen für land- und forstwirtschaftliche Zwecke mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 60 km/h. „Mit einer solchen Ausweitung der Mautbefreiung werden Wettbewerbsverzerrungen gesetzlich manifestiert. Diese Verkehre stehen im direkten Wettbewerb mit dem gewerblichen Güterkraftverkehr, der die Maut in voller Höhe leistet“, betont Geschäftsführer Dierk die Meinung des AMÖ zusammen.
Ablehnung der blauen Plakette
Sorgen bereiten dem AMÖ zudem Diesel-Fahrverbote in deutschen Städten. Bei größeren Fahrverboten sieht der Verband die Belieferung der Städte mit Gütern und Lebensmitteln sowie die gesamte Entsorgung nachhaltig gefährdet. Der AMÖ lehnt die Einführung einer blauen Stickoxidplakette weiterhin ab und unterstützt hierbei die ablehnende Haltung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.