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Mosel monatelang gesperrt für Schiffsverkehr

11. Dez. 2024 Newsletter / Transport & Verkehr
Ein Gütermotorschiff ist vor wenigen Tagen in das Untertor der Moselschleuse Müden gefahren und hat einen hohen Schaden verursacht. In der Mosel liegen nun aktuell 70 Schiffe fest und können den Fluss nicht mehr weiter in Richtung Rhein befahren. Betroffen sind dabei nicht nur Güterschiffe, sondern auch einige Flusskreuzfahrtschiffe.
Rohstofflieferungen von Liqui Moly betroffen
Von der Sperrung der Mosel als Schifffahrtsweg sind beispielsweise die Rohstofflieferungen des Unternehmens Liqui Moly betroffen. Auf Anfrage des Fachportals eurotransport.de teilt ein Sprecher mit: „Im Durchschnitt erreicht uns wöchentlich ein Schiff im Dillinger Hafen. Je Schiff sind es etwa 2.200 Tonnen Rohstoffe – hauptsächlich Grundöle als Basis für unsere Motoröle und andere Schmierstoffe.“ Die Produktionsprozesse von Liqui Moly sind durch den Unfall nicht beeinflusst. Denn die Rohstoffe im Tanklager im Dillinger Hafen reichen noch bis Mitte/Ende Januar 2025. Zudem hatte Liqui Moly Glück im Unglück. Denn erst kürzlich konnten noch zwei Tankschiffe abladen.
Instandsetzung bis Mitte/Ende März 2025
Infolge der kaputten Schleuse Müden wird Liqui Moly den Schiffsverkehr auf die Straße umlegen müssen. „Bis zur aktuell prognostizierten Instandsetzung der Schleuse Mitte/Ende März 2025 kalkulieren wir mit rund 1.000 Tanklastwagenladungen (TKW)“, hieß es seitens des Unternehmens.
Mehrkosten von einer Million Euro
Die Rohstoffe werden nun direkt per TKW aus den Nordseehäfen angeliefert oder per Schiff in andere Binnenhäfen wie beispielsweise Mannheim und gelangen von dort per TKW zu Liqui Moly nach Saarlouis. Die Mehrkosten werden sich nach derzeitigem Stand auf eine Million Euro summieren. Sollte es die Lage erforderlich machen, prüft Liqui Moly das Anmieten externer Tankläger. Aufgrund eines guten Notfallplans und lange bestehender Verträge mit Logistikdienstleistern kann Liqui Moly auf die benötigten TKW-Kapazitäten zurückgreifen. Ein Logistikunternehmen aus Ulm, dem Hauptsitz von Liqui Moly, hat spontan Unterstützung angeboten. Aktuell kann Liqui Moly aber auf Dienstleister aus der Region zurückgreifen.
Durchschnittlich wird Liqui Moly wöchentlich von einem Schiff im Dillinger Hafen angesteuert. Je Schiff sind es etwa 2.200 Tonnen Rohstoffe, hauptsächlich Grundöle als Basis für Motoröle und andere Schmierstoffe.
Betroffen sind sowohl ein- als auch ausgehende Güter
Neben Liqui Moly ist beispielsweise auch die Firma SHS – Stahl-Holding-Saar vom Schleusen-Unfall betroffen. Das Unternehmen ist momentan noch dabei, die Lage zu analysieren und alternative Lösungen über andere Verkehrsmittel wie Bahn und Lkw einzusetzen. Betroffen sind sowohl ein- als auch ausgehende Güter. „Wir arbeiten mit Hochdruck gemeinsam mit allen Beteiligten an einer schnellen Lösung“, versichert ein Sprecher gegenüber eurotransport.de.
Schiffe sitzen fest
Wie das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mosel-Saar-Lahn (WSA) mitteilt, sollen laut aktueller Planung noch im Laufe dieser Woche beide beschädigte Torflügel gesichert und ausgehoben werden. Deshalb sucht das WSA mit Hochdruck nach einer Lösung, die festsitzenden Schiffe in das Unterwasser von Müden zu schleusen, damit diese die Mosel in Richtung Rhein verlassen und dort andere Transporte durchführen können.
Erweiterung seit Jahrzehnten beschlossen
Laut dem Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB), Jens Schwanen, hätte eine vollständige Sperrung vermieden werden können. „Der Unfall an der Schleuse Müden ist ein unvorhersehbares und sehr bedauerliches Ereignis. Dass der Fluss nun aber vorerst gar nicht mehr passierbar ist, hätte vermieden werden können, nämlich indem die seit Jahrzehnten beschlossene Erweiterung der Mosel-Schleusen um jeweils eine zweite Kammer zügig vom Bund umgesetzt worden wäre.“ Und: „Hier zeigt sich wieder einmal, dass Planung, Genehmigung und Umsetzung von wichtigen, volkswirtschaftlich sinnvollen Wasserstraßenprojekten viel zu lange dauern, selbst auf einer international bedeutenden Wasserstraße wie der Mosel. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass endlich ein Umdenken stattfindet und wichtige Ausbaumaßnahmen an den Bundewasserstraßen mit Top-Priorität umgesetzt werden“, betont Schwanen.
Rund sechs Millionen Tonnen Güter auf der Mosel im Jahr 2023
Auf der Mosel wurden demnach im Jahr 2023 rund sechs Millionen Tonnen Güter transportiert, vor allem Erze und Metallabfälle, Eisen und Stahl, Mineralölerzeugnisse, feste Brennstoffe, Steine, Erden und Baustoffe sowie auch landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Wasserstraße gehört zu den meistbefahrenen in Europa und spielt eine bedeutende Rolle für den internationalen Güterverkehr und die Versorgung der Bevölkerung sowie der Stahlindustrie.