Sektorworkshop: Mit Lkw-Oberleitungen zum Klimaziel 2050

23. Feb. 2018
Welchen Beitrag kann der Verkehrssektor leisten, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen? Diese Frage diskutierten die Teilnehmer des "Sektorworkshops Verkehr" in der Berliner Konzernrepräsentanz von Volkswagen.
Hierzu waren Vertreter aus Politik und Verbänden gekommen und sprachen unter anderem über die Ergebnisse der Studie "Klimapfade für Deutschland". Diese hatten die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) sowie die Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) erstellt.
Mit dem Ziel, bis zum Jahr 2050 die Treibhausgasemissionen in Deutschland um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken, hat die Bundesregierung bereits im Koalitionsvertrag von 2013 einen Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels angekündigt. Hierzu beschreibt die Studie technische Maßnahmen, mit denen nach heutigem Stand eine volkswirtschaftlich kosteneffiziente und gesellschaftlich akzeptierte Erreichung dieser Ziele möglich wäre – sowohl mit 80 Prozent Einsparung von Treibhausgasen ("80-Prozent-Klimapfad") verglichen mit 1990 und 95 Prozent ("95-Prozent-Klimapfad").
Für eine 95-prozentige Reduzierung wären praktisch Nullemissionen bei weiten Teilen der deutschen Volkswirtschaft notwendig. In der Verkehrspolitik wäre dies nur mit konsequenter Elektrifizierung möglich – durch Batteriefahrzeuge im Personenverkehr und leichten Nutzfahrzeugen sowie zum Beispiel Lkw-Oberleitungen auf den wichtigsten Autobahnstrecken im Güterverkehr. Gleichzeitig müsste eine schnellere Verlagerung von Verkehrsleistung auf Bahn, Busse und Binnenschiffen erfolgen. Zur Vermeidung fossiler Emissionen bei Flugzeugen, Schiffen sowie im Schwerlast- und Personenverkehr wäre außerdem erneuerbarer Treibstoff notwendig.
Versuche mit Oberleitungs-Lkw könnten erweitert werden
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des BDI, Holger Lösch, erklärte, die aktuellen Feldversuche für Oberleitungs-Lkw sollten bei positiven Ergebnissen ab 2020 erweitert werden. Eine Entscheidung für den Bau und kommerziellen Betrieb von Oberleitungen als eine Option für den schweren Straßengüterverkehr solle in Abstimmung mit den europäischen Nachbarstaaten bis spätestens Mitte der 2020er Jahre fallen. Die öffentliche Hand müsse hier jedoch in Vorleistung gehen.
Aus dem Kreis der Teilnehmer kam die Frage auf, wer denn den Ausbau der Ladeinfrastruktur mit E- oder Wasserstofftankstellen maßgeblich die Kosten trägt ¬– die Wirtschaft und damit auch maßgeblich die Fahrzeughersteller oder der Steuerzahler. Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle sagte dazu, momentan werde die neue Ladeinfrastruktur zu 40 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert und zu 60 Prozent von privaten Trägern, darunter beispielsweise die Autobahn Tank & Rast. Zudem sei auch bei den deutschen Autoherstellern die Erkenntnis gereift, dass der Ausbau ohne deren finanzielle Beteiligung nicht schnell genug voran gehe, so Barthle. Gilt die Quote von 40:60 auch künftig, wenn die Kosten für einen flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur sich noch kräftig erhöhen? "Wir streben an, diese Quote beizubehalten", so der Verkehrsstaatssekretär.