Ostseehafen: Transparenz in der maritimen Logistik
Die Lübecker Hafen-Gesellschaft forscht mit Partnern an der digitalen Zukunft des Ostseehafens. Der Ostseehafen soll digitaler und sicherer werden. Die drei Förderprogramme RoRo-Hafen-4.0, Mission und Secure Port sollen dabei helfen
Die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) will den Hafen digitaler machen – und nicht nur das, er soll gleichzeitig auch sicherer werden. Der RoRo-Hafenbetreiber an der Ostsee erhält gleich für drei Vorhaben Mittel aus dem Förderprogramm für Innovative Hafentechnologien (Ihatec) des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Für die Projekte RoRo-Hafen-4.0, Mission und Secure Port teilen sich die Projektpartner die Fördersumme in Höhe von insgesamt knapp 3,6 Millionen Euro. Das Gesamtvolumen für die Forschung beträgt knapp 5,4 Millionen Euro.
"Wir wollen zum einen ein Konzept für eine integrierte Buchungs- und auch Dispositionsplattform entwickeln, um uns, aber auch andere Ostseehäfen für die Zukunft zu rüsten", sagt Tom Patrik Österreich, bei LHG für die Organisation, Informationstechnologie und Hafenbahn verantwortlich. Mithilfe der Förderung hat LHG als Konsortialführerin gemeinsam mit der Universität zu Lübeck eine Machbarkeitsstudie gestartet.
Medienbrüche schließen
Dabei werden zunächst Daten gesammelt, um später Fahrpläne und Buchungsmöglichkeiten bereitzustellen. "Wir wollen Medienbrüche schließen – alles soll automatisiert ablaufen", fügt er hinzu. Viele Dokumente und Informationen würden zwar heute schon digital vorliegen, müssten aber für die weitere Bearbeitung zum Teil noch ausgedruckt werden. RoRo-Hafen 4.0 ist im September 2017 gestartet und endet im Mai 2019.
Das zweite Forschungsprojekt "Manage Information Seamlessly in Ports and Hinterlands" (Mission) soll den Datenaustausch entlang der maritimen Logistikketten über alle Transportakteure hinweg am Beispiel des Lübecker Hafens verbessern sowie Verkehrsflüsse und Umschlagleistungen optimieren. "Wir wollen Vorreiter sein und entwickeln Mission prototypisch für den Lübecker Hafen", erläutert der Bereichsleiter IT.
Was LHG mit ihren Konsortialpartnern erarbeitet, soll allen Beteiligten der Lieferkette zur Verfügung stehen, denn der wahre Nutzen von Mission sei erst dann gegeben, wenn sämtliche Akteure vernetzt sind. "Wir streben eine zentrale Plattform an, über die Kunden Informationen bekommen, diese bewerten und danach flexibler buchen können", sagt Österreich.
Daten bleiben in den jeweiligen Systemen
In der Plattform werden jedoch keine Daten vorgehalten, sondern nur die Quellen der Daten vermerkt. Die Daten verbleiben in den jeweiligen Systemen. Stellen Kunden Anfragen, werden diese automatisch an die Eigentümer der Daten weitergeleitet. Das System erhält dann gezielt Daten, die es für die Anfrage benötigt und vom Dateneigentümer freigegeben wurden. Damit ist eine hohe Datensicherheit und die Wahrung der Eigentumsrechte der Daten gewährleistet. Um das System nutzen zu können, wird lediglich ein Internetzugang vorausgesetzt.
"Das Bereitstellen von Fahrplänen alleine genügt nicht mehr. Alle Daten müssen immer aktuell sein und jeder Beteiligte muss sie digital abarbeiten und zurückmelden können", ergänzt Torsten Lohse, bei LHG für Förderthemen und Projektmanagement verantwortlich. Künftig sollen Kunden bei gewünschten Verbindungen mehrere Varianten und Preise angezeigt bekommen und Filterfunktionen selbst einstellen können. "Ähnlich Google Maps, wo der Anwender zu Fuß, mit dem Rad, Auto, Bahn oder schnellste Verbindung anklickt und ihm zudem die Reisezeit angezeigt wird", fügt er hinzu.
Ziel ist ein effizienter Gütertransport
Nutzer sollen über das neue System ein verkehrsträgerübergreifendes Angebot für ihr Transportgut mit detaillierten Routeninformationen und einer wirtschaftlichen Abschätzung der Kosten erhalten. "Damit sollen Güter- und Personentransporte effizienter werden", sagt Österreich. Zudem sollen bestehende Verkehrsinfrastrukturen und Hafenterminals künftig besser ausgelastet sowie Kosten gesenkt werden. Beim Projekt Mission arbeitet LHG mit den Partnern Lufthansa Industry Solutions, dem Fraunhofer CML, Baltic Rail Gate, European Cargo Logistics und der Universität zu Lübeck zusammen. Mission ist im November 2017 gestartet und endet im Oktober 2020.
Das dritte Vorhaben, Secure Port, hat LHG initiiert, da die Bundesregierung mit dem IT-Sicherheitsgesetz und die EU mit der neuen Datenschutzverordnung (EU DSGVO) strenge Vorgaben für deutsche Seehäfen macht. "Wir wollen mithilfe von innovativen IT-Lösungen automatisieren, Lücken schließen und damit die Sicherheit verbessern", sagt Projektmanager Lohse.
Vorreiter beim Einsatz von Drohnen und Robotern
LHG zielt des Weiteren darauf ab, Vorreiter im Einsatz von Flugdrohnen und Unterwasserrobotern im Hafenumfeld zu sein. So sollen künftig zum Beispiel mit Robotern unter Wasser der Zustand von Kaimauern überprüft und dokumentiert werden. "Flugdrohnen wollen wir einsetzen, um Raum und Material überwachen zu können", ergänzt Österreich. Gemeinsam mit zwei Instituten der Universität zu Lübeck und der Intergermania Transport wurde das Projekt Secure Port im Oktober 2017 gestartet und läuft bis September 2020.
Alle drei Projekte bauen aufeinander auf und ergänzen sich. Von den Ergebnissen sollen auch andere Häfen profitieren. "Wir werden im Januar erstmal mit allen finnischen Häfen Kontakt aufnehmen und unsere Projekte vorstellen", sagt er. Von den rund 400 LHG-Mitarbeitern arbeiten rund 50 an den Forschungsprojekten mit. Das Kernteam umfasst 15 Personen, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten befassen.