Alternoil eröffnet Europas größte LNG-Tankstelle
Alternoil will die stationäre und mobile LNG-Tankinfrastruktur ausbauen und investiert 15 Millionen Euro. Nun hat der Tankstellenbetreiber Europas größte LNG-Tankstelle in Bakum eröffnet.
Das Tankstellennetz für LNG-Fahrzeuge wächst weiter. Dabei scheinen sich Konzerne und Mittelstand beim Aufbau der nötigen Tankinfrastruktur ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu liefern. Eben erst hat der Energiekonzern Shell verkündet, die Zahl seiner Stationen in Deutschland auf 35 bis 40 aufzustocken und Schritt für Schritt auf Bio-LNG umzusteigen. Und fast zeitgleich meldet der Tankstellenbetreiber Alternoil aus Steinfeld (Landkreis Vechta) die Eröffnung von Europas größter LNG-Tankstelle am Standort Bakum (ebenfalls Kreis Vechta). In den Aufbau einer entsprechenden stationären und mobilen LNG-Tankinfrastruktur investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben 15 Millionen Euro. Das zeigt, dass der Mittelstand hier ebenfalls Gas gibt, um Flottenkunden durch den Ausbau des Tankstellennetzes beim Umstieg auf Flüssigerdgas zu helfen.
Paneuropa stellt Fuhrpark auf LNG-Fahrzeuge um
Die nahe gelegene Spedition Paneuropa zum Beispiel, die nach Plänen von Geschäftsführer Carsten Hemme bis Jahresende ihren kompletten Fuhrpark auf LNG betriebene Fahrzeuge umstellen will, nutzt diese Anlaufstelle bereits rege. Die Tankstelle befindet sich nur einen Steinwurf von der neuen Paneuropa-Firmenzentrale entfernt, unmittelbar an der A1 am nahe gelegenen Shell-Autohof. Die ersten 20 dieser Gas-Lkw, bis auf einen Iveco Stralis NP ausschließlich Volvo FH, sind bereits für Paneuropa unterwegs. Ihr Einsatzgebiet ist der Alpentransit nach Italien, in Ergänzung zum Kombinierten Verkehr.
Dass es sich um die bislang größte LNG-Tankstelle auf dem Kontinent handelt, macht Alternoil-Geschäftsführer Alexander Renz daran fest, dass die Anlage in Bälde über vier Dispenser – das Pendant zu den Zapfsäulen bei konventionellen Tankstellen – verfügen wird, zurzeit sind es noch drei. Beim Vergleich mit den Marktbegleitern beruft er sich auf die Angaben der Hersteller. 1,3 Millionen Euro hat Alternoil in die Anlage investiert, das Gelände mit angeschlossener Waschstraße war bereits in Firmenbesitz. Kurzfristig sollen dort 200.000 Kilogramm LNG im Monat abgesetzt werden.
Mobile Tankanlagen für Speditionshöfe geplant
Bei der einen stationären Tankstelle soll es nicht bleiben. Nach dem Vorbild von Bakum plant Alternoil auch in Fulda und Hamburg feste Tankanlagen. Ergänzt werden soll das Trio durch eine Vielzahl an mobilen Anlagen – zunächst in Köln und Remscheid, später auch auf Speditionshöfen. Dazu baut Renz mit seinem Team gerade eine entsprechende Logistik auf. Die von ihm ins Auge gefassten und teilweise schon produzierten Tankcontainer sind intermodal einsetzbar, sodass die Belieferung an interessierte Flottenbetreiber im Hauptlauf per Schiene erfolgen könnte.
Der Alternoil-Chef ist vom Potenzial des minus 160 Grad kalten flüssigen Kraftstoffs überzeugt – auch wenn ihn viele „nur“ als Brückentechnologie sehen. „Ohne E-Mobilität und Wasserstoff außer Acht zu lassen, ist LNG als Vorstufe zum Bio-LNG der aktuell einzige gangbare Weg, um für den Schwerlastverkehr einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele zu erreichen“, sagt Alternoil-Geschäftsführer Alexander Renz gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Neben Paneuropa und anderen Speditionen sind in Niedersachen auch zahlreiche Werkverkehre, etwa aus der Agrar- und Futtermittelbranche, damit unterwegs. Alternoil rechnet mit einem möglichen LNG-Anteil in den Fernverkehrsflotten von 15 bis 18 Prozent. Die Shell-LNG-Studie vom Februar vorigen Jahres trifft eine ähnliche Annahme. Die Autoren gehen davon aus, dass 2040 rund 480.000 Lkw in der EU einen LNG-Antrieb haben werden.