Pkw-Importe: USA kündigen höhere Zölle an

04. März 2025 Newsletter
Die neue US-Regierung plant höhere Zölle für Pkw-Importe aus Europa. Ab dem 2. April will der neue US-Präsident Donald Trump zusätzliche Zölle von bis zu 25 Prozent auf importierte Autos erheben. Nach US-Regierungsangaben habe Trump im Rahmen eines „Fairen und reziproken Plans“ vor, gegen nicht-reziproke Handelsvereinbarungen mit Handelspartnern vorzugehen und die US-Zölle entsprechend den Zöllen der Handelspartner anzupassen. Die EU erhebt derzeit einen Zoll von 10 Prozent auf Fahrzeugimporte, während die USA momentan noch einen Zoll von 2,5 Prozent auf die Einfuhr von Personenkraftwagen erheben.
Strafzoll in Höhe von 25 Prozent
Laut Jutta Knell, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin beim Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) und dort Leiterin Zoll-, Außenwirtschaftsrecht und Umsatzsteuer, würde der geplante zusätzliche Strafzoll den Gesamtzollsatz für importierte Personenkraftwagen auf 27,5 Prozent erhöhen. Das könnte laut Knell Auswirkungen auf diverse Bereiche haben, mit Folgen auch auf die deutsche Speditions- und Logistikbranche (siehe Kasten): Wenn deutsche Hersteller etwa weniger Fahrzeuge in die USA exportieren, da die Preise für Endkunden steigen, könne das etwa zu einem Rückgang der Transportaufträge für Spediteure und Logistiker führen, insbesondere im Bereich der Seefracht und Luftfracht. Die Strafzölle könnten zudem Zulieferer und Ersatzteil-Logistik betreffen, sodass Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Lieferketten gestört werden könnten. Dabei ist nicht Europa allein betroffen – auch für Kanada und Mexiko hat die US-Regierung die Zölle erhöht. „Zölle gegen Mexiko dürften auch Unternehmen aus Deutschland hart treffen, vor allem die Autoindustrie. Fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen Produktionsstandort – und bedienen von dort aus den US-Markt“, sagt Knell.
Neue Chancen für Spediteure
Und mittendrin die Spediteure und Logistikdienstleister, die laut der DSLV-Expertin sowohl als Dienstleister im internationalen Handel als auch als haftende Partei in zollrechtlichen Prozessen beteiligt sind. Für die ergeben sich laut Knell aber auch „neue Chancen, die strategisch genutzt werden können, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu sichern“. Ein enger Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft sei entscheidend, um die transatlantischen Beziehungen auch unter veränderten politischen Rahmenbedingungen zu erhalten und weiterzuentwickeln, sagt die Expertin gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell. Aus Sicht des DSLV wäre es demnach wünschenswert, wenn gegenüber den USA weiter das Gespräch gesucht werde, um neben Zöllen auch weitere für die Logistik operativ relevante Themen voranzubringen. „Aufbauend auf den Ergebnissen des Trade and Technology Council sollten der Dialog und die Zusammenarbeit fortgesetzt werden, um die regulatorische Abstimmung in kritischen Fragen zu verbessern, grenzüberschreitende Abläufe zu vereinfachen und gleiche Wettbewerbsbedingungen auf den globalen Märkten sicherzustellen“, so Knell. Auch Ralf Düster, Experte für Supply Chain Management-Lösungen und Geschäftsführer des Anbieters Setlog, ist kein Freund von zusätzlichen Zöllen – die würden viele Unternehmen aus Kostengründen zwingen, neue Lieferanten in anderen Ländern zu suchen, wodurch sich die Beschaffungswege und -routen ändern. Auch die Transportkosten müssen dann aus der Perspektive der neuen Länder betrachtet werden.
Sonderzölle aktuell ausgesetzt
Auch Düster verweist auf Trumps erste Amtszeit von 2017 bis 2021, in der Sonderzölle für bestimmte Kontingente von Aluminium und Stahl aus der EU entstanden. „Diese wurden aber nach einer Vereinbarung mit Joe Biden bis Ende März ausgesetzt. Wird der Kompromiss nicht nachverhandelt, würden im April sowohl die US-Aufschläge als auch die europäischen Gegenzölle wieder greifen, die Brüssel sehr selektiv gegen Harley-Davidson-Motorräder und Bourbon-Whiskey verhängt hatte“, berichtet Düster. Für die Länder der EU dürfte es auch diesmal darauf ankommen, mit politischen und wirtschaftlichen Zugeständnissen Trumps Zielen entgegenzukommen, um einen von ihm favorisierten „Deal“ zu erzielen. Sein Tipp für Spediteure und Logistiker: „Grundsätzlich ist das Thema Transparenz ganz wichtig, wenn es um schnelle Abstimmungen zwischen Lieferanten, Spediteuren, Kunden und Lagerbetreibern geht. Neben dem Warenfluss muss auch der Informationsfluss optimal gesteuert werden, wenn beispielsweise neue Routen, schnellere Verbindungen oder, je nach Produktions- und Liefermenge, mehr LCL/LTL-Lieferungen zusammengestellt werden.“
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verweist auf die wichtigen Beziehungen zwischen der deutschen Fahrzeugindustrie in den USA – 2023 haben die deutschen Hersteller in den USA mit über 900.000 so viele Fahrzeuge gefertigt wie nie zuvor; rund die Hälfte wurde in alle Welt exportiert. Gleichzeitig wurden in dem Jahr laut VDA Pkw im Wert von acht Milliarden Euro von den USA nach Deutschland exportiert.
Risiko eines Handelskonflikts wächst
Zusätzliche Zölle würden demnach die US-Wirtschaft direkt treffen, zudem seien sie als Verhandlungsinstrument das falsche Mittel. „Das Risiko eines globalen Handelskonflikts mit negativen Auswirkungen für die Weltwirtschaft ist hoch“, so ein VDA-Statement, das die von Präsident Trump erwähnte Zollhöhe von 25 Prozent als „Provokation“ bezeichnet.
Aber vielleicht können die Strafzölle für Pkw auch abgewendet werden: Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berichtet, könnte die EU ihre Zollsätze auf das US-Niveau von 2,5 Prozent senken, um einem großen Zollanstieg für Pkw zu entgehen. Das werde in Brüssel zumindest erwogen. „Auf jeden Fall muss solch ein handelspolitischer Schritt genau geprüft werden, um keine Arbeitsplätze in der sowieso bereits angeschlagenen deutschen Autoindustrie zu gefährden“, so die Experten. Dennoch sei die Einführung von reziproken Zöllen durch die USA aus der Perspektive der EU wesentlich besser zu verkraften als die von Trump angedrohte pauschale Zollerhöhung um 10 oder gar 20 Prozent. Deren Auswirkungen, so das IW, könnten einen dreistelligen Milliardenschaden anrichten.