Platooning: Gemischte Lkw-Kolonnen ab 2023

16. Mai 2017
Europäische Lkw-Hersteller wollen beim Platooning zusammenarbeiten
Die europäischen Lkw-Hersteller wollen das Kolonnenfahren von Trucks auf Autobahnen vorantreiben und dafür auch markenübergreifend zusammenarbeiten. Bereits 2023 sollen nach ihren Vorstellungen sogenannte gemischte „Platoons“ grenzüberschreitend in Europa verkehren. Das sagte der Generalsekretär des europäischen Herstellerverbands ACEA, Eric Jonnaert, im Europäischen Parlament. „Bis 2023 sollte es möglich sein, mit aus mehreren Marken zusammengestellten Platoons durch ganz Europa zu fahren, ohne dass man irgendeine Ausnahmegenehmigung braucht, um Landesgrenzen zu überqueren - das ist eine Voraussetzung für internationale Transporte“, sagte Jonnaert.
Die Technologie, Kolonnen aus Fahrzeugen eines Herstellers zusammenzusetzen, sei bereits verfügbar. Aber die Kunden müssten auch unterschiedliche Marken kombinieren können. Deshalb sei es das nächste Ziel, das Mehrmarken-Platooning einzuführen, erläuterte der Lobbyist. Im Anschluss daran könne man die Umsetzung von Ruhezeiten für die Fahrer nachfolgender Lkw betrachten, voll automatisierte Fahrzeuge kämen erst später, sagte er vor den Parlamentariern.
Als Argumente für das Platooning geben die Hersteller an, dass das enge Aufeinanderfahren der Lkw den Luftwiderstand der Fahrzeuge erheblich verringere und so den Spritverbrauch und die CO2-Emissionen um bis zu zehn Prozent senken könne. Weiterhin gehen sie davon aus, dass automatisches Bremsen der Kolonnen die Sicherheit erhöhe und zudem die Straßen effektiver genutzt würden.
Mit dem Logistiksektor zusammen würden bereits Geschäftsmodelle untersucht, sagte Jonnaert. Aber manches, was vor 2023 erreicht werden müsse, läge nicht in der Hand der Lkw-Industrie, erläuterte er. Deshalb müsse die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wie Infrastrukturbetreibern, Transportunternehmen und Versicherungen, aber insbesondere mit Entscheidungsträgern intensiviert werden. Diese müssten neue Regeln entwickeln, die bestehende Gesetzgebung ändern und internationale sowie europäische Vorschriften aufeinander abstimmen.
Als Hilfestellung hat ACEA jetzt den „EU-Fahrplan zum Platooning“ vorgelegt, in dem die notwendigen Schritte beschrieben werden, damit halbautomatische Fahrzeuge bereits vor 2025 unterwegs sein können. Das Papier soll Entscheidungsträgern und Behörden aufzeigen, wo Änderungen notwendig sind. Unabdingbar sei die Unterstützung der Politik, damit das Platooning weitreichend eingeführt werden könne, betonte der ACEA-Mann. So sollten Regierungen beispielsweise Anreize wie Maut- oder Steuervergünstigungen einführen, auch einen CO2-Bonus oder mehr Flexibilität bei den Lenkzeiten nannte er als Optionen, um den Einstieg in den Markt zu fördern.