Private Güterbahnen schmieden Bündnis

23. Mai 2022
Mit dem Bündnis „Die Güterbahnen“ wollen die privaten Güterbahnen dazu beitragen, den Anteil der auf der Schiene transportierten Güter bis 2030 um 60 Prozent zu steigern. Dies entspräche 25 Prozent des gesamten Warentransports in Deutschland. Sie setzen dabei auf Unterstützung durch die Politik, um die umgerechnet etwa 210 Milliarden Tonnenkilometer Verkehrsleistung auch tatsächlich umsetzen können: Fast 100 Mitglieder hat das neue Bündnis, das in Berlin unter der Regie des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) vorgestellt wurde.
Geballte Zugkraft: 35 Prozent bis 2035
„Wir wollen das und noch wichtiger: Wir können das“, sagte NEE-Chef Ludolf Kerkeling auf der ersten Veranstaltung der neuen Organisation in Berlin. „Die Güterbahnen brennen darauf, für dieses Ziel und darüber hinaus ihre geballte Zugkraft aufzubringen und mit klimafreundlichem Güterverkehr auf der Schiene die Verkehrswende zu meistern.“ Mit dem neuen Bündnis soll die Politik nun zum wirklichen Partner werden, der die richtigen Rahmenbedingungen setzt.
Umwelt noch stärker entlasten
Die Privaten wollen mit ihrem neuen Auftritt in der öffentlichen Wahrnehmung heraus aus dem Schatten des staatlichen DB-Konzerns und geben sich sehr selbstbewusst. Schon heute würden annähernd 60 Prozent der Leistung auf der Güterschiene von ihnen erbracht, das Bündnis sieht sich als Marktführer und betont: „Wer mit umweltfreundlichem Transport das Klima schützen will, kommt an uns nicht vorbei.“ Bis 2030 ein Viertel der Güter auf der Schiene zu befördern, bedeute ein Plus von 60 Prozent. Aber eine ambitionierte und europäisch angelegte Verlagerungspolitik könne Straßen und Umwelt noch stärker entlasten, meint Kerkeling: „Die Güterbahnen halten bis 2035 eine Verkehrsleistung von mehr als 260 Milliarden Tonnenkilometer für erreichbar.“
Bahn-Potenzial wird nicht ausgeschöpft
Bereits die vorige Bundesregierung hatte sich im „Masterplan Schienengüterverkehr“ vorgenommen, ein Viertel der Güter auf die Schiene zu verlagern. „Dem umweltfreundlichen Schienengüterverkehr (kommt) eine Schlüsselrolle zu“, hieß es im Juli 2021 aus dem Verkehrsministerium. Seine Stärkung sei darum eine Kernaufgabe. Aber bei der Umsetzung in die Praxis rumpelt es enorm. In der Branche ist der Eindruck entstanden, dass sie es weitgehend mit Lippenbekenntnissen zu tun hat. Die privaten Bahnen können aufgrund zahlreicher Missstände ihr Potenzial nicht ausschöpfen und finden das naturgemäß ärgerlich.
Riesige Service-Probleme bei DB
Das gilt auch für ihre Kunden aus der Logistikbranche, und deren Interesse an der Bahn ist groß. „Alle wollen auf die Bahn, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern“, sagt der Chef einer Spedition mit über 6.000 Beschäftigten. „Aber es gibt bei der DB Serviceprobleme, die schlichtweg unfassbar sind. Unsere Mitarbeiter sind inzwischen völlig verzweifelt.“ Unter anderem beim Baustellenmanagement hapert es enorm. Es sei gut, dass gebaut werde, aber es komme beispielsweise immer wieder vor, dass Haupt- und Ausweichstrecke gleichzeitig und die Schieneninfrastruktur zielgerichtet neugestaltet werden. Die Güterbahnen und NEE als Träger eint jetzt auch ein neues Design: Das Logo eines fahrenden Güterzugs wird ergänzt durch den Satz: „Weil Gut auf der Schiene besser ist.“ Zum Start von „Die Güterbahnen“ gab es doppelte Unterstützung. Verkehrsstaatssekretärin Susanne Henckel sagte, zusammen werde man die Verkehrswende meistern und den Klimaschutz weiter vorantreiben. Die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz und Bremer Verkehrssenatorin, Maike Schaefer, ergänzte, die Verlagerung sei ein ganz wichtiger Baustein innerhalb der Verkehrswende. „Wir brauchen die Güterbahnen“, fügte sie hinzu.