Komplexere Logistik: Produktion kommt zu den Absatzmärkten

10. Juli 2017
Unternehmen aus den Industrieländern in Europa und den USA fertigen wieder näher an ihren Absatzmärkten anstatt die Herstellung ins entferntere Ausland zu verlagern. Dieser Trend des „Nearshorings“ wird sich in Zukunft weiter verstärken und stellt Logistiker vor neue Herausforderungen, ergab eine Studie des Frankfurter Beratungsunternehmens Miebach Consulting.
Rund die Hälfte (51 Prozent) der an der internationalen Studie beteiligten Unternehmen nutzten bereits die Verlagerung der Produktion in Nachbarländer als Standortstrategie, 26 Prozent der Teilnehmer messen dem Nearshoring eine große oder sehr große Bedeutung zu. Nearshoring ist laut Studie aktuell der stärkste Trend der Zukunft. Zwar wird die Verlagerung unternehmerischer Funktionen ins Ausland derzeit immer noch von 49 Prozent der Befragten genutzt, aber nur 22 Prozent sehen dieses sogenannte Offshoring als einen wichtigen Zukunftstrend.
„Moderne Produktionsmethoden ermöglichen eine stärkere Automatisierung bei gleichzeitiger Steigerung der Kundenindividualität. Nearshoring ermöglicht es, in diesem Umfeld Wettbewerbsvorteile zu erzielen, auch wenn dadurch die Supply Chain komplexer wird“, betont Bernd Müller-Dauppert, Mitglied der Geschäftsleitung bei Miebach Consulting.
Mit einem Abbau der ausländischen Produktionskapazitäten oder einer Produktionsverlagerung sei allerdings nicht zu rechnen, so die Studie. Die Anlagen an den bisherigen Produktionsstandorten blieben für dortige Bedürfnisse bestehen. „Durch die positive wirtschaftliche Entwicklung der bisherigen Offshoring-Länder in Asien sind attraktive, aber auch zunehmend anspruchsvolle Absatzmärkte entstanden, so dass die Offshoring-Standorte zu Nearshoring-Standorten werden“, heißt es. Dadurch aber würden die Lieferketten komplexer.
An der Befragung nahmen 127 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen teil, zwei Drittel davon kamen aus Europa, der Rest aus den USA.