PwC: Transport- und Logistikbranche im Krisenmodus
Die Corona-Krise trifft die Transport- und Logistikbranche besonders hart. Im europäischen Frachtverkehr und in der Logistik wird die Bruttowertschöpfung 2020 um 8,6 Prozent einbrechen. Danach soll sich der Wert in einem U-Szenario langsam erholen. Das hat eine Analyse des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) ergeben. Untersucht wurden laut PwC die aktuellen Entwicklungen, M&A Deals (Transaktionen im Unternehmensbereich wie etwa Zukäufe), Joint Ventures und strategische Allianzen im ersten Halbjahr 2020.
Demnach soll sich die Krise vor allem bei den sogenannten Deals zeigen. Zwischen Januar und Juni wurden laut PwC 92 Deals mit einem Volumen von mehr als 50 Millionen US-Dollar angekündigt. Im ersten Halbjahr 2019 waren es 138, im zweiten Halbjahr 2019 noch 123 Deals. Europäische Unternehmen und Investoren waren an 33 Unternehmenskäufen (erstes Halbjahr 2019: 33, zweites Halbjahr 2019: 36) mit einem Gesamtvolumen von 10,3 Milliarden US-Dollar beteiligt.
Logistik beweist Systemrelevanz
Die Auswirkungen der Pandemie bekamen auch der Frachtverkehr und die Logistik zu spüren. Die Logistikketten funktionierten allerdings laut PwC weiter und die Versorgung mit Waren des täglichen Verbrauchs war jederzeit sichergestellt. Mit Blick auf das Deal-Geschehen bleibt der Logistik- und Transport-Sektor am aktivsten. Nach Einschätzung des PwC-Experten Ingo Bauer wird das auch so bleiben. Er sieht dabei vor allem zwei Schwerpunkte: „Zum einen werden Warenlager immer wichtiger. Denn die Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus im Einzelhandel und temporäre Ladenschließungen haben den E-Commerce weiter befeuert. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung und der Erfolg von Logistikplattformen zu und Diskussionen um die Digitalisierung der Branche wurden deutlich angefacht.“
Häfen als langfristige Anlage mit stabiler Rendite
Investoren haben sich laut PwC bereits vor der Corona-Krise auf Infrastrukturziele fokussiert. Insbesondere Häfen sollen ein attraktives Ziel bleiben. Der größte Deal der ersten Jahreshälfte 2020 betrifft Infrastrukturanlagen: Port & Free Zone World habe angekündigt, den verbleibenden Anteil an DP World Ltd, einem der größten Hafenbetreiber weltweit, für 2,72 Milliarden US-Dollar zu erwerben.
Besonders hart trifft die Corona-Krise die Luftfahrtbranche. „Insbesondere für die Luftfahrtindustrie ist die Corona-Pandemie die größte Herausforderung, die sie je erlebt hat. Wann und ob sich der Flugverkehr vollständig erholt, ist offen. Wir gehen von einem L-Szenario aus: Nach dem starken Einbruch besteht vorerst keine Aussicht auf eine Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau“, so Ingo Bauer.
Ausblick zweite Jahreshälfte
„Für die zweite Jahreshälfte gehen wir von einem gedämpften Deals-Geschehen in der Transport- und Logistikindustrie aus. Bestimmte Ziele - insbesondere Lagerhallen und Infrastruktur - bleiben attraktiv. Zudem werden der finanzielle Druck, unter dem viele Transport- und Logistikunternehmen stehen, und weitere Konsolidierung von Spediteuren die M&A-Aktivitäten mittelfristig wiederbeleben“, prognostiziert Bauer.
Als nachgelagerte Industrie ist die Transport- und Logistikbranche stark davon abhängig, wie schnell sich andere Branchen von der Krise erholen und ihre Produktion wieder hochfahren, stellt PwC abschließend fest.