Radfahrer sollten Unfallrisiken kennen und zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen

27. Mai 2014
Zum Europäischen Tag des Fahrrads am 3. Juni machen die Experten von DEKRA auf die spezifischen Unfallrisiken für Radfahrer aufmerksam. Gerade angesichts des zunehmenden Fahrradverkehrs in den Städten sollten Radfahrer diese Risiken kennen und, wo sie können, ihren Beitrag zu ihrer eigenen Sicherheit leisten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beleuchtung am Fahrrad, die Kleidung und der Helm.

Als ungeschützte Verkehrsteilnehmer sind Fahrradfahrer – ähnlich wie Fußgänger – im Straßenverkehr besonders gefährdet, wie der im April vorgestellte DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2014 zur Urbanen Mobilität aufzeigt. Im Jahr 2012 kamen in Deutschland innerorts 248 Radfahrer bei Unfällen ums Leben; das ist fast ein Viertel aller im innerörtlichen Straßenverkehr Getöteten. Nur unter den Fußgängern gab es mehr Verkehrstote. Bei den Schwerverletzten machen die Fahrradfahrer innerorts schon seit 2003 den größten Anteil aus: Fast 11.500 schwer verletzte Radfahrer weist die amtliche Unfallstatistik für 2012 aus; das entspricht mehr als 32 Prozent aller Schwerverletzten.

„Fahrradfahren ist eine umweltfreundliche und gesunde Art, sich fortzubewegen. Allerdings sollte jeder Radfahrer auch selbst dafür Sorge tragen, dass er möglichst sicher unterwegs ist“, sagt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands DEKRA SE und verantwortlich für die Business Unit Automotive.

„Einer der entscheidenden Faktoren ist dabei die gute Erkennbarkeit in der Dämmerung und im Dunkeln. Nur wer auch rechtzeitig von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen wird, kann sicher Fahrrad fahren,“ so Klinke.

Wichtig ist aus Sicht der DEKRA Experten vor allem, dass die vorgeschriebenen aktiven und passiven lichttechnischen Einrichtungen, also alle Leuchten und Reflektoren am Fahrrad, intakt sind. Auch wenn seit 2013 batterie- oder akkubetriebene Leuchten in genehmigter Bauart zulässig sind, gibt es zur permanent verfügbaren, fest angebauten modernen Dynamo-Beleuchtung, insbesondere für Alltagsradler, kaum eine vernünftige Alternative. Nur eine Akku-LED-Beleuchtung mit Ladezustandsanzeige kann hier ein vergleichbares Maß an Sicherheit bieten. Bei batteriebetriebenen Anlagen müssen unbedingt Ersatzbatterien mitgenommen werden, erst recht auf längeren Touren.

Sehr empfehlenswert ist auch das Tragen heller und kontrastreicher Kleidung – möglichst mit retroreflektierenden Elementen, die den Radfahrer aus deutlich größerer Entfernung im Scheinwerferlicht sichtbar machen.
Auch der allgemeine technische Zustand des Fahrrads ist natürlich wichtig für die Verkehrssicherheit. Die DEKRA Experten empfehlen einen regelmäßigen Technik-Check. Besonders wichtig sind dabei die Bremsen, um bei Gefahr rasch anhalten zu können.

Angesichts der möglichen Schwere von Verletzungen – bei einer Kollision mit einem anderen Fahrzeug ebenso wie bei einem Alleinunfall – empfehlen die DEKRA Experten zudem, beim Radfahren einen Helm zu tragen. In Deutschland liegt die Helmtragequote über alle Altersgruppen hinweg nach der jüngsten Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen bei gerade einmal 15 Prozent. Immerhin: Bei Kindern zwischen sechs und zehn Jahren ist der Anteil, der mit Helm unterwegs ist, im Jahr 2013 auf drei Viertel gestiegen.

Zur Erhöhung der Sicherheit von Radfahrern ist auch die Straßeninfrastruktur wichtig. Das betrifft den Ausbau von Radwegen ebenso wie die Pflege der vorhandenen Radwege. Denn wenn sie in schlechtem Zustand sind, weichen Radfahrer in der Regel trotz des höheren Risikos auf die Straße aus. Übrigens: Als Ersatz für fehlende Parkplätze für Pkw oder als Abstellort von Transportern während einer Warenlieferung sind Radwege aus gutem Grund tabu.

Insbesondere im Zusammenhang mit abbiegenden Lkw ist aus Sicht von DEKRA Aufklärungsarbeit wichtig. „Radfahrer müssen dafür sensibilisiert werden, welche Bereiche neben seinem Fahrzeug ein Lkw-Fahrer trotz aller Spiegel nicht einsehen kann“, so Clemens Klinke. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2012 bei Abbiegeunfällen mit Lkw innerorts in Deutschland insgesamt 25 Radfahrer getötet und 162 schwer verletzt.

„Diese Unfälle aufgrund des Toten Winkels sind recht selten, aber meistens besonders schlimm. Deshalb sollte sich jeder Radfahrer bewusst sein, wie gefährlich der Bereich neben einem Lkw ist, und sich dort möglichst erst gar nicht aufhalten.“ Im Zusammenhang mit solchen Unfällen setzt sich DEKRA auch für die Entwicklung elektronischer Abbiegeassistenten ein, die Gefahren noch zuverlässiger erkennen, den Lkw-Fahrer warnen und gegebenenfalls eine automatische Notbremsung einleiten können.

Insgesamt belegt die amtliche Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2012, dass Kollisionen mit Pkw die häufigste Todesursache für Radfahrer im innerörtlichen Verkehr in Deutschland sind (37,1 Prozent). Direkt dahinter (28,0 Prozent) rangieren bereits Alleinunfälle von Radfahrern. Den drittgrößten Anteil (19,8 Prozent) machen Kollisionen mit Güterkraftfahrzeugen, also Transportern und Lkw aus.