Reeder: Geld im Überfluss

03. Aug. 2022 Newsletter
Hohe Frachtraten lassen in der Containerschifffahrt die Gewinne sprudeln. Linienreeder Maersk hat jetzt zum zweiten Mal die Gewinnerwartung für 2022 angehoben: Vor Zinsen und Steuern werde das Ergebnis rund 31 Milliarden US-Dollar betragen, teilte das Unternehmen mit. Eine frühere Prognose war von etwa 24 Milliarden Dollar ausgegangen.
Prognose erneut raufgesetzt
„Die Überlastung der globalen Lieferketten, die zu höheren Frachtraten führt, hält länger an als ursprünglich erwartet“, erläuterte Maersk. Das starke Ergebnis im zweiten Quartal mit etwa 8,9 Milliarden Dollar liege über den bisherigen Erwartungen und sei „auf die anhaltende außergewöhnliche Marktsituation“ zurückzuführen. Jetzt wird von einer „allmählichen Normalisierung“ im vierten Quartal ausgegangen.
Hapag: höhere Frachtraten bei gleicher Menge
Zuvor hatte bereits Deutschlands größter Reeder Hapag-Lloyd erneut seine Ergebnisprognose nach oben korrigiert. Für das Jahr 2022 wird ein Konzerngewinn im Rahmen von 16,3 bis 18,2 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern erwartet, im April war noch von 11,7 bis 13,6 Milliarden Euro die Rede. Auch das zweite Halbjahr dürfte über den bisherigen Erwartungen liegen, teilten die Hamburger mit. Dabei lag die Transportmenge in den ersten sechs Monaten mit rund sechs Millionen TEU auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Aber: „Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Frachtrate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um etwa 80 Prozent.“
Frankreich kämpft gegen die Inflation
Doch Frachtraten führen kein Eigenleben, sondern werden von den Unternehmen festgelegt. Jüngst beugte sich der französische Konkurrent CMA CGM dem Druck der Regierung und gewährt jetzt seinen französischen Kunden einen Rabatt von 750 Euro pro Importcontainer aus Asien und 100 Euro für Exportcontainer. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hatte angesichts der hohen Inflationsrate damit gedroht, die Reederei mit einer Sondersteuer zu belasten. CMA CGM erzielte allein im ersten Quartal einen Gewinn von 7,2 Milliarden Dollar.
Kein Rabatt bei Maersk
Maersk bleibt hart und will sich nicht auf Abschläge bei den Frachtraten einlassen. Man habe keine Absicht, dasselbe wie CMA CGM zu tun, teilte das Unternehmen dem dänischen Nachrichtenportal Shippingwatch mit. Bei Hapag-Lloyd heißt es auf Anfrage: „Wir passen unsere Frachtraten regelmäßig an das Angebot und die Nachfrage unter den gegebenen Marktbedingungen an.“
Kritik an Ausnahmen vom Kartellrecht
Aber auch bei den Hamburgern gibt es derzeit nur Luft nach oben, obwohl es harsche Kritik von Seiten der Verlader- und Transportbranche an dem Reeder-Oligopol und den seitens der EU gewährten Ausnahmen vom Kartellrecht gibt. Zehn internationale Verbände hatten sich mit einem Brandbrief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gewandt. Die Dänin lässt die Lage nun prüfen und will bis zum Jahresende ein Papier präsentieren.