Renault Trucks K: Die neuen Baufahrzeuge von Renault
Die brachiale Optik verspricht nicht zu viel. Die Baufahrzeuge von Renault sind echte Könner im Gelände.
Schon beim ersten Kontakt wird klar: Dieser Offroader meint es ernst. Die stählerne Front erinnert entfernt an Motocross-Maschinen und das war vom Designer durchaus gewollt. Mit dem entschlossenen Blick der Scheinwerfer scheint er zu fragen: "Was soll mich aufhalten?"
Geschmeidig unterwegs auch am Hang
Da gibt’s nicht viel, wie sich auf der ersten Proberunde sogleich zeigt. Die Mulde randvoll mit Kies, klettert der 520 PS starke 8x4 den Steilanstieg hinauf. Nach einer engen Kehre folgen fiese Schlaglöcher und tiefe Querrinnen, aber der Franzose bleibt stur auf Kurs. Von Zeit zu Zeit schießt die Geländeautomatik blitzschnell einen kleineren Gang rein und der 13 Liter große Reihensechszylinder beißt weiter zu. Die Unterbrechung der Zugkraft ist kaum zu merken. Es geschieht alles sehr geschmeidig und geräuscharm. Auch aus dem Fahrwerk oder von der Karosserie ist kein Poltern oder Ächzen zu vernehmen. Dabei muss die Federung ordentlich arbeiten, doch richtig unangenehm für den Fahrer wird es nicht. Klar, dass ein Vierachser viele Grobheiten wegsteckt, aber auch mit drei oder zwei Achsen verblüffen die neuen Geländegänger mit großem Fahrkomfort im Gelände. Dazu passt der gute Halt in den serienmäßigen Recaro-Sitzen und die präzise Lenkung.
Wenn es über eine längere Strecke ganz dick kommt, kann der Fahrer noch per Tippschalter eine Drehzahl vorwählen und den Fuß vom Gaspedal nehmen. Damit entfallen versehentliche Tritte aufs Gas, wenn die Vorderachse unvermittelt in ein Loch plumpst. Wie mit einem klassischen Handgasregler lässt sich die Drehzahl damit jederzeit optimal anpassen.
Differenzialsperren notfalls auch auf einen Schlag
Ebenfalls eine gute Lösung für Härtefälle wie etwa Passagen durch tiefen Matsch ist der Drehschalter für die Differenzialsperren. Damit gibt es bei der korrekten Reihenfolge – erst quer, dann längs – kein Vertun. Wenn es schnell gehen muss und alles gefordert ist, hilft ein schneller Druck auf die Taste im Drehschalter und der Renault legt blitzschnell sämtliche Sperren ein.
Eine weitere Arbeitserleichterung sitzt groß und quadratisch ganz oben im Armaturenträger: Ein Druck auf den Taster für die elektrisch gesteuerte Feststellbremse entlastet den Fahrer bei Zwischenstopps am Berg. Denn der Wechsel von Bremse auf Gas erfolgt nun völlig ohne Hektik und stressfrei. Die Feststellbremse löst sich erst, wenn der Motor genügend Drehmoment aufgebaut hat, damit es weiter aufwärts geht. Auch im Rückwärtsgang spielt die Elektronik mit. Ein zusätzliches Sicherheitsplus gibt es für das selbsttätige Einlegen der Feststellbremse, wenn der Fahrer den Motor ausschaltet. Ein unabsichtliches Wegrollen ist damit passé.
Cockpit lässt sich teilweise umstecken
Nörgler könnten jetzt noch monieren, dass der Taster etwas weit weg vom Lenkrad sitzt, denn dazwischen liegt noch das Bedienfeld der Klimaanlage. Ist sie wie im Testwagen automatisiert, muss der Fahrer kaum einmal nachregeln. Die Position von Feststellbremse und Klimaeinheit lässt sich auch nicht tauschen. Diese Besonderheit gibt es nur eine Etage darunter, wo sich die Tasten verschiedener Funktionseinheiten wie Getriebeuntersetzung oder Rundumleuchte auf einfache Weise nach den Vorlieben des Fahrers in vier Schächten beliebig positionieren lassen. Die CAN-Bus-Technik macht’s möglich.
Die Optik des Instrumentenbretts ist dagegen Geschmackssache. Der Mix aus Digitalanzeigen und schlichten Zeigerinstrumenten hat eher pragmatischen Charakter und will keinen Schönheitspreis gewinnen. Übersichtlich ist das Ganze dennoch. Die Bedienung hat mit den unter dem Lenkrad liegenden Menütasten ein paar Eigentümlichkeiten. Die sind aber auch schnell durchschaut.
Die Funktion steht im Mittelpunkt
Außenherum steht ebenfalls die Funktion im Vordergrund. Der Einstieg gelingt selbst bei den hochbeinigsten Varianten dank sehr weit öffnenden Türen und klug positionierten Handgriffen relativ leicht. Wer in die Mulde gucken will, was der Kollege Baggerfahrer da so alles reinpackt, findet am Dach eine solide Reling und für die Füße eine kleine, aber griffige Trittfläche.
So endet die erste Begegnung mit dem neuen K mit der Erfahrung, dass die Kollegen vom Bau sich auf einen durchdachten und soliden Lkw freuen können, der auch eine ordentliche Portion Fahrspaß mit sich bringt und beim Böschungswinkel mit 29 Grad sogar einen Bestwert setzt. Wer noch steilere Rampen hinaufklettern will, kann zu der Variante "Xtrem" greifen. Dieser ausschließlich handgeschaltete 8x4 schafft mit den zugelassenen 24-Zoll-Rädern noch einmal drei Grad mehr.
Baureihe C orientiert sich mehr an der Straße
Deutlich ziviler kommt dagegen die zweite Baufahrzeugreihe namens C daher. Für die Baustoffauslieferung oder als Fahrmischer ist sie stärker auf den Straßenbetrieb abgestimmt. Die Front ist hier nicht in purem Metall gefertigt, sondern lediglich die Ecken der Stoßfänger sind mit Blech armiert. Der Innenraum der niedriger montierten Kabine ist weitgehend identisch mit dem Geländebruder. Laut Renault soll die C-Reihe mit besonders geringem Eigengewicht und bei der Aufbauerfreundlichkeit punkten. Durchschnittlich 20 Prozent weniger Zeit veranschlagt der Hersteller für die Montage der Aufbauten.
Auf einer kurzen Proberunde gab sich der gefahrene C 480-Vierachser mit Ladekran wie erwartet etwas weicher als der straffe Kipper. Er parierte die Grobheiten einer stark verwitterten Landstraße ebenso gekonnt wie die ausgewaschene Naturpiste auf einem Steinbruchgelände. Auch der C ließ dabei keinerlei Karosserie- oder Poltergeräusche aus dem Fahrwerk hören. Auf dem Bausektor wollen die Franzosen ganz klar in die Champions League.