Rheintalbahn: Bahnlogistik vor dem Kollaps
Angesichts der Sperrung der Rheintalbahn haben Bahnlogistiker aus ganz Europa vor Schäden in Milliardenhöhe gewarnt. „Das System der europäischen Bahnlogistik steht vor dem Kollaps“, schreiben Vertreter von über 20 Verbänden in einem offenen Brief an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc. Sie forderten von beiden ein Krisenmanagement. Derzeit könnten die Güterbahnen auf den Umfahrungsstrecken nur 25 Prozent des Normalvolumens bewältigen, der Kombinierte Verkehr bringe es als mengenmäßig stärkstes Segment auf lediglich 15 Prozent.
Notwendig sei eine Task Force auf Minister- beziehungsweise EU-Ebene, an der auch die Netzbetreiber beteiligt seien. Da am Brenner und im Elsass Lokführer fehlen, könne ein Großteil der Trassenkapazitäten auf den Umleitungsstrecken auch drei Wochen nach der Unterbrechung nicht genutzt werden. Deshalb sollte es eine kollegiale Unterstützung der staatlichen Bahnunternehmen bei der kurzfristigen Verstärkung des Lokführerpools auf den Umleitungsstrecken via Brenner, Frankreich, Raum Stuttgart/Singen/Schaffhausen durch Freistellungen für den Güterverkehr geben. „Damit kann innerhalb von zwei bis drei Tagen die Umfahrungskapazität von 25 Prozent auf 50 bis 60 Prozent erhöht werden.“
Eine weitere Maßnahme wären vereinfachte Betriebsverfahren auf den Umleitungsstrecken unter Einbeziehung der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA).
Vorgeschlagen wird auch, Güterverkehrsunternehmen, die durch das Rastatt-Desaster direkt betroffen sind und finanziell vor dem Aus stehen, befristet zu unterstützen. Außerdem müsse eine Sonderkommission gebildet werden, die die Vollsperrung des Schienengüterverkehrs aufarbeitet. Dazu gehörten unter anderem Notfallpläne, Baustellenmanagement und eine Priorisierung der Verkehre. „Rastatt darf nie wieder passieren!“, schreiben die Verfasser des Briefs.