Rheintalbahn: Schweizer Bahnbranche macht Druck

23. Aug. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Da mit der Fertigstellung der Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel erst 2040 bis 2045 zu rechnen sei, bringt die Schweizer Bahnbranche jetzt Alternativlösungen ins Spiel. Im Fokus ist die linksrheinische Bahnlinie via Frankreich. Auch die Ertüchtigung der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen biete Entlastung.
In einer Pressemitteilung heißt es, dass der vertraglich vereinbarte Ausbau der Rheintalbahn als Element des NEAT-Konzepts nur langsam voranschreitet. Die Schweizer Bahnbranche begrüßt die Infrastrukturausbauten (Vierspurverkehr, 740 Meter Zuglänge, 2.000 Tonnen Zuggewicht) und erwartet eine zügige Umsetzung. Dennoch würden sich die gegenwärtigen Kapazitätsengpässe zusehends verschärfen. Laut Pressemeldung belasten Baustellen, technische Störungen und unzureichende Umleiterstrecken den Betrieb in einem derartigen Ausmaß, dass ein regulärer Güterverkehrsbetrieb kaum mehr möglich sei.
Vier Maßnahmen gefordert
Die Schweizer Bahnbranche sieht vier dringende Maßnahmen. Erstens: Die Ertüchtigung der Strecke Wörth-Lauterbourg-Strasbourg. Das Schweizer Parlament hat mit der Motion 20.3003 zum Abschluss eines Staatsvertrags zum Ausbau der linksrheinischen Strecke und mit der Motion 22.3000 zur Finanzierung der Elektrifizierung des Streckenabschnitts Wörth-Strasbourg den Weg für die aktive Beteiligung der Schweiz am Ausbau des Nord-Süd-Korridors auch auf französischer Seite geebnet.
Zweite Maßnahme: Während der Bauphasen müsse der Zugang zu den Ausweichrouten vereinfacht werden. So sollten temporäre Lösungen gefunden werden, damit deutschsprachige Lokführer via Frankreich fahren können. Auch die Verfahren zur Erlangung der erforderlichen Streckenkenntnis sollten temporär vereinfacht werden. Von zentraler Bedeutung sei zudem ein international koordiniertes Trassenmanagement auf der linksrheinischen Strecke.
Überhaupt müsse die in Deutschland angekündigte Generalsanierung von hochbelasteten Schienenkorridoren von Anfang an die Erstellung von leistungsfähigen Umleitungskonzepten vorsehen (Maßnahme 3). Erst müssen Umleitungsstrecken betrieblich und infrastrukturell ertüchtigt werden, dann kann mit einer umfassenden Streckensanierung begonnen werden.
Als vierte Maßnahme schlägt die Schweizer Bahnbranche vor, die Infrastrukturbetreiber des Korridors Rhein-Alpen an einen Tisch zu bringen. „Die Herausforderungen im Güterverkehr auf dem Korridor Rhein-Alpen meistern wir nur durch internationale Zusammenarbeit. Wir schlagen die Einrichtung eines internationalen Arbeitsgremiums der Infrastrukturbetreiber des Korridors unter Einbezug der Verkehrsministerien vor“, heißt es weiter. Die Schweiz als zentrales Transitland im Korridor Rhein-Alpen sei prädestiniert für eine treibende Rolle bei der Umsetzung der genannten Maßnahmen.