Rheintalbahn: Bis zu sechs Wochen Vollsperrung möglich

22. Aug. 2017
Tunnelbohrungen unterhalb der Rheintalbahn haben ein Desaster für den Schienengüterverkehr ausgelöst. Wie lange die Unterbrechung zwischen Rastatt und Baden-Baden andauern wird, ist kaum absehbar. Gekappt ist damit die wichtigste Schienenverbindung zwischen den Nordseehäfen, der Schweiz und Norditalien. Normalerweise sind hier täglich bis zu 200 Güterzüge unterwegs.
Befürchtet wird ein großer Imageverlust für den Verkehrsträger Schiene und eine dauerhafte Verlagerung von Verkehren auf die Straße. Dabei haben Operateure, Eisenbahnunternehmen und Netzbetreiber noch Glück im Unglück, denn aufgrund der Ferienzeit sind derzeit deutlich weniger Güterzüge unterwegs.
Viele Baustellen, wenig Ausweichmöglichkeiten
Als problematisch erweist sich jetzt auch, dass nach jahrelangem Stillstand derzeit in Deutschland auf vielen Bahnstrecken gleichzeitig gebaut wird, denn dadurch verringern sich die Ausweichmöglichkeiten. Aber auch in anderen Ländern wird gerade viel in die Schieneninfrastruktur investiert, und die Koordination der Baustellen zwischen den nationalen Bahnunternehmen lässt zu wünschen übrig.
Bei SBB Cargo sind nach Unternehmensangaben täglich 60 Züge von der Baupanne betroffen, bei SBB Cargo International sind es zu Spitzenzeiten zusätzlich etwa 80 Züge pro Tag. Gearbeitet wird an einem Umleitungskonzept über Singen, zudem werden Lösungen via Frankreich und Österreich entwickelt. "Die benötigten Trassen- und Ressourcenkapazitäten sind jedoch stark eingeschränkt", berichtet das Unternehmen.
BLS Cargo konnte zum Ende der ersten Woche nach dem Einsacken der Schienen lediglich zehn bis 20 Prozent des eigentlichen Zug-Aufkommens umleiten, das sind gerade einmal zwei bis vier Züge pro Tag. "Es darf nicht passieren, dass eine solch wichtige Strecke unterbrochen ist, ohne dass DB Netze ein Umleitungskonzept anbieten kann, dass auch nur annähernd belastbar ist", kritisiert BLS-Sprecherin Stefanie Burri.
Sperrung vermutlich bis Ende September
Die spärlich vorhandenen Trassen sollten für die zweite Pannen-Woche von DB Netze an die beteiligten Unternehmen vergeben werden. Nach welchem Schlüssel war zunächst noch unbekannt. Die Bahn-Tochter ging zunächst von einer Sperrung bis Ende August aus, Branchenkenner halten unterdessen einen Zeitraum bis mindestens Ende September für realistisch.
Wieviel Kosten die Streckensperrung verursacht, lässt sich bislang nicht beziffern. Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) geht davon aus, dass allein für die Güterbahnen ein Umsatzausfall in Höhe von zwölf Millionen Euro pro Woche entsteht.