Rohstoffpreise für Verpackungen steigen

30. Juni 2021 Newsletter
Der boomende Onlinehandel lässt auch Verpackungen knapper und teurer werden. Deshalb hat der Verband der Wellpappenindustrie (VDW) schon im Frühjahr wegen des erheblich verschärften Preisniveaus Alarm geschlagen. Ein Ende der Preisspirale ist Branchenkennern zufolge noch nicht in Sicht. „In die Höhe schießende Papierpreise sowie wachsende Kosten für Betriebs- und Hilfsmittel setzten die Branche bei sinkenden Erlösen unter immer stärkeren Druck“, warnte der VDW. Im Versandhandel ist Wellpappe das mit Abstand wichtigste Verpackungsmaterial.
Durch Lockdown fehlt Recyclingpapier
Das Preisniveau sei unter Gewichtung aller Papiersorten im Februar 2021 um 16,2 Prozent höher ausgefallen als im Vergleichsmonat 2020. Bei den gängigsten braunen Sorten auf Altpapierbasis wurde im Zeitraum von September 2020 bis Februar 2021 ein Anstieg von 110 Euro pro Tonne verzeichnet. Der Preis für hochwertigen braunen Kraftliner sei sogar um 118 Euro pro Tonne geklettert.
Auch der globale Papiermarkt hat in diesem Jahr weiter angezogen, zitiert die Messe Fachpack aus Nürnberg einen Analysten. Die starke Nachfrage nach Wellpappe und Karton sowohl in China als auch in der EU habe in Verbindung mit der Pandemie und geplanten Wartungsarbeiten in Papierfabriken zu Lieferengpässen und zu weiter steigenden Preisen geführt. „Darüber hinaus verursachten die Lockdowns in den meisten europäischen Ländern einen Mangel an Recyclingmaterial, der durch den Brexit noch verschärft wurde.“
Rohstoffpreise für Kunststoff klettern auch
Aus Gründen der Nachhaltigkeit sei Kunststoff für viele Versender keine Alternative, zudem hätten auch hier die Rohstoffpreise angezogen und es gebe Versorgungsschwierigkeiten. Granulate und Folien hätten sich merklich verteuert, Preissteigerungen von 60 Prozent seien kein Ausreißer, berichtet der Industrieverband Papier- und Folienverpackungen (IPV).
„Je nach Material stiegen die Preise in Einzelfällen im Vergleich zum dritten und vierten Quartal 2020 um bis zu 100 Prozent“, betonte Geschäftsführer Karsten Hunger. Die Unternehmen erwarteten eine Fortsetzung oder eine Verschlechterung der angespannten Versorgungslage. Gleichzeitig spürten sie einen starken Druck der Kunden weg vom Plastik, hin zu faserbasierten Lösungen.
Endverbraucher will nachhaltige Verpackung
Der Endverbraucher habe inzwischen eine sehr kritische Haltung zu Kunststoffverpackungen, sagte Hunger. Die Hersteller arbeiteten an der Aufklärung zur Notwendigkeit von Kunststoff und gleichzeitig mit Hochdruck an innovativen Lösungen. Moderne Technologien und innovatives Design erlaubten es, das Verpackungsmaterial zu minimieren. Auch gebe es ein immer größeres Angebot an alternativen Materialien.
Qualitäten und Maschinengängigkeit seien kaum mehr ein Problem, wenn beispielsweise alternative Faserrohstoffe für Verpackungspapiere verwendet würden, erläuterte der Manager. Neben Holz als nachwachsendem Rohstoff gebe es inzwischen Verpackungen und Etiketten aus Graspapier, als weitere Rohstoffquelle seien faserreiche Spargelabfälle oder Haferspelzen hinzugekommen. Papierverpackungen auf Basis der heimischen Silphie-Pflanze würden bereits im Lebensmittelhandel eingesetzt.