Rüdinger baut Umsatz aus

22. Mai 2020
Die Rüdinger Spedition hat Umsatz und Belegschaft deutlich ausgebaut. Das Unternehmen will seine Digitalkompetenz weiter stärken, ebenso seine Performance im Stückgutbereich. Auch rüstet Rüdinger sich mit zusätzlichen Lagerflächen für weiteres Wachstum in der Logistik.
„Bei der Digitalisierung kann ein Mittelständler einen Konzern überholen, der sich wie ein Tanker nur schwer steuern lässt“, erklärte der Geschäftsführende Gesellschafter Roland Rüdinger am Dienstag vor Journalisten in Krautheim. Sein Unternehmen sei in der Lage, Kunden eine umfassende digitale Transport- und Logistikkette zu bieten.
Webportal Rüdinger 4.0 geht an den Start
Möglich macht dies das neue Webportal Rüdinger 4.0, das Stückgutkunden per Mausklick ein Preisangebot unterbreitet und im Fall eines Auftrags die komplette Transportabwicklung transparent und in Echtzeit verfolgbar macht, vom Labeldruck bis zum digitalen Ablieferbeleg.
Zwei bis drei Jahre hat das Team von Rüdinger daran gearbeitet. Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben. „Von den Kunden wird das Angebot bereits sehr gut aufgenommen“, resümierte Rüdinger. Noch ist beim Stückgut bei drei Tonnen Schluss. Doch plant Rüdinger, das digitale Angebot auf andere Transportsegmente – und damit auch Ladungsgewichte –auszuweiten. Auch schwebt ihm eine dynamische Preisbildung vor, die Frachten in Abhängigkeit zur Auslastung berechnet. „Noch sind wir in der Konzeptionsphase“, sagte der Firmenchef.
Rüdinger ist Partner von fünf Kooperationen
An Stärke gewonnen hat das Unternehmen aber nicht nur beim Bewältigen der Daten-, sondern auch der Warenströme. Die sind vor allem im Sammelgut deutlich größer geworden. Seit Januar vorigen Jahres nämlich ist die Rüdinger Spedition, die in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiert, Partner von gleich fünf Kooperationen – neben der Ladungskooperation Elvis sind das die Stückgutkooperationen Online, Sim Cargo (ehemals ILN und Star) sowie neuerdings Cargoline und 24 plus. Im Eingang verdoppelte sich die Sendungszahl damit auf 600, die Tonnage stieg von 80 auf 200 Tonnen.
Für Rüdinger war es nach eigener Darstellung ein Kraftakt, das sprunghaft gestiegene Aufkommen mit zusätzlich noch unterschiedlichen Anforderungen der Netze und deren IT-Systemen zu bewältigen. „Doch wir haben die Integration nach sechs Monaten abgeschlossen und liegen bei der Qualität bei allen Kooperationen im oberen Drittel.“
Rüdinger will Stückgutaktivitäten im Ausgang stärken
Das Mengenwachstum im Eingang geht aber nicht Hand in Hand mit der Entwicklung im Ausgang. Aktuell kommt zweimal so viel Volumen rein wie Krautheim verlässt. Zwar entsteht der Rüdinger Spedition aktuell kein wirtschaftliches Risiko, weil sie nicht das Auslastungsrisiko der Kooperationen im Ausgang trägt. Paarige Verkehre aufzubauen, hat Spediteur Rüdinger trotzdem als Ziel ausgegeben und will dazu auch den Vertrieb stärken. Entsprechende Signale an den Markt wollte er eigentlich auch von der Logimat aus senden, doch die für März in Stuttgart geplante Fachmesse wurde wegen Corona abgesagt.
Ähnlich im Aufwind wie die Stückgutverkehre sind bei Rüdinger die Logistikaktivitäten. In Boxberg und Weikersheim kamen 9.300 Quadratmeter hinzu, in Waldenburg entstehen zurzeit zwei weitere Hallen mit zusammen 8.000 Quadratmetern, wovon die erste im Juli eröffnet werden soll. Die Aktivitäten im Logistikbereich binden auch den Löwenanteil der Investitionen. 2019 steckte die Rüdinger Spedition 11,7 Millionen Euro ins Unternehmen.
11,7 Millionen Euro seien angesichts eines Umsatzes von 50,5 Millionen Euro 2019 eine Hausnummer, erklärte Rüdinger. Der Umsatzentwicklung liegt ein Plus von 8,6 Prozent zugrunde, die Umsatzrendite lag bei knapp fünf Prozent. Das Unternehmen beschäftigte voriges Jahr 500 Mitarbeiter, ein Plus von zehn Prozent gegenüber 2018. Mehr als zehn Prozent der Mitarbeiter sind Azubis. 2019 sei ein erfolgreiches Jahr gewesen, sagt Rüdinger zurückblickend.
Trotz Corona stabiler Umsatz 2020 erwartet
Und wie fällt der Ausblick auf 2020 aus? Der Spediteur strebt einen Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau an und rechnet trotz der Coronakrise mit konstanten Volumina. Die Sparte Maschinentransport sei mit einem Minus von einem Drittel abgestürzt, auch weil keine Exponate zu Messen befördert werden müssen. Doch kann das Unternehmen durch die anderen Verkehre (Sammelgut, Regional- und Fernverkehre) sowie Lagerlogistik sowie Luft- und Seefracht beziehungsweise Zollaktivitäten die Rückgänge weitgehend ausgleichen. Bis April hatte Rüdinger über alle Bereiche nur ein Minus von vier Prozent.