Setlog-Studie: Entwicklung der Stückgutbestellungen

14. Nov. 2024 Newsletter
In den Wochen vor Weihnachten herrscht im Handel traditionell Hochsaison. Doch die Experten und Importeure von Bekleidung und sich schnell drehenden Konsumgütern erwarten in diesem Jahr keinen Ansturm der Verbraucherinnen und Verbraucher auf Geschenke.
Handel hält sich mit Bestellungen für Weihnachten zurück
Die Lieferketten-Experten des Softwarehauses Setlog aus Bochum analysierten in einer Studie, dass der Handel nur minimal mehr Produktionsaufträge als im Vorjahr bei seinen Lieferanten platzierte – im Schnitt stiegen die Stückzahlbestellungen nur um 1,9 Prozent im Vergleich zum untersuchten Vorjahreszeitraum. Insgeheim hoffte der Handel auf ein besseres Konsumklima, denn 2023 sanken die Stückzahlbestellungen im Vergleich zu 2022 durchschnittlich um satte 18 Prozent. Die Entwicklung lässt sich aus einer Analyse von 50 Setlog-Kunden und Geschäftspartnern vom 11. November ablesen. Untersucht wurden die Stückzahlbestellungen von Importeuren in den Zeiträumen von 1. Januar bis 31. Oktober der Jahre 2022 bis 2024.
Handel erwartet für 2024 ein Nullwachstum
„Unsere Momentaufnahme deckt sich mit der Prognose des Handelsverbands Deutschlands. Aufgrund der Kriege im Nahen Osten und der Ukraine, der hohen Inflation in den Vorjahren und der politischen Veränderungen in den USA und Deutschland sind die Menschen hierzulande verunsichert und nicht in großer Shopping-Stimmung“, erläutert Setlog-Geschäftsführer Ralf Düster. Der Verband hatte zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts seine Vorhersagen für 2024 nach unten korrigiert. Er erwartet lediglich ein nominales Umsatzplus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Real, also bereinigt um Preissteigerungen, entspricht das einem Nullwachstum. Bis Oktober war der Verband noch von einem nominalen Plus von 3,5 Prozent ausgegangen.
Importeure kämpfen mit massiv gestiegenen Frachtraten
Die Stimmung der Importeure wird nicht nur durch das prognostizierte Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden getrübt, sondern auch durch gestiegene Frachtraten. Vor einem Jahr kostete der langfristig geplante Transport eines 40-Fuß-Standard-Containers auf hoher See von Shanghai nach Rotterdam rund 1.600 US-Dollar. Dafür mussten die Unternehmen dieses Jahr 2.600 US-Dollar auf den Tisch legen. Wer kurzfristig auf dem Spotmarkt buchen will, muss aktuell mit Preisen zwischen 3.400 und 3.600 US-Dollar rechnen. „Die Reeder nutzten die unsichere Lage am Roten Meer wegen der Angriffe der Huthi-Rebellen und den damit verbundenen Umweg über das Kap der Guten Hoffnung, um die Preise zu erhöhen. Bis zum chinesischen Neujahrsfest am 29. Januar prognostizieren wir weiter leicht steigende Preise“, sagt Patrick Merkel, Geschäftsführer von Prologue Solutions.
Setlog rechnet mit Achterbahnfahrt der Seefrachtraten
Erst im Februar oder März rechnet der Experte wieder mit fallenden Seefrachtraten – dann könnten sie auf das Niveau von September 2024 sinken. „Das nächste Jahr wird insgesamt vermutlich eine Achterbahnfahrt aus hohen Preisen in der jeweiligen Hochsaison und moderaten Preisen dazwischen“, sagt Merkel. Der Umweg auf hoher See wegen der Krise im Nahen Osten wirkt sich auch auf die Laufzeit der Container von Fernost zu den Nordseehäfen aus: Die Analyse von Setlog ergab, dass die Stahlboxen von Hafen zu Hafen im Schnitt 43 Tage unterwegs waren. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 35 Tage, vor der Coronapandemie 2019 nur 31.
Temu, Shein und Ali Express sind eine ernste Konkurrenz
Auf das Gemüt der Händler in Deutschland schlagen zudem die Erfolge der Online-Wettbewerber aus China – vor allem von Temu, Shein und Ali Express. Alle drei Unternehmen aus dem Reich der Mitte gewannen zuletzt Marktanteile im E-Commerce. Eine Umfrage von Salesforce zeigte vor Kurzem, dass die Angebote bei preissensiblen Shoppern ankommen. In der Befragung gaben 63 Prozent der untersuchten Verbraucherinnen und Verbraucher an, dass sie während der Weihnachtssaison planen, bei einer chinesischen Shopping-App Waren zu bestellen. Die treibenden Gründe sind dabei der Preis (58 Prozent), ein schneller Versand (28 Prozent) und eine große Produktauswahl (27 Prozent).