Siemens betreibt eHighway in den USA
Auch in den USA sind die ersten Oberleitungs-Lkw zur Praxiserprobung auf öffentlichen Straßen gestartet. Der Technologiekonzern Siemens und die südkalifornische Behörde für Luftqualität betreiben in Kalifornien neuerdings einen elektrifizierten Straßenabschnitt, auf dem Lkw einen Teil ihrer benötigten Energie aus einer Oberleitung beziehen.
Der eHighway befindet sich auf der Alameda Street, die parallel zum Interstate Highway 710 verläuft. Darauf ist eine Meile in beide Richtungen elektrifiziert. Der I-710 verbindet die Seehäfen Los Angeles und Long Beach mit einem großem Güterbahnhof. Über diese Häfen gelangt nahezu die Hälfte aller Importe in die USA.
Lokalen Stickoxiden zu Leibe rücken
Entsprechend belastet sind nicht nur die Zulaufstrecken, sondern auch die Luft. Ziel der südkalifornischen Behörde für Luftqualität ist es daher, den lokalen Stickoxiden zu Leibe zu rücken. Einen wichtigen Beitrag dazu können ihrer Einschätzung nach die Lkw mit dem Geweih leisten. Bringen sie die erwarteten positiven Effekte mit Blick auf Luftreinhaltung und Klimaschutz, will die südkalifornische Behörde für Luftqualität ein ganzes Netz von eHighways aufbauen.
Behörde will Machbarkeit von Zero Emissionen-Zonen prüfen
Das hängt auch damit zusammen, dass sie in den beiden Häfen Zero Emissions-Zonen plant, die auch Lkw einen emissionsfreien Betrieb abverlangen. "Das Projekt wird uns dabei helfen, die Machbarkeit eines Null-Emissions-Güterverkehrssystem zu evaluieren, das auf dem Einsatz von Oberleitungen basiert", sagt Behördenchef Wayne Nastri.
Zunächst drei Oberleitungs-Lkw kommen auf der Pilotstrecke zum Einsatz: einer mit Diesel- und einer mit Erdgas-Hybridantrieb sowie ein batterie-elektrisch angetriebener. Der CNG- und Elektro-Lkw basieren auf Fahrzeugen des US-Herstellers Navistar, der Umrüst-Spezialist Transpower verpasste ihnen ein neues Innenleben und den Pantographen von Siemens als Schnittstelle zur Oberleitung. Das Fahrzeug mit dem zusätzlichen Dieselantrieb stammt von der Volvo-Tochterfirma Mack Trucks. Beim Ladegut handelt es sich primär um Container.
Projekt eHighway schlägt mit 13,5 Millionen Dollar zu Buche
Das Projekt eHighway in Kalifornien schlägt nach Angaben von Siemens mit 13,5 Millionen Dollar zu Buche. Daran beteiligen sich neben Siemens auch die Reederei China Shipping, der Hafen Long Beach, die Metro in Los Angeles und die kalifornische Energiekommission. Die Behörde für Luftqualität bezuschusst das Projekt mit 2,5 Millionen Dollar, mit weiteren drei Millionen Dollar unterstützt sie den Umrüster Transpower beim Aufbau seiner beiden Oberleitungs-Lkw.
Eigentlich hätte Siemens den Betrieb auf der US-Strecke schon vor einem guten Jahr starten wollen. Doch fehlende Informationen über die angrenzende Infrastruktur vor Ort führten dem Konzern zufolge zu Verzögerungen. So seien die Baufirmen auf Pipelines gestoßen, worauf die Siemens-Verantwortlichen entschieden, die Fundamente für die Oberleitungsmasten nicht in die Erde, sondern auf die Erde zu legen. Das machte neue Genehmigungen erforderlich und kostete weitere Zeit.
Weltweit erster eHighway ging 2016 in Schweden an den Start
Der eHighway in Kalifornien ist der weltweit zweite auf einer öffentlichen Straße. Die erste Teststrecke für Oberleitungs-Lkw ging in der schwedischen Region Gävleborg im Juni 2016 in Betrieb. Der elektrifizierte Abschnitt ist zwei Kilometer lang und liegt auf der Autobahn E 16 zwischen Kungsgarden und Sandviken.
In Deutschland laufen derzeit die Vorbereitungen für Feldversuche in den drei Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein. In Hessen beginnen in diesen Tagen bereits die Bauarbeiten für den Aufbau der Oberleitungs-Infrastruktur, Ende nächsten Jahres soll der fünf Kilometer lange Abschnitt auf der A5 bei Darmstadt elektrifiziert sein, sodass die ersten Lkw mit Geweih 2019 darauf verkehren können.