Lkw-Power aus der Oberleitung

05. Sept. 2017
Hybrid-Lkw werden künftig auf deutschen Autobahnen auch mit ausgefahrenem Stromabnehmer unter einer Oberleitung ihre Kilometer abspulen. Das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit knapp 30 Millionen Euro geförderte Verbundprojekt „Elektrifizierter innovativer Schwerlastverkehr auf Autobahnen“ (ELISA) stellt jetzt die Weichen für den ersten Feldversuch dieser Technologie auf einer öffentlichen Straße in Deutschland. Schon im nächsten Jahr sollen unter Federführung der Verwaltungsbehörde „Hessen Mobil – Straßen- und Verkehrsmanagement“ auf der Autobahn A5 zwischen den Anschlussstellen Zeppelinheim/Cargo City Süd des Frankfurter Flughafens und Darmstadt/Weiterstadt die ersten Fahrzeuge den elektrifizierten Straßengüterverkehr aufnehmen. Drei Speditionen haben zugesagt, die vom Nutzfahrzeughersteller Scania angebotenen Hybrid-Lkw zu beschaffen und einzusetzen.
Der Elektrokonzern Siemens hatte im August vom Land Hessen den Auftrag zum Bau einer rund zehn Kilometer langen Oberleitungsanlage erhalten. Mit seinem so genannten „eHighway“ hat der Konzern bereits Erfahrungen in Stockholm und Kalifornien gesammelt. Der eHighway verbindet gewissermaßen die Welten von Schiene und Straße, um den Gütertransport zu elektrifizieren. Für eine reibungslose Fahrt unter der Oberleitung sorgen die auf dem Dach der Lkw installierten Stromabnehmer. Diese arbeiten mit einem Sensorsystem, das bei Geschwindigkeiten bis zu 90 Stundenkilometern in der Lage ist, den Kontakt zur Oberleitung herzustellen oder zu unterbrechen. Verlässt der Fahrer beim Wechsel der Fahrspur oder bei der Ausfahrt das System, übernimmt automatisch der jeweilige Hauptantrieb den Fahrbetrieb.
Ein handfestes Argument für den eHighway könnte der Klimaschutz sein. Auf der Habenseite stehen Siemens zufolge weniger fossile Kraftstoffe sowie geringere Emissionen von CO2 und Stickoxiden. Wie es bei den Projektpartnern heißt, würde der Aufbau einer elektrischen Infrastruktur auf der Autobahn mit rund einer Million Euro je Kilometer und Richtung zu Buche schlagen. Eine im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und weiteren Forschungspartnern durchgeführte Machbarkeitsstudie hat jetzt das wirtschaftliche Potenzial der Technologie grundsätzlich bestätigt. Allerdings gebe es relevante Hürden für eine Einführung. Unter anderem müssten die Oberleitungen mit staatlicher Unterstützung vorfinanziert werden. Auch sei eine europäische Lösung zur besseren Infrastrukturauslastung und Harmonisierung der europäischen Verkehrspolitik anzustreben.