Slotsystem für Brenner-Transit

14. Dez. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Der Alpentransit über den Brenner bleibt ein Zankapfel der europäischen Verkehrspolitik. Jetzt sucht die Tiroler Landesregierung Verbündete für ihre Pläne, ein Slotsystem für Transit-Lkw einzuführen. Bis es steht, bleibt die Blockabfertigung.
Neue Bewegung in den Dauer-Brenner bringt der Vorstoß des neuen Tiroler Verkehrslandesrats René Zumtobel, ein Slotsystem für Transit-Lkw einzuführen. Fahrer beziehungsweise Disponenten müssten dann ihre Fahrten über den am stärksten befahrenen europäischen Alpenkorridor im Voraus buchen. Die Zahl der Transitfahrten zum Beispiel pro Tag oder Stunde wäre dann gedeckelt.
„Hintergrund für die geplante Einführung eines Slotsystems ist eine bessere Plan- und Vorhersehbarkeit des Transitverkehrs auf der Straße, ähnlich der Trassenbuchung auf der Schiene“, teilt eine Sprecherin der Tiroler Landesregierung gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell mit. Dass Landesrat Zumtobel (SPÖ) bei der Suche nach Effizienzverbesserungen auf der überlasteten Straße auch auf die Schiene schaut, hat seinen Grund: Der 51-Jährige verbrachte rund 30 Berufsjahre in unterschiedlichen Funktionen bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Konkrete Details zum möglichen Slotsystem lägen noch nicht vor, heißt es. Mit der Buchungsplattform für Lkw-Transitfahrten möchte das Bundesland die Verkehre besser dosieren und über den Tag verteilen. Denn seit Jahren beklagen dortige Politiker eine Überlastung des Brenner-Korridors mit entsprechenden Auswirkungen auf die sensible Alpenregion sowie die dortige Bevölkerung.
Nadelöhr Tirol
„Tirol ist und bleibt mit dem Brenner ein Nadelöhr im europäischen Nord-Süd-Verkehr“, erklärte Zumtobel erst im November beim Empfang von EU-Verkehrspolitikern in Innsbruck. Die Zahl der passierenden Lkw nehme seit Jahren zu: Mehr als 40 Prozent des gesamten alpenquerenden Verkehrs führe über den Brenner. „Mit Rekordzahlen von 2,5 Millionen Lkw pro Jahr ist die Belastungsgrenze für Mensch, Natur und Infrastruktur längst erreicht.“
Um die Lkw-Verkehre besser zu steuern, setzt Tirol auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Zum einen sucht das Bundesland weiterhin den Schulterschluss mit den angrenzenden Regionen Bayern und Südtirol über eine Korridormaut. Zusätzlich macht sich Tirol für eine weitere Verlagerung von Verkehren auf die Schiene stark.
An 24 Tagen Blockabfertigung im ersten Halbjahr 2023
Solange noch kein Slotsystem auf der Straße greift, setzt Tirol auch seine umstrittenen Blockabfertigungen fort. 24 Abfertigungstage sind für das erste Halbjahr 2023 geplant, nach 19 im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Vertreter der dortigen Landesregierung sprechen von einem Dosiersystem, weil damit der Lkw-Verkehr entzerrt werden könne. „Das Dosiersystem ist weiterhin notwendig, um die Überlastung der Straße sowie die Verkehrssicherheit und -flüssigkeit sicherzustellen“, heißt es. Solange es keine anderen und grenzüberschreitenden Lösungen gebe und die Zahl der Lkw durch Tirol jährlich weiter steige, werde man an diesem Instrument festhalten. Die Tiroler Landesregierung spricht von einer „Notmaßnahme“.