Spritpreise: Gut informiert - günstiger tanken

19. Sept. 2013
Angesichts stark schwankender Preise an deutschen Zapfsäulen sind die Kunden oft ratlos. Mehr Transparenz, weniger Missbrauch – ob das mit der neuen Markttransparenzstelle gelingt, muss sich zeigen.
Wer sich auskennt, kann besser entscheiden. Das gilt für Strom- und Gaspreise ebenso wie für Kraftstoffe. Für beide Bereiche existiert seit kurzem eine Markttransparenzstelle (MTS), die für mehr Durchblick und Wettbewerb sorgen soll, indem sie aktuelle Preise und Preisänderungen veröffentlicht. Gleichzeitig will das Bundeskartellamts so seinen Einfluss erhöhen und bei „unzulässigen Verdrängungsstrategien und anderen Formen des Missbrauchs von Marktmacht“ schnell reagieren können, wie dieses mitteilt.
Eine Rechtsverordnung des Bundeswirtschaftsministeriums vom März verpflichtet die Betreiber der 13.000 öffentlichen Tankstellen dazu, seit 31. August 2013Preisänderungen bei Super E5 und E10 sowie Diesel quasi in Echtzeit (nach fünf Minuten) an die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTSK) zu melden. Diese widerum leitet die Preisdaten sofort an die Verbraucher-Informationsdienste weiter, die Auto- und Kraftfahrer via Internet, Smartphone oder über ein Navigationsgerät über die günstigste Tankstelle auf ihrer Route informieren. Aktuell sind vier Infodienste zugelassen: ADAC, Clever-Tanken, Mehr-Tanken und Spritpreismonitor, weitere acht Anbieter folgen in den nächsten Wochen. Sie veröffentlichen alle Preise auf ihren jeweiligen Internetseiten und Apps. Benzinpreisvergleiche im Internet gibt es schon länger, doch die MTSK bietet erstmals zentral erfasste, amtliche Preisdaten in Echtzeit an.
Laut Kartellamt läuft die MTSK noch bis zum 30. November im Probebetrieb und ab 1. Dezember 2013 dann im Regelbetrieb. Wer sich direkt an die Stelle wenden will, kann dies per E-Mail (mts-kraftstoffe-beschwerden@bundeskartellamt.bund.de).
Ob mehr Transparenz die Preisgestaltung auf dem von fünf Konzernen beherrschten Kraftstoffmarkt wirklich nachhaltig verändert, muss sich zeigen. Der BGL zeigt sich auf Anfrage von trans aktuell skeptisch. Prof. Dr. Karlheinz Schmidt, Geschäftsführendes Präsidialmitglieds,befürchtet, dass die Durchschnittspreise eher steigen könnten, wie Erfahrung aus anderen Ländern mit entsprechenden Portalen belegten. Er empfiehlt seinen Mitgliedern, „möglichst das Angebot von Eigenbetankungsanlagen und die Möglichkeit der betrieblichen Kooperationen in der Selbstbetankung zu nutzen“. Denn die Preisschwankungen bei Eigenbetankungsanlagen seien deutlich niedriger als im Tagesverlauf an den Tankstellen. „Kluges Tankverhalten ist wohl die einzige Maßnahme, übertriebenen Preisänderungen entgegenzutreten“, befürchtet Schmidt. Für die Zukunft der Transportbranche setzt Schmidt seine Hoffnungen auf alternative Kraftstoffe, die den teuren Importdiesel ersetzen könnten. Hier müssten Politik und Wissenschaft Impulse setzen, damit der Wechsel zu neuen, regenerativen Energien und innovativen Antriebssysteme möglichst schnell und umfassend gelinge, so Schmidt. „Wer jetzt beginnt, ist früher fertig“, fordert Schmidt.