Lkw-Stau an polnisch-deutscher Grenze

21. Apr. 2020
Nach den Staus auf der deutschen Seite Anfang März, stauen sich nun die Lkw aufgrund der Corona-Einschränkungen in Polen.
Thomas Kaulbach, Geschäftsführer des zur Rhenus-Gruppe gehörenden Logistikdienstleisters Spaarmann, berichtet von einem Riesen-Stau bis fast nach Warschau: „Teilweise stehen die Lkw schon vor der Grenze einen Tag oder länger im Stau.“
Zu wenig Zollpersonal
Ein Grund dafür sei zum einen eine leicht erhöhte Anzahl von Lkw, die vor allem mit Rohstoffen beladen aus Russland, Weißrussland und der Ukraine kämen. Nicht immer seien die Papiere dabei für die Zollanmeldung vollständig, was das Prozedere an der Grenze zusätzlich verlangsame, der Digitalisierung zum Trotz. Ein weiterer Grund seien Personalprobleme. „Viele Zollspeditionen arbeiten derzeit ohne die volle Mannschaft, zudem gibt es wegen Krankheit auch unter den Zöllnern viele Ausfälle“, sagt Kaulbach gegenüber eurotransport.de.
Nadelöhr Zollterminal
Das Nadelöhr sei aber das Zollterminal Świecko II bei Frankfurt (Oder): Aus Schutz vor einer Ansteckung bekommen derzeit nur maximal 50 Personen Einlass, kontrolliert durch einen Sicherheitsdienst. Fahrer müssen also der Zollanmeldung beiwohnen, bis die Papiere fertig sind, und können nicht wie bisher für die Dauer der Verzollungsvorgangs die Wartezeit in der Kabine ihres Fahrzeugs verbringen. Und dies unabhängig davon, ob der Verzollungsvorgang 20 Minuten oder drei Stunden dauert.
Letzteres kommt laut Kaulbach vor allem bei den vielen Einfuhren aus Russland vor, etwa mit Stahl oder Eisen, deren Prüfung deutlich länger dauere. Die bisherigen EU-Zollkontingente für diese Rohstoffe laufen Ende April aus, deswegen wollen laut dem Logistikexperten viele Unternehmen noch ihre Läger füllen.
Bis 3. Mai Kontaktbeschränkungen
Dies führe zusammen mit den Sicherheitsvorkehrungen im Zollterminal zu einem Rückstau. „Wir erwarten zunächst auch keine Normalisierung, Polen will anscheinend bis 3. Mai die bestehenden Kontakteinschränkungen aufrechterhalten“, sagt der Spaarmann-Geschäftsführer.
Kaulbach ist dennoch guter Dinge, auch weil im eigenen Unternehmen alle Schichten mit Mitarbeitern besetzt sind. „Die Solidarität und den Zusammenhalt unserer Mitarbeiter kann ich nicht genug loben“, sagt er – für viele der Mitarbeiter, die die Zollanmeldungen erstellen, ist mobiles Arbeiten keine Option: ausgestatte mit allen Sicherheitsausrüstungen zwar, müssen sie dennoch Tag für Tag an der Theke stehen und Dokumente entgegen nehmen und sortieren.
Shuttleservice erleichtert Arbeitsweg
Auch die kilometerlangen Staus auf den Zufahrtsstraßen zur deutsch-polnischen Grenze, die mit Beginn der Grenzkontrollen Anfang März, entstanden, hat der Zollspediteur gemeistert. Zunächst ließ Kaulbach einen Taxi-Shuttledienst in beiden Ländern einrichten. „Denn viele Mitarbeiter wohnen und arbeiten in unterschiedlichen Ländern“, berichtet Thomas Kaulbach, Geschäftsführer von Spaarmann. Der Shuttledienste brachte die Mitarbeiter bis an die Grenze und holte sie auf der anderen Seite wieder ab.
Binationales Team im Zollterminal
Seit auch die Pendlerverkehre eingeschränkt wurden, arbeiten die Mitarbeiter nun am jeweiligen Zollterminal des Landes, in dem sie wohnen: „Das funktioniert reibungslos, weil das Team seit 25 Jahren besteht, sehr erfahren und mehrsprachig ist. Wir setzen seit jeher auf den Local-Hero-Erfolg, also die Freiheit, vor Ort Entscheidungen zu treffen. Gerade in der aktuellen Situation hat sich das bewährt“, sagt Kaulbach.