Stickoxidbelastung: 70 Kommunen über dem Grenzwert

01. Feb. 2018
Trotz eines Rückgangs der Luftbelastung mit Stickoxiden liegen weiterhin 70 deutsche Kommunen über dem gesetzlichen Grenzwert. Das hat eine Auswertung vorläufiger Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA) ergeben. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger forderte eine Nachrüstung der Hardware von Autos und leichten Nutzfahrzeugen. „Nur so können wir die Gesundheitsbelastungen durch Stickstoffoxide schnell und vor allem dauerhaft senken“, sagte sie.
Die Zahl der Kommunen mit Grenzwertüberschreitungen hat Schätzungen zufolge von 90 auf 70 abgenommen. An rund 46 Prozent der verkehrsnahen Messstationen wurde der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel überschritten, an zwei Drittel dieser Stationen mit Werten von mehr als 45 Mikrogramm pro Kubikmeter sogar deutlich. Viele Einwohner seien weiterhin zu viel gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid ausgesetzt, sagte Krautzberger. „Schuld sind vor allem die Diesel-Autos mit hohen Realemissionen, die oftmals erst in den vergangenen Jahren zugelassen wurden und in den Städten unterwegs sind“, betonte sie. Eine Software-Nachrüstung reiche hier nicht aus.
Wie sich bisher von den Kommunen ergriffene Maßnahmen jeweils auf die Luftqualität auswirkten, sei derzeit nicht exakt zu bestimmen, hält das UBA fest. „Die NO2-Messdaten und deren Rückgang bestätigen allerdings, dass Software-Updates und der Rückkauf alter Diesel-Pkw (Umtauschprämie) nur ein begrenztes Minderungspotenzial aufweisen“, heißt es. Dieses liege nach eigenen Berechnungen maximal zwischen zwei und fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
Das UBA hat auch die Belastung durch Feinstaub (PM10) untersucht. Sie war 2017 im Vergleich zum Zeitraum 2005 bis 2016 geringer, nur an der verkehrsnahen Messstation am Stuttgarter Neckartor sei mit 45 Tagen erneut der Grenzwert (PM10-Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an mehr als 35 Tagen im Jahr) überschritten worden. Über dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation, wonach die Werte an höchstens drei Tagen pro Jahr über 50 Mikrogramm liegen dürfen, hätten aber 87 Prozent aller Messstationen in Deutschland gelegen. „Zukünftig ist es verstärkt notwendig, besonderes Augenmerk auf die nicht-verbrennungsbedingten Partikelemissionen aus dem Abrieb von Bremsscheiben, Kupplungen und Reifen zu legen“, rät das UBA.