Streck Transport: Lang-Lkw für klassisches Stückgut
Streck-Geschäftsführer Gerald Penner will drei Lang-Lkw einsetzen. Im Interview mit der Fachzeitung trans aktuell erklärt er, warum er Transporte nicht auf die Schiene verlagert.
trans aktuell: Herr Penner, warum folgt Streck nicht dem politischen Ziel des Stuttgarter Verkehrsministeriums und verlagert Transporte auf die Schiene?
Penner: Von unserer Niederlassung Freiburg aus starten täglich rund 100 Lkw im Fernverkehr. Damit lassen sich in der Tat zwei Züge füllen. Nur fahren diese Lkw in alle Himmelsrichtungen und lösen sich nach etwa 200 Kilometern in Einzeleinheiten auf. Das ist eine Struktur, die die Bahn nicht abbilden kann. Und wer kann es sich leisten, ständig Container umzuladen? Die nötige Infrastruktur mit entsprechenden Bahnhöfen und Umschlaganlagen existiert in der notwendigen Dichte auch gar nicht. Wo eine Direktverbindung nicht möglich ist, müsste die Fracht auf der Bahn entsprechende Umwege in Kauf nehmen, mit allen negativen Konsequenzen hinsichtlich Laufzeit, Kosten und dem Energieverbrauch. Der Lkw kann einfach durchfahren. Das ist umweltfreundlicher, denn auch die Bahnen verursachen ja Emissionen.
Dass die Schiene Marktanteile verliert, liegt also nicht nur an hohen Trassenpreisen und teurem Bahnstrom?
Nein. Die Verkehrsträger Straße und Bahn haben ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen. Die Stärke der Bahn liegt im Massengütertransport, aber die entsprechenden Wirtschaftszweige verschwinden hierzulande zusehends. Werden Kohlekraftwerke abgestellt, die Stahlverarbeitung heruntergefahren oder Papier außerhalb Deutschlands hergestellt, sinkt das Güteraufkommen der Bahn. Ebenso ist die Bahn sehr erfolgreich in den Zu- und Nachläufen von und zu den großen Seehäfen. Auch hier nutzen wir die Bahn, weil das Angebot stimmt. Hierbei darf aber nicht vergessen werden, dass ein Merkmal der florierenden deutschen Wirtschaft die Hidden Champions sind. Diese Unternehmen verteilen sich über ganz Deutschland auch in entlegenere Regionen wie beispielsweise den Schwarzwald. Das sind Strukturen, die per se den Lkw in den Vordergrund rücken, der Flexibilität und Flächenabdeckung mitliefert. Das kann die Bahn nicht. Ich muss ja immer zu einem Umschlagpunkt, wo ich dann große Mengen auf einen Zug bringen kann.
Wenn Streck mit Lang-Lkw fahren dürfte – wie viel Bedarf gibt es und was würde damit transportiert werden?
Ingesamt würde es für uns sicherlich zunächst um zwei oder drei längere Fahrzeuge gehen. Wir würden nichts anderes transportieren als heute auch, nämlich klassisches Stückgut. Es gibt Regionen, die wir täglich mit drei Wechselbrücken bedienen. Diese Relationen würden wir umstellen und drei Gefäße auf einen Lkw bringen. Es fiele also ein Lkw weg. Wir würden auf Hauptverkehrsadern von Speditionsanlage zu Speditionsanlage fahren, nicht durch Dörfer, nicht durch den Schwarzwald. Aber solange es keine andere Lösung gibt, fahren wir eben weiterhin mit drei Lkw statt mit zweien. Es gibt einen technischen Effizienzgewinn, den wir nicht nutzen können, weil ein anderer Verkehrsträger diesen Gewinn nicht hat. Das widerspricht in meinen Augen der Grundordnung unserer Wirtschaft und benachteiligt den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.
Streck Transport hat seinen Hauptsitz in Lörrach. Insgeamt arbeiten 1.160 Mitarbeiter bei Streck. Der Gesamtumsatz lag 2015 eigenen Angaben zufolge bei 250 Millionen Euro.