Pharma-Branche: Unterschiedliche Erwartungen an Logistiker

10. Apr. 2019
Bei Pharmaunternehmen gibt es deutliche Unterschiede in der Zufriedenheit mit den Services sogenannter 4PL- und LLP-Logistikdienstleister.
Dies zeigt die aktuelle Pharma-Management-Radar-Studie des Beratungsspezialisten Camelot Management Consultants. Zu den Studienteilnehmern zählen Führungskräfte aus 70 Prozent der weltweiten Top-20-Life-Sciences-Unternehmen. Fourth Party Logistics Provider (4PL) und Lead Logistics Provider (LLP) stehen für eine sehr umfassende Form des Outsourcings von Logistikaufgaben, die bis zum zentralen Management des gesamten Logistikprozesses von Unternehmen reicht. Oft verfügen diese Dienstleister über moderne und ausgereifte IT-Systeme, die im Kontext von Logistik 4.0 für reibungslose Logistikprozesse unerlässlich sind.
Unterschiedliche Erfahrungen
Die Studie zeigt: Rund ein Drittel der Unternehmen, die in der Vergangenheit logistische Leistungen an 4PL/LLP-Dienstleister ausgelagert haben, würden dies nicht mehr tun oder den Umfang der ausgelagerten Leistungen verringern. 40 Prozent der Studienteilnehmer dagegen möchten den Umfang dieser Dienstleistungen beibehalten oder sogar ausweiten.
Erwartungen klar definieren
Thomas Schnur, Studienleiter und Pharmalogistik-Experte bei Camelot, kommentiert die Studienergebnisse wie folgt: „Die sehr unterschiedlichen Erfahrungen der Pharmaunternehmen in der Zusammenarbeit mit 4PL/LLP-Logistikdienstleistern bedeuten vor allem: Pharmahersteller müssen ihre Erwartungen an diese Dienstleister klar definieren. Die Logistikdienstleister müssen alles dafür tun, um die sich verändernden Erwartungen, die an sie gestellt werden, auch zukünftig zu erfüllen.“
Kontrolle und Transparenz
Pharmaunternehmen erwarten von 4PL/LLP-Dienstleistern vor allem Kontrolle und volle Transparenz über die gesamte Lieferkette. Wichtige Gründe dafür sind die Einhaltung der „Good Distribution Practice (GDP)“-EU-Richtlinien, mehr temperatursensitive Produkte sowie die zunehmende Kundennachfrage nach einer Lieferverfolgung in Echtzeit. Wenn es um die Auswahl von 4PL/LLP geht, achten Pharmaunternehmen insbesondere auf ein GDP-konformes Qualitätsmanagementsystem, Expertise in Integration und Veränderungsmanagement sowie auf eine hohe Kostentransparenz.
Outsourcing-Risiken
Die Frage nach den Gründen, warum Logistik-Dienstleistungen nicht ausgelagert werden sollten, liefert ein überraschendes Ergebnis: Fast 70 Prozent der Studienteilnehmer sehen die Entwicklung einer Logistik-Strategie und die strategische Gestaltung des Supply-Chain-Netzwerks als eine Kernkompetenz an, die sie als solche nicht an Dritte vergeben möchten. Dies ist laut Studie ein Indikator für die steigende Bedeutung der Logistik in der Pharmaindustrie.
Gutes Wissen über 4PL/LLP
Im Unterschied zur Chemiebranche, in der Camelot Management Consultants vor einigen Monaten eine vergleichbare Studie durchgeführt hat, ist der Wissenstand zum Thema Outsourcing von Logistikaufgaben an 4PL/LLP in der Pharmabranche vergleichsweise hoch: 45 Prozent der Befragten (Chemie: 8 Prozent) gaben an, über einen guten Überblick bei 4PL/LLP-Services sowie die angebotenen Leistungen und Anbieter zu verfügen.